Der Täter / Psychothriller
Zähne zusammen und dachte: Ich werde nie wieder ausreichend schnell übers Spielfeld rennen, und innerlich verfluchte er Espy Martinez und ihren unglückseligen Schuss, der ihm diese Schmerzen und diese Hilflosigkeit beschert hatte. Er schlug mit den Händen auf den Rollstuhl und rief sich ins Gedächtnis, dass er ihn nach Schätzung der Ärzte in etwa einem Monat nicht mehr brauchen würde. Er konnte es kaum erwarten, denn bis er wieder mobil war, sah er wenig Chancen, an Geld zu kommen.
Eine Weile käme er klar. Er grinste in sich hinein. Der scheiß Detective hatte recht. Er hatte tatsächlich ein bisschen was gebunkert: Ein Bündel Scheinchen war hinter einer losen Fliese im Bad versteckt, zweihundert Dollar, und noch mal im selben Wert Crack in einem Plastikbeutel; beides hatte er zwischen zwei Rohren so tief nach unten geschoben, dass man es, selbst wenn man die lose Kachel entdeckte, nicht sehen konnte. Man musste wissen, wonach man suchte, und mit dem Arm weit nach unten greifen. Vielleicht gönne ich mir noch einmal den Geschmack und verkaufe dann den Rest. Sobald ich wieder auf den Beinen bin, auch wenn ich noch humple, wird alles gut. Das wird schon wieder. Es ist noch immer gutgegangen.
Er hob die Hand und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er an seinen Notvorrat dachte.
Nur einmal wieder den Geschmack im Mund, wiederholte er innerlich.
Vor seiner Wohnungstür stoppte er. Die letzten Fetzen vom gelben Absperrband der Polizei hingen im zersplitterten Rahmen der Tür. Die Tür selbst war ausgetauscht worden, aber nicht fachgerecht. Er streckte die Hand aus und drückte dagegen. Sie schwang auf.
»Die gottverdammten Junkies haben wahrscheinlich alles gestohlen«, fluchte er laut.
Er drehte sich auf dem Sitz seines Rollstuhls zur Seite und brüllte über die Schulter: »Ihr Mistkerle! Keinen Respekt vor dem Eigentum anderer Leute!«
Es war niemand draußen, der seinen Vorwurf hätte hören können, doch aus irgendeiner entfernten Wohnung hörte er jemanden schreien: »Fick dich!« Und vom entgegengesetzten Ende des Flurs erscholl ein weiterer Ruf: »Halt dein scheiß Maul!«
Er wartete einen Moment, um zu sehen, ob es noch weitere Reaktionen gab, doch die Nachbarn hüllten sich in Schweigen. Er hatte auch niemanden auf der Straße gesehen und war keinem in einem der Flure begegnet. Er fühlte sich allein, was ihm nichts ausmachte, da er das, was hinter der falschen Kachel auf ihn wartete, sowieso mit niemandem teilen wollte.
Er dachte an das, was Walter Robinson gesagt hatte: trautes Heim.
Er stieß die Tür weiter auf und rollte in die Wohnung.
Drinnen war es heiß, als wäre die Schwüle eines ganzen Monats zwischen den Wänden gestaut. Er schlug die Tür hinter sich zu und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus.
Seine Finger erreichten die Wand. Sie wurden von einem eisernen Griff an seinem Unterarm aufgehalten.
Im selben Moment hörte er eine eiskalte Stimme: »Nein, ich glaube, im Moment brauchen wir noch kein Licht, Mr.Jefferson.«
Die Angst hämmerte in ihm wie eine außer Kontrolle geratene Maschine. »Wer sind Sie?«, brachte er stockend heraus.
Die Stimme war um ihn herumgegangen und stand jetzt hinter ihm. Sie lachte kurz auf, bevor sie antwortete. »Aber das wissen Sie doch, nicht wahr, Mr.Jefferson?«
Der Mann schien zu überlegen, dann fragte er: »Sagen Sie’s mir: Wer bin ich?«
Im selben Moment, in dem diese Worte durch die Dunkelheit der Wohnung glitten, wurde Jefferson mit einem Ruck nach hinten gerissen, und er fühlte den muskulösen Arm des Mannes um seine Stirn. Sein Kopf flog nach hinten, so dass sein Hals frei lag. Er schnappte nach Luft und hob reflexartig die Hand, als er wie einen Eiszapfen eine Messerklinge an der Kehle spürte.
»Nein, Mr.Jefferson, nehmen Sie die Hände runter. Bringen Sie mich nicht dazu, Sie zu töten, bevor wir uns unterhalten haben.«
Er bezwang das Verlangen seiner Finger, nach der Klinge zu fassen, und hielt die Hände in der Luft. Langsam ließ er sie auf die Armlehnen des Rollstuhls sinken. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Trotz der lähmenden Angst rasten ihm die Gedanken durch den Kopf, und er suchte verzweifelt nach einer Chance, etwas zu unternehmen. Er machte den Mund auf, um Hilfe zu rufen, dann hielt er inne und presste die Lippen zusammen. Da kommt keiner, egal, was du brüllst, rief er sich ins Gedächtnis. Und vielleicht schneidet der Alte dir die Kehle durch, bevor du das zweite Wort raus hast. Er
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