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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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der hat mich mit Sicherheit gesehen, aber vielleicht doch nicht, er hat nämlich immer nur auf die Wohnung gestarrt und natürlich nicht damit gerechnet, dass da noch jemand ist, der dasselbe macht. Da, wo ich stand, das war wie ein kleines schwarzes Loch, echt stockdunkel, und ich war gut versteckt.«
    »Dann haben Sie ihn nicht kommen gesehen?«
    »Nein, Mann. Der Kerl hat sich wie ein Gespenst bewegt, so verdammt leise. Keine Ahnung, wie lange er da rumgehangen hat, vielleicht’n paar Minuten, vielleicht auch ’ne Stunde, aber mindestens so lange wie ich.«
    »Beschreiben Sie mir, was Sie gesehen haben.«
    »Der Alte ist in null Komma nix über die Terrasse vor der Wohnung der alten Lady. Der Kerl hatte’s drauf, sag ich Ihnen. Kein Muckser. Der macht das nicht zum ersten Mal, das sah ’n Blinder mit’m Krückstock, Mann, der hatte diese Schiebetür so schnell auf, als wär’ sie nicht mal abgeschlossen gewesen. Gab ein ganz kurzes Geräusch, als er das Schloss geknackt hat, dann war er drinnen.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Na ja, zuerst dachte ich, zieh lieber Leine und versuch’s woanders, weil ich mir denken konnte, dass der alte Knabe die Wohnung leer räumt. Der war Profi und hätte bestimmt nix für mich übrig gelassen. Aber ich war auch neugierig, verstehn Sie? Wollte irgendwie auch sehen, was er macht.«
    »Klar, leuchtet ein.«
    »Ich meine, war fast irgendwie, als könnte ich was lernen.« Leroy Jefferson lachte kurz auf. »Mann, hab ich dann ja auch.«
    »Was haben Sie also gemacht?«
    »Hab mich da durch den Garten geschlichen, bis zur Tür. Konnte absolut nix sehen, also bin ich ganz leise rein. In die Küche.«
    »Weil Sie was lernen wollten?«
    »Ja.«
    Im Stillen dachte Robinson: Und nicht etwa, weil du dachtest, du könntest den alten Mann vielleicht um die Ecke bringen, nachdem er dir die Arbeit abgenommen hatte. Du hattest vor, ihn alle zu machen. Kannst froh sein, dass du es nicht versucht hast, denn du wärst so schnell selbst tot gewesen, du hättest nicht mal mehr gemerkt, dass er dich erwischt hat. Doch er forderte ihn nur auf: »Erzählen Sie weiter. Was war dann?«
    »Ich hab sie gehört. Das Geräusch kam aus dem Schlafzimmer. War nicht viel, aber, Mann, ich wusste, was Sache ist. Der Alte brachte sie um. Klang nicht wie ein Kampf, nicht mal ein richtiges Handgemenge. Ging unheimlich schnell, der Kerl schien immer noch genau zu wissen, was er machte. Sie hat so was wie ’nen Schrei ausgestoßen, aber nicht mal laut, und das war’s dann. Ich hab auch ’ne Katze gehört, so ’n Miauen, das hab ich auch gehört. Ich schleich mich also in die Ecke und versuch, immer in Deckung zu bleiben, ja? Ich denke, Shit, Mann, der murkst die alte Lady ab, bloß raus hier, aber bevor ich mich rühren kann, sehe ich den Kerl wieder. Vielleicht einen Meter von mir entfernt, Mann, war der schnell, aber genauso leise wie davor, und schon ist er zur Tür raus, ab und davon.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Na ja, ich hab sofort meinen Kopf zur Tür reingesteckt und gesehen, wie die alte Lady da in ihrem zerknüllten Bettzeug liegt. War nicht viel Licht da drinnen, nur das von der Straße, wissen Sie, durchs Fenster, aber genug, um das Schmuckkästchen zu sehen, also hab ich mir ein paar Sachen geschnappt.«
    »Sie hatten es eilig?«
    »Klar, Mann, du liebe Zeit, wollte nur da raus. Aber, na ja, dank diesem alten Wichser hatte ich leichte Beute, und immerhin war ich ja deswegen da, also, was soll ich sagen, ich wollte die Gelegenheit nutzen. Muss allerdings zu viel Lärm mit den Schubladen gemacht haben und so, denn in dem Moment hab ich oben Türen gehört und dann Schritte, und dann klopft jemand an die Tür. Dachte mir, besser nichts wie weg, also hab ich mir ein paar Sachen gekrallt, ziemlich wahllos, wissen Sie, einfach so viel, wie in diesen Kissenbezug passte, und bin raus. Hätte besser nicht so verdammt gierig sein sollen, was? Wär ich gleich abgehauen, als es klopfte, hätte mich keiner gesehen. Aber, wenn man ein bisschen Knete machen will, denkt man manchmal nich gradeaus.«
    »Die Halskette?«
    »Ach so, ja. Die hab ich beim Rausgehen entdeckt. Hab diese Diamanten gesehen. Mann, die haben selbst im Dunkeln gefunkelt. Dachte mir, da krieg ich was für, also hab ich es ihr schnell vom Hals gerissen.«
    Walter Robinson notierte im Kopf: Kratzer postmortem aufgeklärt.
    »Und was war dann?«
    »Der verfluchte alte Knacker von der Wohnung drüber sieht mich türmen. Bekommt mein

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