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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Silver und Mrs.Frieda Kroner«, stellte der Rabbi vor. Winter ging auf sie zu und schüttelte ihnen die Hände. Mrs. Kroner, eine untersetzte Frau, die zu einer weißen Hose einen lose fallenden Pullover trug, in dem sie doppelt so breit wirkte wie der Rabbi, setzte sich augenblicklich wieder hin und goss Simon Winter eine Tasse Kaffee ein. Mr.Silver war ein kleiner, runder, fast kahlköpfiger Mann, der, kaum, dass er wieder Platz genommen hatte, nervös mit den Fingern auf den Knien trommelte. Winter sah sich einen Moment um. Er bemerkte ein Bücherregal und überflog die Titel. Es gab einiges an Judaica, eine große Anzahl Bücher über den Holocaust, dazwischen hier und da ein paar zeitgenössische Thriller und Schauerromane. Der Rabbi folgte seinem Blick und erklärte:
    »Die meiste Zeit verbringe ich mit dem Studium, Mr.Winter. Ich versuche, die Ereignisse zu verstehen, an denen auch ich einen, wenngleich unbedeutenden Anteil hatte. Meine Pensionszeit habe ich dieser Arbeit gewidmet. Aber manchmal lese auch ich gerne etwas von Stephen King. Ich finde das gar nicht so schrecklich. All diese übernatürlichen Monster und bösen Dinge, über die er schreibt, die können ja nicht wirklich existieren, nicht wahr? Sie sind nicht real, aber er schafft den Eindruck, als ob sie es wären, und das ist wirklich faszinierend. Wer ließe sich denn nicht gerne ab und zu ein paar Schauer einjagen? Das ist unterhaltsam.«
    »Ja, ich denke schon«, pflichtete Winter bei.
    »An manchen Abenden ist es viel leichter, Mr.Winter, von entsetzlichen Ereignissen zu lesen, die der Phantasie eines Mannes entsprungen sind, als das Grauen zu studieren, das tatsächlich passiert ist.« Er wies auf eine Reihe Bücher, die sich mit der Schoah beschäftigten.
    Der Detective nickte.
    »… oder immer noch passiert«, fügte der Rabbi hinzu.
    Mit einer stummen Geste lud er ihn ein, in einem Sessel Platz zu nehmen. Mrs.Kroner reichte ihm die Tasse schwarzen Kaffee. Sie fragte nicht, ob er ihn mit Zucker oder Sahne wollte. Er bemerkte, wie Irving Silver hin und her rutschte und sich nach vorne beugte. Seine Hände zitterten ein wenig, und so klirrte es leise, als er seine Tasse abstellte. Winter sah, wie der Mann den Rabbi mit einem eindringlichen, auffordernden Blick anstarrte und dabei im blassen Gesicht alle Muskeln anspannte. Der Rabbi nickte und bat: »Also, dann erzählen Sie es doch, Mr.Winter. Erzählen Sie uns, was Sophie Ihnen gesagt hat.«
    Der Rabbi hatte eine seltsame Intonation: Er begann seine Sätze in einem rauhen, tiefen Ton und erhob die Stimme mit jedem weiteren Wort, bis seine Frage am Ende schrill und fordernd klang.
    »Ich kann nur wiederholen, was ich Ihnen am Telefon gesagt habe, Rabbi. Sie kam in Panik zu mir. Sie glaubte, diesen Mann gesehen zu haben, an den sie sich aus der Zeit in Deutschland vor fünfzig Jahren erinnern konnte. Sie hatte das Gefühl, es sei ihre Pflicht, Sie alle drei zu warnen. Und dann wurde sie später in derselben Nacht ermordet …«
    »Ja, ja. Der Junkie«, unterbrach ihn Mr.Silver. Seine Stimme klang gepresst. »Nennen sie nicht einige Süchtige immer noch so? Wir lesen darüber in der Zeitung. Es kam auch in den Neun-Uhr-Nachrichten. Er ist eingebrochen, dann hat er sie getötet und ein paar Sachen gestohlen! Jetzt sucht die Polizei nach ihm! Der Schattenmann wurde mit keiner Silbe erwähnt!«
    Rabbi Rubinstein funkelte Irving Silver missbilligend an und fragte Winter: »Wie sicher war Ihrer Meinung nach Sophie, möge sie in Frieden ruhen, in Bezug auf den Mann, den sie gesehen hat?«
    Als er in die drei äußerst gespannten Gesichter sah, zögerte Winter mit seiner Antwort. Er hatte das Gefühl, in einen Streit hineingeraten zu sein, der vielleicht schon seit Wochen andauerte.
    »Als sie bei mir anklopfte, schien sie so verstört, dass sie sich ihrer Sache wohl ziemlich sicher war. Sowie sie sich etwas beruhigte, kamen ihr aber offenbar gewisse Zweifel.«
    An dieser Stelle schwieg er.
    »Seht ihr?«, verkündete Irving in schneidendem Ton. »Sie hatte gewisse Zweifel! Keiner von uns weiß es mit Bestimmtheit!«
    Der Rabbi schüttelte langsam den Kopf. »Irving, bitte. Lassen Sie Mr. Winter ausreden. Üben Sie Nachsicht mit uns, Mr. Winter. Wir wollen einfach nicht glauben, dass dieser Mann unter uns ist. Hier und heute.«
    »Er müsste tot sein!«, warf Mr.Silver hastig ein. »Das ist doch ganz klar. Und wieso gerade hier? Nein, er muss tot sein! Er kann unmöglich durchgekommen

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