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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hielten und links und rechts herumschwangen. Als Erstes entdeckten sie Leroys Freundin, die nackt und kreischend mitten im Zimmer stand. Sie schleuderte ihnen ein Küchenglas entgegen, das hinter ihnen an der Wand zerbrach; einer der Beamten von der städtischen Polizei ging in die Hocke und schoss auf sie. Er verfehlte sie um ein, zwei Zentimeter neben dem Ohr, so dass die Kugel unter einer weißen Staubwolke hinter ihr in die Rigipswand drang. Juan Rodriguez besaß so viel Geistesgegenwart, die Schusshand des Kollegen zu packen und nach unten zu drücken, damit er nicht noch einmal abdrückte. Dabei schrie er vor Wut zusammenhangslose Brocken in zwei Sprachen.
    Walter Robinson sah sich um. In dem Durcheinander kostete es Mühe, sich zu orientieren. Nur ein Gefühl sagte ihm, dass der Verdächtige nicht mehr da war. Er drehte sich zu der nackten Freundin um, die mit aufgerissenen Augen reglos dastand und nicht einmal versuchte, ihre Blöße zu bedecken, als könnte sie nicht fassen, dass auf sie geschossen worden war und sie trotzdem noch lebte.
    »Wo ist er?«, brüllte Robinson.
    Sie starrte ihn ausdruckslos an.
    »Wo steckt er?«, schrie Robinson noch einmal. Diesmal machte sie eine Bewegung mit dem Kopf, und er folgte ihrem Blick Richtung Badezimmer.
    »Verdammt«, fluchte er tonlos. Wie ein Hochspringer vor der Latte machte er einen Satz und drückte sich an die Wand neben der verschlossenen Tür. Behutsam drehte er den Knauf. Abgeschlossen. Er holte ein einziges Mal tief Luft und trat zurück, bevor er mit aller Kraft gegen die billige, dünne Tür trat.
    Sie flog sofort auf.
    Er sprang in das winzige Bad und sah im selben Moment das aufgebrochene Fenster. Er warf einen Stuhl zur Seite, der als Werkzeug gedient hatte, war mit einem Satz in der feuchten Wanne, wo er Mühe hatte, nicht auszurutschen, bis er sich an der Fensterbank festhalten konnte. Er spähte genau zu der Stelle in der Dunkelheit, an der die beiden jungen Polizisten hätten stehen müssen, doch stattdessen sah er nur, wie sich dort unten schemenhaft die Gestalt von Leroy Jefferson vom Boden erhob. Das schwache graue Licht ließ undeutlich erkennen, dass er eine Waffe in der Hand hielt.
    »Keine Bewegung!«, brüllte Robinson.
    Jefferson drehte sich zum Fenster um, machte kehrt und rannte davon.
    »Verflucht noch mal!«, schrie Robinson. »Der Wichser ist runtergesprungen.«
    Im selben Moment wurde ihm klar, dass sich dort draußen sonst nur noch Espy Martinez befand.
    »Gott im Himmel!«, entfuhr es ihm. »Achtung, Espy!«, brüllte er hilflos durch das zerbrochene Fenster. Dann fuhr er herum und rannte verzweifelt zur Eingangstür.
     
    Am Rande der Dunkelheit hielt es Espy Martinez nicht länger aus. Sie machte einen Schritt Richtung Haus, als sie Walter Robinsons Warnung hörte, die so wie der übrige Lärm irgendwo aus der Nacht zu kommen schien und sie nur noch mehr verwirrte.
    Achtung – wovor?
    Von den parkenden Polizeifahrzeugen aus hatte sie den Sturm auf die Wohnung verfolgt; die Aktion hatte sich vor ihren Augen abgespielt wie eine Theatervorstellung in einer Sprache, die sie nicht verstand. Die Schüsse, die Schreie, die Hammerschläge gegen die Tür – das alles sagte ihr nur, dass etwas schiefgelaufen war, doch was und wie konnte sie von ihrer Warte aus nicht erkennen.
    Wieder trat sie vor. Es schien ihr wichtig, nicht tatenlos dazustehen. Sie spürte, wie der Drang zu handeln, übermächtig wurde und sich gegen die lähmende Angst aufbäumte.
    Mitten im Tumult der widerstreitenden Gefühle sah sie plötzlich, wie eine schattenhafte Gestalt mit Riesenschritten auf sie zukam.
     
    Leroy Jefferson sprintete barfuß über den rauhen Boden aus Schotter und Zement im Eingangsbereich der King Apartments. Er wusste nicht, in welche Richtung er rennen sollte, und folgte nur seinem Fluchtinstinkt. Glasscherben stachen ihm in die Sohlen, doch er merkte es kaum.
    Für Sekunden blitzte die Erinnerung auf, wie er, den Ball in beiden Händen, vor allen anderen zum Korb sprintete. Die Rufe der Polizisten hinter ihm drangen wie von fern an sein Ohr und mischten sich mit dem Jubel der dichten Zuschauerreihen. Die Luft schien ihm wie ein Tropensturm um den Kopf zu wirbeln, der zeigen wollte, was in ihm steckt. Zu seinem Staunen stellte er fest, dass ihm zum ersten Mal seit Monaten nicht heiß war.
    Die Gestalt, die plötzlich vor ihm auftauchte, hielt er für ein Trugbild.
    Er sah, dass es eine Frau war; dass sie sich duckte und etwas in den

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