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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Sie vermutlich wissen.«
    »Ich...«
    »Danach habe ich den Rest des Tages allein verbracht. Ich bin ins Kino gegangen.«
    »Ganz allein?«
    »Man wird nicht abgelenkt. Ich gehe meistens allein. Es war ein Film von Jafar Panahi -
    dem iranischen Regisseur. Kennen Sie den Film. .« Er hielt inne. »Ach, nichts. Schon gut.«
    »Haben Sie das Ticket noch?«
    »Nein.. Nach dem Kino bin ich bei einigen Geschäften vorbeigegangen und so gegen achtzehn Uhr nach Hause gekommen. Ich habe hier angerufen, ob ich benötigt werde, aber die Kisten liefen ohne Probleme. Ich habe dann mit einem Freund zu Abend gegessen.«
    »Haben Sie am Nachmittag eine Ihrer Kreditkarten benutzt?«
    Er fuhr hoch. »Es war bloß ein Schaufensterbummel. Ich habe einen Kaffee und ein Sandwich gekauft. Und bar bezahlt. .« Er beugte sich vor. »Ich glaube kaum, dass Sie jedem all diese Fragen gestellt haben«, flüsterte er schroff. »Ich weiß, was Sie von uns denken. Sie glauben, wir würden Frauen wie Tiere behandeln. Ich kann es nicht fassen, dass Sie mir allen Ernstes unterstellen, ich hätte jemanden vergewaltigt. Das ist barbarisch. Und Sie sind beleidigend!«
    Pulaski senkte beschämt den Blick. »Nun, Sir, wir fragen tatsächlich jeden, der Zugriff auf innerCircle hat, wo er gestern gewesen ist. Einschließlich Mr. Sterling. Wir machen nur unsere Arbeit.«
    Mameda beruhigte sich ein wenig, geriet aber sofort wieder in Wut, als Pulaski sich nach seinem Aufenthalt während der anderen Morde erkundigte. »Ich habe keine Ahnung.« Dann verweigerte er jede weitere Aussage, nickte grimmig, stand auf und ging hinaus.
    180
    Pulaski versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. Verhielt Mameda sich nun, als sei er schuldig, oder nicht? Er war sich nicht sicher. Vor allem aber fühlte er sich überrumpelt.
    Streng dich mehr an, schalt er sich innerlich.
    Der zweite Angestellte, Shraeder, war das genaue Gegenteil von Mameda: ein reiner Computerfreak. Er wirkte zerstreut, mit schlecht sitzender, zerknitterter Kleidung und Tintenflecken an den Händen. Seine Brille war eulenhaft groß, die Gläser verschmiert.
    Ganz eindeutig nicht der typische SSD-Mitarbeiter. Während Mameda sich angegriffen gefühlt hatte, schien Shraeder lediglich nicht ganz bei der Sache zu sein. Er entschuldigte sich für seine Verspätung - obwohl er pünktlich war - und erklärte, er habe mitten in der Arbeit an einem Patch gesteckt. Dann fing er an, die Einzelheiten zu schildern, als hätte der Cop einen Abschluss in Informatik. Pulaski unterbrach ihn und kam auf das eigentliche Thema zu sprechen.
    Als Shraeder von den Morden hörte, schien er überrascht zu sein - oder täuschte es zumindest vor. Seine Finger zuckten die ganze Zeit, als würde er auf einer imaginären Tastatur tippen. Er brachte sein Mitgefühl zum Ausdruck und erwiderte dann auf die Fragen des jungen Beamten, dass er sich oft in den Datenarealen aufhalte und Dossiers herunterladen könne, es aber niemals getan habe. Und auch er war überzeugt, dass niemand sich Zugang zu seinen Passwörtern verschafft haben könnte.
    Was den Sonntag anging, habe er ein Alibi - er sei gegen dreizehn Uhr ins Büro gekommen, um an den Folgen eines großen Problems vom Freitag zu arbeiten. Auch diesmal setzte er zu einer technischen Erklärung an, aber Pulaski schnitt ihm das Wort ab. Shraeder ging zu dem Computer in der Ecke des Konferenzraums, tippte etwas ein und drehte den Bildschirm, sodass Pulaski einen Blick darauf werfen konnte. Es handelte sich um die Erfassung von Shraeders Arbeitszeiten. Der Mann hatte sich am Sonntag tatsächlich um zwölf Uhr achtundfünfzig eingestempelt und war bis nach siebzehn Uhr geblieben.
    Da Shraeder zum Zeitpunkt von Myras Ermordung hier gewesen war, verzichtete Pulaski darauf, ihn nach den anderen Verbrechen zu fragen. »Ich schätze, das dürfte alles sein. Danke.«
    180
    Der nervöse Mann ging. Pulaski lehnte sich zurück und sah zu einem der schmalen Fenster hinaus. Seine Hände waren feucht, sein Magen zu einem Knoten verkrampft.
    Er nahm sein Mobiltelefon. Jeremy, der mürrische Assistent, hatte recht. Kein Empfang. Verdammt! »Hallo.«
    Pulaski zuckte zusammen und fuhr erschrocken herum. Im Eingang stand Mark Whitcomb mit mehreren gelben Notizblöcken unter dem Arm und zwei Tassen Kaffee in den Händen. Er hob eine Augenbraue. Neben ihm wartete ein etwas älterer Mann mit frühzeitig angegrautem Haar. Pulaski nahm an, dass es sich um einen SSD-

    Angestellten handelte, denn er trug

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