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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Nase binden.«
    »Allerdings. Okay, ich lasse Sie jetzt in Ruhe. Kommen Sie hier zurecht?«
    »Ich werd's schon schaffen.«
    »Falls es Sie noch mal in diese Schlangengrube verschlägt, schauen Sie ruhig bei mir herein«, sagte Whitcomb. »Mach ich.«
    »Oder wir treffen uns mal in Astoria. Auf einen Kaffee. Mögen Sie griechisches Essen?«
    »Sehr sogar.«
    Pulaski fragte sich, wann er zum letzten Mal mit einem Freund weggegangen war.
    Nach der Kopfverletzung hatte er einige Bekanntschaften einschlafen lassen, weil er unsicher war, ob die Leute sich in seiner Gesellschaft wohlfühlten. Er würde gern mal wieder mit einem anderen Kerl rumhängen, ein Bier trinken und vielleicht einen Actionfilm ansehen, woran Jenny größtenteils keinen Spaß hatte.
    Nun ja, er würde später darüber nachdenken - natürlich erst nach dem Abschluss der Ermittlungen.
    Als Whitcomb gegangen war, schaute Pulaski sich um. Es schien niemand in der Nähe zu sein. Aber er wusste noch, dass Mameda nervös zu einer Stelle hinter ihm geblickt hatte. Ihm fiel eine Dokumentation ein, die kürzlich im Fernsehen gelaufen war. Darin war es um ein Spielkasino in Las Vegas gegangen - und um die Überwachungskameras in praktisch jedem Winkel. Er erinnerte sich außerdem an den Wachmann auf dem Gang und den Reporter, dessen Leben ruiniert war, weil er bei SSD herumgeschnüffelt hatte.
    Tja, Ron Pulaski hoffte wirklich, dass es hier drinnen keine 184
    Kameras gab. Denn sein heutiger Auftrag beinhaltete sehr viel mehr als nur die Abholung der CD und die Befragung der Verdächtigen; Lincoln Rhyme hatte ihn hergeschickt, damit er in die wahrscheinlich sicherste Computeranlage von New York City einbrach.

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    . Sechsundzwanzig
    Der neununddreißigjährige Miguel Abrera saß in dem Cafe gegenüber dem Grauen Felsen, nippte an seinem starken, süßen Kaffee und blätterte in einer Broschüre, die man ihm kürzlich zugeschickt hatte. Es handelte sich um den jüngsten einer Reihe ungewöhnlicher Vorfälle in seinem Leben. Die meisten davon waren lediglich seltsam oder lästig; dieser hier war beunruhigend.
    Miguel überflog den Text ein weiteres Mal. Dann klappte er das Faltblatt zu, lehnte sich zurück und sah auf die Uhr. Ihm blieben noch zehn Minuten, bis er weiterarbeiten musste.
    Miguel war ein Wartungsmonteur, wie SSD das nannte, aber er selbst sagte stets, er sei Hausmeister. Wie auch immer die Bezeichnung lauten mochte, seine Aufgaben waren nun mal die eines Hausmeisters. Er leistete gute Arbeit, und er mochte seinen Job.
    Warum sollte er sich dafür schämen, auch so genannt zu werden?
    Er hätte seine Pause im Gebäude verbringen können, aber der kostenlose Kaffee, den SSD anbot, war miserabel, und es gab nicht mal richtige Milch oder Sahne dazu.
    Außerdem plauderte Miguel nicht gern, sondern hatte zum Kaffee lieber seine Ruhe, um Zeitung zu lesen. (Allerdings fehlte ihm das Rauchen. Er hatte den Zigaretten in der Notaufnahme abgeschworen, und obwohl Gott ihm seinen Teil der Übereinkunft schuldig geblieben war, hatte Miguel nicht wieder angefangen.) Ein Kollege betrat das Cafe, Tony Petron, ein dienstälterer Hausmeister, der in der Chefetage arbeitete. Die Männer nickten einander zu, und Miguel befürchtete schon, der andere wolle sich zu ihm gesellen. Aber Petron setzte sich allein in eine Ecke und las E-Mails oder andere Nachrichten in seinem Mobiltelefon. Miguel nahm sich schon wieder die Broschüre vor, die an ihn persönlich adressiert war. Dann trank er noch einen Schluck von dem süßen Kaffee und dachte an die anderen außergewöhnlichen Dinge, die sich in letzter Zeit zugetragen hatten.
    Zum Beispiel seine Arbeitszeiten. Bei SSD ging man einfach
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    durch das Drehkreuz, und der Firmenausweis verriet dem Computer, wann man kam und wann man ging. Doch im Verlauf der letzten Monate hatte es einige Abweichungen gegeben. Miguel arbeitete stets vierzig Stunden pro Woche und wurde auch stets für vierzig Stunden bezahlt. Aber als er zufällig mal einen Blick auf seine Abrechnung geworfen hatte, waren ihm Fehler aufgefallen. Dort stand, er sei früher gekommen und gegangen, als es tatsächlich der Fall gewesen war. Oder er habe an einem Werktag gefehlt und dafür an einem Samstag gearbeitet. Aber das hatte er noch nie. Als er seinen Vorgesetzten auf die Irrtümer hinwies, hatte der bloß die Achseln gezuckt. »Vielleicht ein Softwarefehler. Solange die Anzahl der Stunden stimmt, ist es doch egal.«
    Dann die Sache mit seinem Girokonto. Vor

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