Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
unheimliche Fähigkeit, seine Opfer auszuspionieren, alles über sie in Erfahrung zu bringen und in ihre Nähe zu gelangen.
    Sie wollte die Spuren sichern und Pam so schnell wie möglich von hier wegbringen.
    Unter Anleitung des Teenagers untersuchte Sachs die Stellen, auf die der Täter getreten war, fand aber keinerlei Beweise. Der Unbekannte hatte entweder Handschuhe getragen oder keine aufnahmefähigen Oberflächen berührt, und die Kleberoller erbrachten keine fremden Partikel.
    »Wo ist er nach draußen gelangt?«, fragte Sachs.
    »Ich zeig's dir.« Pam sah ihr ins Gesicht. Offenbar konnte man dort ablesen, dass Amelia zögerte, das Mädchen weiteren Gefahren auszusetzen. »Das ist besser, als wenn ich es dir einfach nur sage.«
    Sachs nickte, und sie gingen in den Garten. Dort sah sie sich sorgfältig um und fragte den uniformierten Kollegen: »Haben Sie irgendetwas gesehen?«
    »Nein. Aber lassen Sie sich gesagt sein, wenn Sie glauben, dass jemand Sie beobachtet, sehen Sie auch ständig jemanden, der Sie beobachtet.«
    »Ich werd's mir merken.«
    Er wies mit dem Daumen auf eine Reihe dunkler Fenster jen
    265
    seits der Gasse und dann in Richtung einiger dichter Azaleen und Buchsbaumsträucher. »Die hab ich überprüft. Nichts. Aber ich halte weiter die Augen auf.« »Danke.«
    Pam führte Sachs zu dem Weg, den 522 auf der Flucht eingeschlagen hatte, und Sachs fing an, das Gitternetz abzuschreiten. »Amelia?« »Ja?«
    »Ich hab mich ganz schön arschig benommen, du weißt schon. Was ich gestern zu dir gesagt habe. Ich war bloß auf einmal so verzweifelt oder so. Voll in Panik. . Ich schätze, was ich sagen will, ist: Es tut mir leid.«
    »Du warst der Inbegriff der Selbstbeherrschung.«

    »So hat es sich aber nicht angefühlt.«
    »Die Liebe macht merkwürdige Sachen mit uns, Kleines.«
    Pam lachte.
    »Lass uns später darüber reden. Vielleicht heute Abend, je nachdem, wie der Fall läuft.
    Wir holen uns was zu essen.« »Okay, gern.«
    Sachs setzte ihre Untersuchung fort und bemühte sich, ihr Unbehagen zu verdrängen, das Gefühl, 522 sei noch da. Die Suche blieb jedoch wenig erfolgreich, trotz aller Anstrengung. Der Untergrund bestand hauptsächlich aus Kies, und sie fand keine Fuß-spuren, abgesehen von einer neben dem Tor, bei dem er vom Hinterhof auf die Gasse gelangt war. Der Abdruck umfasste jedoch nur den Vorderteil des Schuhs - der Täter war gerannt - und war nutzlos. Frische Reifenspuren fand Sachs nicht.
    Als sie in den Garten zurückkehrte, fiel ihr im Efeu und Immergrün, das den Boden bedeckte, ein kleiner weißer Fleck auf - genau an der Stelle, an der dem Täter etwas aus der Tasche gefallen sein konnte, als er sich über das geschlossene Tor schwang.
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Vielleicht.« Mit einer Pinzette hob Sachs ein kleines Stück Papier auf. Sie ging in die Wohnung, besprühte das Rechteck mit Ninhydrin, setzte eine eingefärbte Brille auf und hielt es unter eine alternative Lichtquelle. Keine Fingerabdrücke. Sie war enttäuscht.
    266
    »Hilft es euch weiter?«, fragte Pam.
    »Könnte sein. Es wird uns vermutlich nicht zu seiner Haustür führen. Aber das ist meistens so.« Sie lächelte. »Wenn Spuren so eindeutig wären, würde man keine Leute wie Lincoln und mich brauchen, oder? Ich nehme mir dieses Ding noch genauer vor.«
    Sachs holte ihren Werkzeugkasten und eine Bohrmaschine und verschraubte das aufgebrochene Fenster mit dem Rahmen. Dann schloss sie alles ab und schaltete die Alarmanlage ein.
    Sie hatte zuvor bereits kurz mit Rhyme telefoniert, um ihn wissen zu lassen, dass es Pam gut ging, aber nun wollte sie ihn über die mögliche Spur informieren. Sachs nahm ihr Telefon vom Gürtel. Doch noch bevor sie eine Taste drückte, blieb sie am Bordstein stehen und sah sich um.
    »Was ist denn, Amelia?«
    Sie steckte das Telefon wieder ein. »Mein Wagen.« Der Camaro war weg. Sachs erschrak. Ihr Blick suchte beständig die Umgebung ab, ihre Hand griff nach der Glock.
    War 522 hier? Hatte er den Wagen gestohlen?
    Der Streifenbeamte kam soeben aus dem Garten nach vorn. Sie fragte ihn, ob er etwas gesehen habe.
    »Das Auto, das alte? Das war Ihres?«
    »Ja, ich befürchte, der Täter hat es gestohlen.«
    »Tut mir leid, Detective, ich glaube, es wurde abgeschleppt. Hätte ich gewusst, dass es Ihnen gehört, hätte ich was gesagt.«
    Abgeschleppt? Vielleicht hatte sie vergessen, die NYPD-Parkerlaubnis auf das Armaturenbrett zu legen.

    Sie und Pam gingen die Straße hinauf zu

Weitere Kostenlose Bücher