Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
schaffen macht“, sagte George.
Alex trank seinen Scotch mit Eis. Als er das Glas erhob, tat George es ihm gleich. Die Flüssigkeit bahnte sich einen feurigen Weg durch seine Kehle, bis hinunter in seinen Magen.
„Lisa und Lilly sind unsere einzigen Verwandten“, fuhr George fort.
Alex verstand, dass George sich ihnen gegenüber verantwortlich fühlen musste. Aber er hatte seinen Frieden mit Lisa geschlossen, war von ihr akzeptiert worden. Und das würde er auch geltend machen.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen Ihren Sohn nicht lebend zurückbringen konnte. Und, Gott ist mein Zeuge: Wenn ich es könnte, würde ich sofort mit ihm tauschen. Aber wenn Lisa mich hierhaben will, werde ich sie nicht mehr verlassen.“
George lehnte sich zurück. „Ich habe das auch ganz im Guten gemeint, Alex. Sie haben uns ein Glück zurückgebracht, dass wir für immer verloren geglaubt haben, und dafür möchte ich Ihnen danken.“
Alex nippte an seinem Drink. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Wenn Sie ein Teil von Lisas und Lillys Leben sein möchten, dann heißen wir Sie in unserer Familie herzlich willkommen.“
Damit drückte er ihm die Hand. Die Wärme dieser Berührung kroch durch seine Finger, wanderte seinen Arm hinauf, erfasste seine Schultern bis hinauf in den Kopf.
Zum ersten Mal seit dem Tag, an dem seine Eltern gestorben waren, hatte Alex einen brennenden Klumpen in seiner Kehle.
Er hätte nicht antworten können, selbst wenn er es gewollt hätte. Nicht, ohne vor einem anderen erwachsenen Menschen anzufangen zu weinen.
„Ich würde gerne noch mehr Geschichten hören, wenn Sie bereit dazu sind. Geschichten von William. Und allem, was Sie beide dort drüben alles erlebt haben.“
Alex stand auf, das Glas fest mit seinen Fingern umschlossen. Er schluckte den Klumpen hinunter und senkte den Kopf.
Vor dem Fenster war nichts als Dunkelheit zu erkennen. Ihm war das gerade recht. Alex fuhr sich über das Gesicht und drängte nun endgültig die Tränen zurück.
Jetzt fühlte er sich schon etwas leichter.
„William hat sich für mich in den Kugelhagel geworfen, George. Dafür werde ich ihm für immer dankbar sein.“
Alex schloss die Augen, während sich die Erinnerung erneut vor seinem inneren Auge abspielte. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte er den Wunsch, über den Verlust seines Freundes zu sprechen. Darüber, wie viel ihm seine Kameraden bedeutet hatten. Dass er diese Erinnerungen niemals aufgeben wollte, selbst wenn er es könnte.
Und das wurde auch höchste Zeit.
Lisa zog das Laken bis zu ihrem Kinn und versuchte, ihre Gedanken auszuschalten.
Der heutige Tag war besser verlaufen, als erhofft. Der Segen von Sally und George bedeutete ihr sehr viel, aber das war längst nicht alles.
Die Wandlung, die Lilly vollzogen hatte, war außergewöhnlich und aufregend. Doch sie bereitete ihr auch einige Sorgen. Was, wenn Alex doch irgendwann abreiste und ihr Zustand danach wieder schlimmer wurde? Dieser Gedanke erzeugte in ihr eine Angst, die ihren ganzen Körper erfasste.
Ursprünglich hatten sie sich auf ein paar Wochen geeinigt. Inzwischen hatte Alex jedoch zugestimmt, länger zu bleiben.
Auch in Alex hatte sich heute irgendetwas verändert. Und der Auslöser war nicht nur das Treffen mit Williams Eltern gewesen. Sie wusste nicht genau, was es war. Doch sie spürte eine Veränderung in seiner Seele, die noch tief greifender war, als die Wandlung, die sie nach dem Besuch von Williams Grab bei ihm bemerkt hatte.
Sie wollte ihn jedoch nicht nur wegen Lilly bei sich haben. Vielmehr wollte sie sehen, ob es ihnen gelang, eine Beziehung aufzubauen. Ob sie zusammen sein konnten, ohne dass William oder irgendetwas anderes von Beginn an zwischen ihnen stand und alles kaputt machte.
Aber vielleicht war diese Hoffnung vergebens. Sie wäre nicht überrascht, wenn sie morgen nach dem Aufwachen erfahren musste, dass Alex gegangen war.
Und das wäre nicht nur für Lilly schmerzlich.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Ein Knarren. Hastig setzte sie sich im Bett auf, ihr Rücken steif wie ein Brett.
Irgendjemand war im Haus.
Lautlos stieg sie aus dem Bett, griff nach dem Baseballschläger, der im Schrank verstaut war. Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster. Bei Alex brannte noch immer Licht. Er war also noch wach. Notfalls konnte sie ihn anrufen.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinunter, während sie in die Stille lauschte. Das Geräusch im Erdgeschoss war kaum zu hören.
Sie ging
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