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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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verging.
    »Julian«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass es Zigarettenasche ist.«
    »Natürlich ist es Zigarettenasche! Was zum Teufel sollte es sonst sein?«
    Ich wusste, was es war. Ich war jedes Mal hindurchgelaufen, wenn ich zum See gegangen war. Ich hatte mich gewundert, wie schwer es war, wie ölig. Irgendetwas hatte die Asche
hierhergebracht. Aber wann? Und wie? »Vielleicht hat eine Eidechse sie hereingeschleppt«, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu Julian.
    »Eine Eidechse? Ist das dein Ernst?«
    Eigentlich nicht. Ich wollte diesen Aschefleck nur zu etwas Normalem, etwas Irdischem machen. Ich hoffte, seine Ähnlichkeit mit einer sechsfingrigen Hand würde sich als Einbildung entpuppen. Es bedeutete nicht, dass mich das, was ich hinter mir gelassen hatte, bis hierher verfolgte.
    »Nun«, sagte ich, »es sieht einfach nicht so aus, als würde es von einer Zigarette stammen.«
    »Was sollte eine Eidechse hier oben wollen? Wo sollte sie in Asche getreten sein? Hier gibt es keine Asche …«
    Der Leutnant hatte aufgehört zu schreien. »Was hat er gesagt?« , fragte er Julian.
    Julian übersetzte. Dann fing der Leutnant an zu erklären. Er sprach ernst und ziemlich ausführlich, sah sowohl mich als auch Julian an, obwohl es alles auf Hebräisch war und ich kaum ein Wort verstand. Als der Leutnant fertig war, wandte sich Julian zu mir um.
    »Er sagt, es war vermutlich eine Eidechse«, erklärte Julian. Er hatte sich fast wieder beruhigt, obwohl seine Stimme noch immer zitterte. »Er sagt, die Eidechsen sind hier überall, und sie könnten sogar auf diesen Turm geklettert sein, und in manchen Teilen des Machtesch findet sich dunkelsandige Erde, die ganz ähnlich wie Asche aussieht, und … na ja, also, das sagt er jedenfalls.«
    »Ja«, sagte ich. Mein Herzrasen hatte nachgelassen, und mir war nicht mehr, als müsste ich mich übergeben. »Wahrscheinlich war es eine Eidechse.«
    Der Leutnant zog ein Taschentuch aus seiner hinteren Hosentasche und wischte den Fleck von der Wand.

KAPITEL 36
    »Die Vorhänge fransen also aus?«, sagte ich an jenem Abend zu Julian.
    »Überall um uns herum«, erwiderte er. »Wohin man sich auch wendet, sind sie fadenscheinig, kurz vorm Zerreißen. Siehst du es denn nicht? Spürst du es nicht?«
    In diesem Moment spürte ich es nicht. Die Flasche Maccabee-Bier, die ich in der Hand hielt, schien mir beruhigend normal. Die Sterne leuchteten über uns in altbekannten Mustern. Sie waren nicht herabgefallen. Sie machten nicht den Eindruck, als würden sie demnächst herabfallen. Sie waren – abgesehen von unserem Feuer – die einzige Lichtquelle. Wir lagerten außerhalb des Machtesch, ein paar hundert Meter entfernt, doch seit die Sonne untergegangen war, verbarg sich der Krater in der Dunkelheit. Das Bier war warm, schmeckte aber gut. Julian hatte versucht, mir das Zigarettenrauchen beizubringen  – »damit ein echter Israeli aus dir wird« –, doch nach ein paar Zügen beschloss ich, es wieder aufzugeben.
    »Warum New Mexico?«, fragte ich. »Warum nicht auf dem Rasen vor dem Weißen Haus?«
    Julian lachte. »Wenn sie real sind«, sagte er mit gebrochener Altmännerstimme, »warum zum Donnerwetter landen sie dann nicht auf dem Rasen vor dem Weißen Haus? Das sagen die UFO-Skeptiker immer, oder? Wie oft musstest du dir dieses laue Argument schon anhören?«
    »Ja«, sagte ich. »Und wieso landen wir nicht auf dem Rasen vor dem Weißen Haus?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Sie haben nur gesagt, du sollst die Scheibe in den Südosten von New Mexico bringen und dort landen. Gründe haben sie keine genannt. Tun sie normalerweise auch nicht.«

    »Irgendeine Vermutung?«
    »Mh-hm«, sagte Julian nickend. Er trank sein Bier aus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Vorsichtig stellte er die Flasche auf dem Boden ab.
    »Von Dimona nach Alamogordo«, sagte ich.
    »Bitte?«
    »Das ist meine Vermutung. Du kannst mir gleich von deiner erzählen, ja? Ich vermute, dass ich und meine … was sie auch sein mag …«
    »Ja. Wäre es nicht schön, wenn wir verstehen könnten, was das Baby ist?«
    »Egal. Sie und ich, wir sollen die Phasen des Atomzeitalters nachvollziehen. Hab ich recht? Stimmt’s?«
    »Nicht übel«, sagte Julian. »Weiter.«
    »1945 testen wir die erste Atombombe in Alamogordo, New Mexico. Ein Feuerball, viermal so heiß wie die Sonne. Das Licht von tausend Sonnen … Ich bin der Tod geworden, der Zerstörer der Welten. Das hat Oppenheimer nach dem Test

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