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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Adresse gegeben. Sie war mir rausgerutscht, in meiner Aufregung und Verwirrung, und sie hatten sie sich notiert. »2208 Orlando Avenue«, sagte ich. »Miami.«
    »Dann erinnerst du dich an den Laden?«
    Ich nickte. »Was für ein Loch.«
    »Stimmt. Schäbiges, altes Hotel, alles aus Holz. Ein Funke, und alles würde in Flammen stehen. Weißt du noch?«
    Ich blickte ins Lagerfeuer. »Ich weiß es noch. Und?«
    »Genau das ist passiert. Um halb vier an diesem Morgen.«
    Er hob ein Stück Holz neben seinem Stiefel auf und warf es ins Feuer. Gemeinsam sahen wir, wie es aufflammte, schwarz wurde, zerfiel.
    »Natürlich«, sagte er, »war ich zu dem Zeitpunkt nicht da.«
    »Morgens um halb vier? Du warst nicht im Hotel? Wo …?«
    »Miami Beach. Es gab da einen kubanischen Coffeeshop, der die ganze Nacht geöffnet hatte. Da bin ich hingefahren, nachdem ich dich am Flughafen zurückgelassen hatte. Ich saß da, trank Kaffee, las Charles Fort und lauschte der Latino-Musik im Radio. Die ganze Nacht, bis die Sechs-Uhr-Nachrichten die Meldung vom Feuer im Hotel brachten. Da habe ich es erfahren …«
    »Dann hast du mich auf diesem beschissenen Flughafen im Stich gelassen, damit du in einen beschissenen kubanischen Coffeeshop gehen und deinen beschissenen Charles Fort lesen konntest?«

    »Stimmt genau. Und du verstehst nicht, weshalb ich das getan habe?«
    »Nein, verstehe ich nicht. Sollte das vielleicht ein Liebesdienst sein?«
    »Ein Liebesdienst«, sagte er. Trauriger hatte ich seine Stimme noch nie gehört. Der Feuerschein flackerte auf seinem langen Gesicht. »Ich bin gerast wie ein Irrer«, erklärte er, »sobald ich im Radio davon gehört hatte. Ich musste zum Hotel zurück, um rauszufinden, was aus Rochelle und dir geworden war.«
    »Aus mir und Rochelle ?«
    »Genau. Aus dir und Rochelle. Was ist los, Danny? Hast du es immer noch nicht begriffen?«
     
    Natürlich – Rochelle und ich. Drei sind einer zu viel. Taktvollerweise verkrümelt sich Nummer drei. Lässt dem jungen Pärchen seine Intimsphäre, ein Zimmer für sich allein.
    Woher sollte er wissen, dass Rochelle nicht in dieser Maschine sein würde?
    »Sie haben keine Kontrolle über das Schicksal, diese drei Männer«, sagte er. »In meinen dunklen Momenten dachte ich manchmal, sie hätten die Kontrolle. Ich glaube, dann hätte ich mich umgebracht. Aber ich hatte Angst, sie wären auf der anderen Seite und würden auf mich warten.«
    »Wir sollten beten, dass sie es nicht sind«, sagte ich.
    »Du betest. Du bist der Bibelgelehrte. Ich interessiere mich für diese Welt, dieses Leben. Und hier haben sie keine Macht. Zumindest nicht überall.«
    Beweis: Julian war nicht im Hotel, als die drei Männer mitten in der Nacht auftauchten, den Nachtportier an einen Stuhl fesselten, unser Zimmer fanden, alles mit Kerosin übergossen und anzündeten. Ich ebenfalls nicht. Und auch nicht Rochelle.

    Er kam am Morgen dort an, kurz vor sieben. Er sah, was von dem Gebäude übrig war. Fast eine Stunde blieb er dort. Dann fuhr er auf direktem Weg nach Philadelphia, ohne einmal anzuhalten. Er räumte sein Sparkonto, fuhr zum Flughafen und kaufte sich ein One-Way-Ticket nach Israel.
    »Und so wurde aus Julian Margulies Sergeant Yehoshua Margaliot?«, sagte ich.
    Er nickte. »In meinem Kopf wurde ein Schalter umgelegt, nach dem, was ich am Morgen dort gesehen hatte. Die leise Stimme in meinem Kopf sagte mir, ich hätte genug Diaspora für ein ganzes Leben gehabt.«
    »Auch genug Highschool?«
    »Diaspora, Highschool. Alles derselbe Scheiß.«
     
    Er gab sich als Reporter aus. Der Polizist, der die Leute aus dem Gebäude fernhielt, musterte ihn genau, als er sagte, er wolle die Überreste unseres Zimmers sehen. »Sie sind Jude«, sagte der Cop. »Stimmt’s?«
    »Ja, das stimmt. Ich bin Jude.«
    »Dann sollten Sie vielleicht nicht da reingehen.«
    Er ging trotzdem. Alles war schwarz – Decke, Wände, Böden. Die Drähte der Deckenlampe waren verbrannt oder geschmolzen, und alles war heruntergefallen.
    Die beiden Betten waren verkohlt und kaum noch zu erkennen, und sie stanken nach Kerosin …
    … und ich sagte: »Nicht aufhören, rede weiter«, obwohl ich mir natürlich wünschte, er würde aufhören und sagen: Das war alles, Danny. Das war die ganze Geschichte …
    … aber er konnte dennoch erkennen, dass sie die Laken und Decken mit Draht zu zwei menschenähnlichen Gestalten verschnürt hatten, je eine in jedem Bett. Julian und ich. Zumindest sollten sie uns

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