Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Komiker.«
»Lass es gut sein, Danny …«
»Itzig mit seinen Witzen über meine beizim.«
Nervös fummelte er an einer Zigarettenpackung in seiner Brusttasche herum.
»Übrigens«, sagte ich, »da wir gerade von meinen beizim sprechen. Was würden deine … deine Waffenbrüder inzwischen wohl mit mir anstellen? Wenn ich nicht entkommen wäre?«
Er holte die Zigaretten hervor. Er betrachtete das winzige, zerbrechliche Wesen, das in meinen Armen lag und lauter und angestrengter atmete als je zuvor. Er schob die Zigaretten wieder in seine Tasche.
»Nichts besonders Schlimmes«, sagte er. »Vielleicht hätten sie dich ein bisschen ruppiger angefasst. Du musst dir keine
Sorgen machen. Ich hätte schon eine Möglichkeit gefunden, sie aufzuhalten, wenn sie zu weit gegangen wären.«
»›Eine Möglichkeit gefunden‹? Bist du nicht derjenige, der hier die Befehle gibt?«
»Ja und nein. Ja, ich bin der Sergeant, und die beiden sind nur einfache Soldaten. Ich sage ihnen, was sie tun sollen. Aber nein: Ich kann nicht tun und lassen, was ich will. Es gibt Grenzen. Und ich muss mich an diese Grenzen halten, genau wie du … Glaub mir«, fügte er. »Es sind seltsame Zeiten. Und ich vermute, dass du noch gar nicht weißt, wie seltsam.«
»Erklär’s mir.«
»Du musst verstehen, Danny, dass Shimon und Itzig kaum eine Ahnung von dem haben, was du und ich wissen. Ebenso wenig wie die meisten Leute in den höheren Rängen. Manche schon. So konnte ich mich nach Abu Tor versetzen lassen. Die meisten aber nicht.«
»Dich versetzen lassen? Dann hast du also …«
»Nein, nein. Lass mich zu Ende erzählen. Sie wissen, dass irgendetwas Merkwürdiges vor sich geht. Aber sie wollen nicht weiter darüber nachdenken. Für alles, was passiert, gibt es eine offizielle Erklärung, und sie glauben das alles. Genau wie der Mann auf der Straße. Wie damals in den Staaten, wenn es um UFOs ging. Du erinnerst dich, oder? Sie sind stolz darauf, besonders pragmatisch, besonders nüchtern zu sein. Wir sind echte Realisten, wir Israelis. So realistisch, dass wir nicht sehen, wie die … Vorhänge ausfransen. Mittlerweile sind sie fast nicht mehr da. Nur noch ein paar Fäden …«
»Die Vorhänge?«
»Und diese Fäden sind kurz davor zu reißen.«
»Julian, was …?«
»Sie haben vom Machtesch gehört. Man kann heutzutage unmöglich in der Armee sein und noch nichts vom Machtesch
gehört haben. Sie halten das alles für ein Gerücht. Sie glauben, es gab ein Leck im Dimona-Reaktor, und deshalb seien die Straßen gesperrt …«
»Julian«, sagte ich. »Wovon zum Teufel redest du?«
KAPITEL 34
Sie legten sie auf ein Bett unter einem Sauerstoffzelt und ließen Dr. Zeitlin ausrufen. Julian und ich hockten auf Plastikstühlen daneben. Er erklärte mir, wieso wir auf Dr. Zeitlin warten mussten. Von allen Hadassah-Ärzten, sagte er, wusste nur Zeitlin, was in diesem »Machtesch« vor sich ging. Nur er würde begreifen, was dieses Wesen war, das er behandeln sollte. Alle paar Minuten gab es einen Ausruf über die Lautsprecher, bei dem ich nur das Wort Zeitlin verstehen konnte.
Doch Dr. Zeitlin kam nicht. Zusammengesunken saß ich auf meinem Stuhl, döste immer wieder ein, fragte mich von Zeit zu Zeit, was der Machtesch sein mochte und was hier eigentlich vor sich ging.
Schließlich beschafften sie mir ein Bett, und ich fand ein paar Stunden echten Schlaf. Vor dem Morgengrauen waren wir wieder auf den Beinen. Julian brachte mir eine Uniform.
»Ich habe vergessen, es dir zu sagen«, erklärte er, als ich ihm durch die Türen des Krankenhauses hinausfolgte. »Du bist ehrenhalber in der Armee, bis die Sache hier vorbei ist. Zwei Soldaten in Uniform wird niemand aufhalten.«
Die Sterne funkelten über uns, als ich mich im ungewohnten Khaki hinters Lenkrad eines Jeeps klemmte. Die Venus ging im Osten auf, heller, als ich sie je gesehen hatte. Julian zeigte mir, wie man schaltete.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mir das Herz brach,
mein Kind der Obhut Fremder zu überlassen, dass ich mich kaum zu unserer Reise bewegen konnte, dass ich in Gedanken bei ihr am Krankenhausbett war. In Wahrheit fühlte ich mich erleichtert und befreit, als ich den Jeep auf die dunkle Straße lenkte und den schwach beleuchteten Klotz des Krankenhauses im Rückspiegel verschwinden sah.
»Ist Zeitlin eigentlich aufgetaucht?«, fragte ich.
»Ja, irgendwann«, sagte Julian gähnend. »Irgendwann tauchen sie alle auf. Nur verbringt man sein halbes Leben
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