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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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come from the sea
And so my beloved, when red leaves are falling
The love bells shall ring out, ring out for you and me!
    Vor dem Fenster segeln rötliche Blätter zu Boden. Mir ist zum Heulen zumute, weil es so schön ist und so traurig. Ich wende mich ab.
     
    Die roten und gelben Blätter werden braun. Dann sind sie weg. Aus Oktober wird November.
    Der schwierigste Teil des Tages ist die Mittagszeit.
    Ich sitze an einem Tisch am hinteren Ende der Cafeteria, bei den anderen, mit denen keiner essen will. Zwei kleine, dürre, nicht sehr attraktive Mädchen mit schlechter Haut, die – glaube ich – im zweiten Jahr sind. Ein dicker, hässlicher Junge, ebenfalls im zweiten Jahr, mit Bürstenschnitt und weit auseinanderstehenden Zähnen. Das sind alles Idioten. Jeden Mittag
um eins holt der dicke Junge ein Transistorradio hervor und stellt die Nachrichten an.
    »Im Golf von Tonkin wurden heute Morgen bei einem Brand auf dem amerikanischen Flugzeugträger Oriskany mindestens dreiundvierzig Soldaten getötet und sechzehn verletzt …«
    »Mein Bruder ist in ’Nam«, sagt der Junge mit dem Radio zu mir. Jeden Tag, Montag bis Freitag, sagt er genau dasselbe. Ich nicke, während hinter uns in der Cafeteria das Stimmengewirr der Jungen und Mädchen anschwillt und abebbt, das Lachen und Flirten, während sie gemeinsam zu Mittag essen.
    »Schwester Rosa, eine vierundsechzigjährige vietnamesische Nonne, die von den Vietcong gefangen gehalten wurde, berichtete von den Qualen ihrer zehnmonatigen Gefangenschaft …«
    Schwester Rosa?
    Plötzlich sehe ich es vor mir. Rosa Paglianos ernstes, süßes, fast katzenhaftes Gesicht. Nicht singend, nicht lachend, sondern ernst und mitfühlend. Ihre vollen Lippen stehen leicht offen, als wollte sie ihre eigene Geschichte von Gefangenschaft, Qual und Exil erzählen. Und um meine zu hören.
    Rosa, es tut mir leid.
    Rosa, ich würde liebend gern mit dir tanzen.
    Rosa … geh nicht …
    Lautes Lachen, hinter mir. Ich erkenne die Stimmen. Ich drehe mich um. Jeff und seine Clique und seine Freundin kringeln sich. Einer fängt an zu singen. Die anderen stimmen mit ein, sobald sie nicht mehr lachen müssen. So laut, dass die ganze Cafeteria es hören kann.
     
    »Well, let me tell you the story of a man named Charlie …«
     
    Der Song des Kingston Trios, über den armen alten Charlie. Der Mann, der mit der U-Bahn fuhr, nirgendwo aussteigen
konnte und nie mehr wiederkam. Der auf ewig durch die unterirdische Finsternis fährt, krank vor Wut, Durst und Frustration.
    »Charlie’s wife goes down to the Scollay Square station
Every day at quarter past two
And through the open window she hands Charlie a sandwich
As the train comes rumblin’ through!«
    Sie singen diese Zeile superschnell, through-the-open-windowshe-hands-Charlie-a-sandwich, und als sie fertig sind, kringeln sie sich fast, weil sie es so lustig finden. Ich weiß, dass sie nicht über mich lachen – sie wissen ja nicht mal, dass es mich gibt –, aber genauso fühlt es sich an. Ich springe von meinem Stuhl auf.
    »Hey! Wo gehst du hin?«
    Es ist der dicke Junge, der mit dem Radio. Niemand sonst scheint es zu bemerken. »Zur Hölle!«, rufe ich laut.
    Niemand hält mich auf. Nicht einmal die Lehrer. Wie sollten sie auch? Ich bin unsichtbar. Wenn sie es herausfinden, werden sie mich der Schule verweisen. Vielleicht für immer. Das ist mir egal. Ich bin bereits verdammt. Warum sollte es mich kümmern?
    Ich stürme aus der Schule in den blassen, winterlichen Sonnenschein. Es ist kalt. Mein Mantel hängt in meinem Spind. Es ist mir egal. Ein paar Minuten später laufe ich neben dem Highway, nordwärts, gegen den Verkehr.
     
    Die Autos strömen mir entgegen, an mir vorbei. Tonne auf Tonne aus Blech, unablässig, gnadenlos.
    Ich muss schon meilenweit gelaufen sein. Langsamer jetzt. Als ich das Schulgelände verließ, dachte ich noch, schnell und ungestüm zu laufen, würde Zorn und Schmerz vertreiben,
meine Wut auf meine Einsamkeit, die unwiederbringliche Vergeudung meines Lebens. Aber es hat mich nur müde gemacht.
    Die Sonne hängt tief über dem Horizont. Der Wind weht kalt.
    Autos kommen von überall. Ich bin ganz benommen davon, höre nur noch ihren mörderischen Lärm. Das Licht der Sonne  – schwächlich, schwindend – ist eine tiefere Finsternis als die in dieser gottverfluchten Cafeteria. Das Leben breitet sich in endloser Sinnlosigkeit vor mir aus, wie dieser Highway, der vor Autos erstickt.
    Dies ist die Welt, in

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