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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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drin ist ein weiterer, versiegelter Umschlag. Du darfst ihn nicht öffnen. Behalte ihn nur bei dir und gib ihn den Leuten an der Passkontrolle in Amman. Alles andere, was hier drinnen ist, darfst du lesen‹, sagte
er. ›Aber nicht jetzt. Erst, wenn du im Flugzeug sitzt. Wir müssen uns beeilen!‹
    Später, als die Maschine in der Luft war, las ich alles, was er in den braunen Umschlag gesteckt hatte. Bis auf den versiegelten Brief natürlich. Ich weiß immer noch nicht genau, was drinstand, auch wenn ich es mir mehr oder weniger denken kann.
    Es waren Empfehlungsschreiben. Ein Brief auf Arabisch, in dem stand, was für eine fabelhafte Mieterin ich bin und dass ich mit dem gemieteten Eigentum genauso pfleglich umgehe, als gehöre es mir selbst. Zwei Briefe, in denen stand, dass ich eine gute Übersetzerin bin, dass ich fließend und effektiv schreibe und dass ich verlässlich und gewissenhaft für meine Arbeitgeber tätig bin. Ein Brief richtete sich an irgendeinen Geschäftsmann. Der andere war an einen Freund namens Rashid Abdel Salaam adressiert, im jordanischen Tourismusministerium. Er hatte zweihundert jordanische Dinare in den Umschlag gesteckt, damit ich erst mal über die Runden kam.
    Er nahm meinen Arm und führte mich an der Stewardess vorbei, die die Tickets kontrollierte, und dann den Gang hinunter in die Maschine. Er wartete, bis ich angeschnallt war. Ich habe ihn nie wiedergesehen.«

KAPITEL 29
    Der Tag war mit Rochelles Erzählungen dahingegangen. Die abendlichen Schatten streckten sich zwischen den Mäulern der Höhlengräber. Der Wind kühlte meinen nackten Fuß.
    »Rochelle. Wer sind die?«
    »›Die‹? Wen meinst du? Die drei Männer? Oder deine Wasserwesen? Wen?«
    Wie sollte ich das beantworten? Ich versuchte mich daran
zu erinnern, was ich ihr am Abend erzählt hatte – Dinge, die mir zwischen Schlaf und Liebe in den Sinn kamen, während sich meine Hände an ihrer nackten, kühlen Haut berauschten. Es waren Fragmente gewesen, ungeordnet, unzusammenhängend. Vieles hatte ich zweifellos für mich behalten.
    »Alle, schätze ich. Und … sie.«
    Rochelle muss wohl verstanden haben, wen ich meinte. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte sie. »Was macht dein Fuß?«
    »Tut weh. Ist wieder schlimmer geworden. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.«
    Sie lächelte schwach. »Schwellfuß«, sagte sie, als sei es so etwas wie ein Name oder ein Titel.
    Ich fragte sie, was sie damit meinte.
    »Egal«, sagte sie. »Du wirst es schon noch verstehen. Jetzt sag mal: Was hältst du von Tewfik Makdisis Theorie über die schwarzen Männer?«
    »Dass sie Zionisten sind?«
    »Ja. Bist du seiner Meinung?«
    »Ob ich …? Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe!«
    »Ach ja? Wieso?«
    »Verdammt, Rochelle!« Sie grinste breit. Dieses Grinsen machte mich wütender als alles andere. »Habe ich dir nicht erzählt, was sie zu mir gesagt haben, als ich an diesen Stuhl gefesselt war?«
    »Doch, hast du …«
    Jüdischer dies, jüdischer das. Die korrupten jüdischen Anwälte und der verlogene kleine Itzig, der es verdient hatte, dass man ihm die Augen mit einer Nadel ausstach. Natürlich erzählte ich ihr alles gleich noch einmal. Ich konnte gar nicht anders.

    »Und du willst mir weismachen, dass sie zu einem zionistischen Komplott gehören? Dazu kann ich nur sagen: Blödsinn!«
    »Sag es leise. Wir sind in Jordanien, schon vergessen?«
    »Totaler … Schwachsinn! Willst du wissen, wer ein Zionist ist? Mein Opa! Oder er war es zumindest, als er noch lebte. Und wenn es auf dieser Erde jemals einen Heiligen gab …«
    »Schscht, Danny. Danny. Hier sind die drei schwarzen Männer Zionisten. Nicht nur ›möglicherweise‹. Sie sind es.«
    »Wie …?«
    »Alles ist Zionismus. Alles, was dir nicht gefällt, wovor du Angst hast. Die Zionisten haben Kennedy ermordet. Wusstest du das?«
    »Wie naiv von mir.« Meine Stimme bebte, und ich fürchtete, wenn ich mich nicht zusammenriss, würde ich noch anfangen zu weinen. »Ich dachte, Lee Harvey Oswald hätte Kennedy erschossen.«
    »Oh, Oswald hat abgedrückt. Aber die Zionisten haben ihn dazu angestiftet. Weil Lyndon B. Johnson dann Präsident werden würde, und die Zionisten dachten sich, Johnson wäre eher pro Israel als Kennedy. Was er dann auch war, und das genügt ihnen als Beweis … Es gab da ein Foto«, fuhr sie fort. »Sie haben es hier an jeder Straßenecke verkauft, etwa zwei

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