Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
anzuhalten.
Mein Flug ging nach Miami, aber ich wusste, dass ich nicht dorthin konnte. Sie hatten mir mein Geld und das Flugticket aus einem ganz bestimmten Grund dagelassen. Es musste derselbe Grund sein, wieso sie mich nicht einfach mitgenommen und zusammen mit Tom ermordet hatten, obwohl es doch das Einfachste gewesen wäre.
Sie wollten mich in Miami haben. Auf mich warten, wenn ich aus der Maschine stieg. Außerdem – glaube ich – wollten sie sehen, wer mich dort abholte. Und dabei wollten sie die ganze Macht des Gesetzes hinter sich wissen. Das war ihnen wichtig. Und dem Gesetz nach war ich eine Mörderin.
Sobald ich also zum Flughafen kam, ging ich zum United-Airlines-Schalter. Ich ließ mir mein Ticket abstempeln, für den Flug 257 nach Miami. Ich gab meinen Koffer auf. Dann bin ich rüber zu Eastern Airlines und habe mir ein anderes Ticket gekauft, nonstop nach Idlewild.
Idlewild, Danny. Du kennst doch Idlewild. So hieß der Kennedy Airport vor dem Attentat. Es war September 1963. Zwei Monate bevor Kennedy ermordet wurde.«
»Nein«, sagte ich. »Das mit Idlewild wusste ich. Das war nicht das, worüber ich nachgedacht habe.«
Sie wandte sich von mir ab. Sie schien sich nicht recht wohl zu fühlen.
»Du hast mir doch eben erzählt, dass dein Geld kaum für den Mietwagen reichte«, sagte ich. »Woher hattest du dann das Geld für ein neues Flugticket?«
Irgendwo zwischen den Königsgräbern zwitscherten Vögel.
»Ich habe dich belogen«, sagte sie schließlich. »Ich bin nicht
direkt zum Flughafen gefahren. Ich habe unterwegs ein paar Mal angehalten. Bei Motels.
Überall bin ich zur Rezeption gegangen. Ich habe mich nach den Preisen erkundigt. Einzel- oder Doppelbett. Hauptsaison oder Nebensaison. Solche Sachen. Die Leute an der Rezeption gaben mir Auskunft, dann bedankte ich mich und ging. Das war alles.
Aber ich wusste, dass in diesen Motels meistens Männer arbeiteten, oft allein. Und früher oder später würde einer von ihnen versuchen, mit mir anzubändeln.
Der, den ich dann fand, war ein netter Junge. Um die zwanzig, groß, bräunliche Haare, Sommersprossen. Und die blauesten Augen, die ich je gesehen habe.
Ich fragte, was ich fragen wollte, und wir unterhielten uns ein paar Minuten, bis er sich nach meinem Namen erkundigte. Seine Stimme zitterte leicht. Das weiß ich noch. Und ich habe sofort geantwortet, ohne weiter nachzudenken …«
»Rosa«, sagte ich.
»Nein. Nicht Rosa. Warum sagst du das? Weißt du was, was ich nicht weiß?«
»Nein. Nein. Es ist nur … ich kannte mal … ich hatte früher mal …«
»Der Name, den ich ihm nannte, war ›Rachel Partin‹. Ich weiß nicht, wo er herkam. Aber sobald ich ihn ausgesprochen hatte, wusste ich, dass ich nun Rachel Partin war. Und dass ich lange, lange Zeit Rachel Partin bleiben würde.
Wir haben uns zehn, vielleicht fünfzehn Minuten unterhalten. Er auf seiner Seite des Tresens, ich auf der anderen, und wir kamen einander immer näher. Ich werde diese wunderbaren blauen Augen nie vergessen. Er wandte sich kein einziges Mal ab, nicht mal für eine Sekunde. Schließlich sagte er ganz aufgeregt: ›Heute ist hier nicht viel los. Ich könnte ein Schild
aufstellen: BIN GLEICH WIEDER DA, und wir könnten uns ein lauschiges Plätzchen suchen. Niemand hätte was dagegen. Das würde gar keiner merken.‹
Und ich machte: ›Mh-hm‹ und lächelte.
Und er sagte: ›Es sind nicht alle Zimmer belegt. Wir könnten uns eins aussuchen, und da könnten wir …‹
Er lief rot an und brachte seinen Satz nicht zu Ende. Ich nickte ganz langsam und sagte: ›Ja. Könnten wir.‹
Aber als er die Schlüssel für das Zimmer geholt hatte und mit dem BIN GLEICH WIEDER DA-Schild herumfummelte, sagte ich zu ihm: ›Eins noch, Jason. Es gibt da was, das mich so richtig, richtig scharfmacht. Möchtest du wissen, was?‹ Ich sagte: ›Du gehst schon mal vor, allein. Im Zimmer ziehst du dich aus, bis auf die Unterhose. Dann legst du dich aufs Bett und liegst in Unterhosen da, wenn ich reinkomme. Deck dich nicht zu. Leg dich einfach nur aufs Bett. Okay?‹
Er nickte. Er bekam kein Wort heraus. Er gab mir nur einen Schlüssel, taperte los – mit weichen Knien – und ließ mich an der Rezeption zurück. Allein.
Ich habe kurzerhand die Kasse ausgeräumt und mich auf den Weg nach Albuquerque gemacht. So schnell das Auto fahren konnte.«
»Tja, Danny, ich schätze, den Rest kannst du dir denken.
Ich bin etwa zur selben Zeit in New York aus der
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