Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Sicherheit mein Ende gewesen. Meinst du, irgendwelche Geschworenen hätten mir meine Geschichte geglaubt?
Ich wollte meine Heimat verlassen. Ich würde niemals wiederkommen. Ich würde nie wieder Rochelle Perlmann sein. Das sah ich deutlich vor mir, so deutlich wie meine Kaffeetasse. Ich würde meine Freunde niemals wiedersehen, weder Julian noch sonst jemanden. Ich würde dich nicht wiedersehen. Ich hatte oft davon geträumt, was wir in Miami wohl zusammen anstellen würden, du und ich. Und zwar ziemlich oft, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Das wusste ich nicht«, sagte ich.
»Nein. Wohl nicht. Ich schätze, du hattest keine Ahnung.« Sie sah mir in die Augen. »Also, was meinst du?«, fragte sie. »Wenn du an meiner Stelle gewesen wärst. Meinst du, du hättest vielleicht auch ein bisschen geweint?«
»Da fragte mich Tewfik Makdisi auf die denkbar vorsichtigste und umständlichste Art und Weise, wie er mir vielleicht helfen könnte.
Ich sagte: ›Ich bin auf der Flucht. Man will mich umbringen. ‹ Ich sagte: ›Ich muss das Land verlassen, wenn möglich heute Nacht.‹ Ich sagte: ›Ich habe keinen Pass. Und ich habe
nichts, mit dem ich mich ausweisen könnte. Und Geld habe ich auch keins.‹
Ich nannte ihm Einzelheiten. Ich kann dir nicht alles erzählen, was ich gesagt habe. Ich habe ihm erzählt, dass Autos langsamer fuhren, wenn sie an mir vorbeikamen, dass Leute sich aus den Fenstern hängten und mich anschrien, meist in einer Sprache, die ich nicht verstand. Dass sie anfingen, aus dem fahrenden Wagen Sachen nach mir zu werfen. Schließlich fingen sie an zu schießen. Anscheinend um mir Angst zu machen, nicht unbedingt, um mich zu töten. Bis jetzt.
Ich erzählte ihm, dass es an meiner Tür klopfte, mitten in der Nacht. Verhöre. Endlose Fragen zu allen möglichen absurden Verbrechen, die irgendwo verübt worden waren. Sie erklärten mir nie, wo oder wann. Ich sagte nur: Ich war es nicht. Das müssen Sie mir glauben, ich habe es nicht getan. Und sie meinten: Wer beschuldigt dich denn?Wir beschuldigen dich nicht. Beschuldigst du dich selbst? Am Ende warnten sie mich immer, niemandem etwas von dem zu erzählen, was ich gesehen hatte. Und ich fragte: Was meinen Sie? Ich habe nichts gesehen. Und sie sagten: Wenn du irgendwem erzählst, was du gesehen hast, suchen wir dich. Und wenn wir wiederkommen, finden wir dich. Wir finden alle, die wir suchen.
Das meiste fiel mir ein, während ich redete. Aber soll ich dir etwas Merkwürdiges sagen? Es fühlte sich damals richtig real an. So real wie das, was in Roswell passiert war. So real wie die Tatsache, dass ich hier neben dir sitze und dir das alles erzähle. Vielleicht noch realer.
Sein Blick blieb starr auf mich gerichtet, während ich redete. Ich sah ihn ebenfalls an. Seine Miene veränderte sich nicht. Ich konnte nicht sagen, ob er mir glaubte. Schließlich fragte er: ›Wer sind diese Männer? Weißt du das?‹
Ich sagte: ›Ich weiß nicht.‹
Er fragte: ›Sind es Zionisten?‹
Da wandte ich mich von ihm ab. Es war der einzige Moment während unseres Gespräches, in dem ich seinem Blick auswich. Ich sagte: ›Ich weiß es nicht.‹
Er fragte: ›Kannst du sie beschreiben? Mir beschreiben, wie sie aussahen?‹
Ich sagte: ›Es waren drei. Immer drei. Aber nicht immer dieselben. Sie waren schwarz gekleidet, immer. Schwarze Anzüge. Schwarze Krawatten.‹
Da nickte er langsam und sah mich an, so verständnisvoll und einfühlsam, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nie gesehen hatte und auch nie wiedergesehen habe. Er sagte: ›Ja. Die Zionisten. Ich muss dir helfen.‹
Er stand auf. Er sagte: ›Erzähl mir den Rest ein andermal. Jetzt müssen wir schnell handeln. Die Maschine startet in weniger als einer Stunde.‹ Ich warf einen Blick auf meine Uhr, es war schon nach Mitternacht.
Er fragte: ›Unter welchem Namen willst du reisen?‹ Ich sagte: ›Rachel Partin.‹ Er sagte: ›Du weißt, dass Rachel ein jüdischer Name ist, oder?‹ Ich sagte: ›Das ist mir egal. So heiße ich jetzt.‹ Er nickte und sagte: ›Verstehe.‹ Dann sagte er: ›Es wird schon gehen.‹ Er sagte: ›Entschuldige mich. Ich muss kurz weg. Bin gleich wieder da.‹
War er natürlich nicht. Ich hatte es gewusst. So etwas lässt sich nicht in wenigen Minuten erledigen. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, bis er wiederkam, mit einem braunen Umschlag unterm Arm.
Er sagte: ›Komm schnell! Wir müssen gehen.‹ Er reichte mir den Umschlag und erklärte: ›Da
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