Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
anfangen.«
Anfangen. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, dass ich die Steuerung der Scheibe gerade noch rechtzeitig in den Griff bekommen hatte. »Warum siehst du mich nicht an, Rochelle?«
»Tu ich doch!« Sie blickte mir direkt in die Augen, funkelnd, flehend. Einmal mehr nahm sie meine Hände. »Wozu musst du das unbedingt wissen? Wieso ist die Klassifizierung so wichtig?«
»Sie ist wichtig … ihret wegen.«
Sie wusste genau, was ich meinte. Ich sah es ihr an.
»Ich frage mich nur, wie sie meinen … Samen entnommen haben. Vielleicht auf diesem Operationstisch, vielleicht auf dem Mond, als ich bewusstlos war. Ich weiß es nicht. So oder so – die Wasserwesen haben meinen Samen genommen. Ihn benutzt …«
»Sinnlos, völlig sinnlos, so darüber zu denken …«
»Und sollten sie die Dero sein … und die Dero sind Manifestationen des Bösen …«
Dann wäre ich Vater eines Dero-Kindes. Eines Dämonensäuglings, gerade so menschlich, dass man es wie jedes andere Baby behüten und versorgen wollte. Bis es zu groß wurde, zu schlau, zu mächtig, nicht mehr aufzuhalten …
»Sollten wir sie töten?«, fragte ich. »Oder sie zumindest sterben lassen?«
»NEIN!«
Ihr Schrei hallte von den Klippen wider. Im Schatten der alten Gräber verwandelte sich ihr Gesicht selbst in etwas Altes … faltig, verfallen, gemartert von unvorstellbaren Qualen. Die Vision, die ich damals oben auf dem Turm der SSS gehabt hatte, war real gewesen. Das Mondlicht hatte mir also keinen Streich gespielt, wie ich es mir einreden wollte.
Der Moment verflog. Sie war wieder Rochelle, ihre Tränen
flossen in Strömen. Sie beugte sich über mich, schlang die Arme um mich, drückte mein Gesicht an ihre Brust.
»Nein, Danny. Bitte. So darfst du nicht reden. Wir müssen dafür sorgen, dass sie lebt, und sie heilen und beschützen und aufwachsen lassen. Das ist wichtiger als alles, was wir je getan haben oder tun werden. Glaub mir … Es gibt so vieles, was ich nicht weiß«, erklärte sie. »Ich weiß nicht, ob sie von den Dero kommt oder von den Alten Göttern oder von irgendetwas anderem, einer Rasse von Lebewesen, die weder Götter noch Dero sind, sondern eine Spezies wie unsere. Die verhindern möchte, dass ihr Planet in die Luft geht, damit sie zum nächsten Stadium übergehen kann. Genau wie wir.
Bloß dass diese Wesen die Schwelle überschritten haben. Zumindest einige von ihnen. Und jetzt haben sie sie geschickt … sie haben dich geschickt, um uns zu helfen, damit auch wir die Schwelle überschreiten.
Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht. Ich weiß nur: Ich habe dich sehr, sehr, sehr gern. Und ich habe Tom nichts angetan, und ich würde auch dir niemals etwas antun. Und ich werde dir nie wieder etwas erzählen, was ich nicht definitiv weiß. Aber in einem bin ich mir ganz sicher: Dieses kleine Kind ist ein Segen, kein Fluch. Für dich und für mich. Für die ganze Welt, irgendwann. Wir müssen ihr nur eine Chance geben zu leben.
Aber jetzt sollten wir los. Es ist schon spät. Dr. Talibi wartet auf uns. Jameela wartet. Sie wartet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr Verstand schon ausgereift ist, er war von Geburt an ausgereift, und sie versteht alles, was um sie herum geschieht.
Mach dir keine Sorgen um den Schuh. Zwing dich nicht. Ich trage ihn für dich. Geh auf deinem gesunden Fuß und stütz dich auf mich. Hier. Ich helfe dir hoch.«
»Schwellfuß«, sagte ich. Kraftvoll griff sie nach mir, nahm
meinen Arm und zog mich vom Grabstein, auf dem ich gesessen hatte. »Ödipus. Du warst schlau, dass du es erkannt hast. Aber, Rochelle … es ist nur ein Mythos.«
»Mythen sind real«, sagte sie. »Das habe ich versucht, dir zu erklären. Sie müssen real sein. Anderenfalls würde man sie nicht jahrhundertelang erzählen. Sie würden verschwinden wie die Hits aus dem letzten Jahr.
So ist gut, Danny! Ein Schritt nach dem anderen. Halt dich an meiner Schulter fest! Keine Sorge, wir schaffen es zu Dr. Talibi. Es sind nur ein paar Blocks.
Halt dich einfach an mir fest und belaste nur deinen heilen Fuß.
So ist es gut.«
KAPITEL 30
Der Mond erblühte, schwoll an. Dann schwand er wieder. Als er nur noch ein blasser Splitter im Osten war, wurde es Zeit zu gehen.
Rochelle und ich standen vor der Kirche St. Peter in Gallicantu auf dem Berg Zion und sahen uns den Sonnenuntergang über dem Tal von Hinnom an.
»Da wirst du sie rüberbringen«, flüsterte Rochelle. »Ins Tal hinunter, dann auf der anderen
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