Der Tag an dem die Sonne verschwand
Eigenschaft?
FINN: Das müssen Sie Lorenz fragen!
LORENZ: Wenn ich ein paar Bier getrunken habe, kann ich sehr gut Witze erzählen.
Worauf sind Sie in Ihrem Leben am meisten stolz?
FINN: Vom Kokain weggekommen zu sein.
LORENZ: Ich weiß es nicht.
Was sind die Schattenseiten der Liebe?
FINN: Dass sie nie selbstlos ist.
LORENZ: Dass man erbarmungslos tief fällt, wenn man sie verliert.
Welche schlechte Eigenschaft Ihrer Persönlichkeit haben Sie im Laufe Ihres Lebens erfolgreich bekämpft?
FINN: Meinen Größenwahn.
LORENZ: Für erlebtes Unrecht Rache üben zu wollen.
Welches Tier wären Sie gerne?
FINN: Ein Delfin.
LORENZ: Ein großer Vogel.
Was träumen Sie regelmäßig?
FINN: Ich fliege wie ein Vogel über weite Felder und bunte Wiesen. Meine Arme sind meine Flügel.
LORENZ: Jemand versucht mich zu erwürgen, aber ich kann mich weder befreien, noch kann ich atmen.
Haben Sie schon einmal einen Menschen zusammengeschlagen?
FINN: Ja, damals einen Freier, der nicht bezahlen wollte.
LORENZ: Nein.
Was würden Sie Gott fragen?
FINN: Wo sind die Menschen?
LORENZ: Wo bist du?
Wenn Sie nur noch eine halbe Stunde zu leben hätten, was würden Sie tun?
FINN: Nichts Besonderes.
LORENZ: Mich mit Finn besaufen.
Was ist Ihre größte Angst?
FINN: Lorenz zu verlieren.
LORENZ: Finn zu verlieren.
45. EINTRAG
Heute ist der 14. April. Ich fühle mich nicht gut. Schon seit zwei Tagen habe ich Kopf- und Gliederschmerzen und seit heute Morgen nun auch noch einen vereiterten Hals und Fieber. 38,7 Grad! Im Bett mag ich nicht liegen. Ich sitze, eingewickelt in eine Decke und mit einer Wärmflasche im Rücken, hier am Tisch. Das Lesen fällt mir schwer, und das Reden tut weh. Finn umsorgt mich. Er kocht Tee, sucht aus unserem Medikamentenvorrat immer neue Naturmittelchen heraus, macht mir die Wärmflasche und versucht mich aufzuheitern und abzulenken. Er liest vor, spielt Akkordeon, erzählt von früher. Hoffentlich ist es nur eine Erkältung. Und hoffentlich stecke ich Finn nicht an.
Ich war sehr lange nicht mehr krank. Bestimmt zwei Jahre. Als Kind lag ich in der Regel zwei- bis dreimal im Jahr flach. Die Erkrankungen gingen immer einher mit schweren Fieberanfällen, vor denen ich größte Angst hatte. Denn in so gut wie jeder Fiebernacht wurde ich von schweren Alpträumen geplagt, an die ich mich heute nur noch bruchstückhaft erinnern kann. Sie glichen einander und begannen immer damit, dass meine Hände und Füße riesenhafte Ausmaße annahmen, während der Rest des Leibes seine normale Größe behielt. So kauerte ich dann irgendwo auf einem erdigen Boden, konnte nicht laufen und mich fast nicht bewegen. Wobei ich es so gerne getan hätte, es ja auch panisch versuchte, weil eine riesige Wand immer näher an mich heranrückte. Himmelhoch war sie und verlor sich rechts und links in der Unendlichkeit. Sie schien dünn wie ein Tierdarm und sah ebenso gelbweißlich aus. Ich wusste: Wenn ich es nicht schaffe, vor der Wand zu fliehen, wird sie genau im Moment der Berührung mit meinem Körper platzen und das, was ich dann sehe, reißt mich sofort und für alle Zeiten in den Irrsinn. Ja, das Wort Irrsinn und seine Bedeutung waren mir schon sehr früh bekannt, woher auch immer. Ich weiß noch genau, wie gespenstisch die Wand immer näher und näher kam, ich aber meine so schweren Hände und Füße nicht einen Zentimeter fortbewegen konnte. Eine Flucht war unmöglich und Hilfe nicht zu erwarten. Zwar versuchte ich zu schreien, die Stimme jedoch versagte mir. Und überhaupt: Niemand hätte mich hören können. Ich war vollkommen alleine. Als mich schließlich nur noch ein paar Millimeter von der Wand trennten, hatte ich das Gefühl, sie würde sich über mich wölben. Ich starrte nach oben, hörte auf zu atmen – und eine tausendstel Sekunde bevor der Tierdarm mein Gesicht berührt hätte, verwandelten sich die Träume stets in andere Horrorszenarien, an die ich keine Erinnerung mehr habe. Immer wieder wachte ich in diesen Nächten schreiend und schweißgebadet auf und war dann überglücklich, wenn meine Mutter am Bettrand saß.
46. EINTRAG
16. April. Mein Zustand hat sich verschlimmert. Fieber jetzt bei 39,5 Grad. Starke Rachenschmerzen. Aus den Mandeln tropft der Eiter in den Hals. Ich kann kaum sprechen. Auch die Ohren tun mir etwas weh. Seit heute Morgen nehme ich ein Antibiotikum. Finn ist, Gott sei Dank, kerngesund. Stundenweise liege ich im Bett, wo ich es aber nicht lange
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