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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Waffe wurde aus nächster Nähe abgefeuert, zweimal kurz hintereinander. Die Wunden liegen nur etwa einen Zentimeter weit auseinander, und an ihren Rändern sind Schmauchspuren zu erkennen.»
    «Wie bei einer Hinrichtung?» D.D. krauste die Stirn und riskierte einen näheren Blick. «Gibt es Verletzungen, die auf Gegenwehr schließen lassen?»
    «Ich sehe keine.»
    Auf Ben war Verlass. Er zählte zu den besten Rechtsmedizinern der Stadt. Trotzdem musterte D.D. die Hände des Opfers, denn sie konnte kaum glauben, dass es sich nicht gewehrt hatte. Wer würde denn ruhig an seinem Küchentisch sitzen und sich erschießen lassen?
    «Selbstmord kommt nicht in Betracht?»
    «Die Waffe fehlt. Und er hat auch keine Schmauchspuren an den Händen», antwortete Ben, und ein wenig verärgert über ihre Nachfragen fügte er hinzu: «Es sei denn, er trug Handschuhe, zog sie nach den tödlichen Schüssen freundlicherweise aus und versteckte sie mitsamt der Tatwaffe.»
    D.D. warf einen Blick auf Neil. «Irgendwelche Hinweise auf gewaltsames Eindringen?»
    Der schlaksige Rotschopf schüttelte den Kopf und setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. «Die ersten Kollegen vor Ort wurden vom Hausmeister reingelassen. Am Türschloss wurde jedenfalls nicht rumgefummelt. Und die Fenster sind so verzogen, dass sie sich gar nicht öffnen lassen.»
    D.D. beäugte ihren Kollegen mit skeptischer Miene. «Du weißt was, was ich nicht weiß.»
    «Kann sein.»
    «Und du wirst es mir nicht verraten.»
    «So ist es.»
    «Na schön», sagte sie. «Dann wollen wir mal sehen.»
    Die Einschusslöcher waren klein und rund, und da es keine Austrittswunden gab, war darauf zu schließen, dass es sich um eine kleinkalibrige Tatwaffe handelte, etwa eine 22er. Ein solches Ding konnte man bis zum letzten Moment leicht versteckt halten, besonders zu dieser Jahreszeit, in der alle dick vermummt herumliefen. Als Mordwaffe eignete es sich allerdings weniger gut. Die Feuerkraft einer 22er war eher bescheiden. Mit so was schoss man auf Dosen oder Eichhörnchen, aber wenn man damit jemandem wirklich weh tun wollte, warf man sie ihm an den Kopf. Es war natürlich auch schon oft mit einer 22er auf Menschen geschossen worden, doch von denen hatten vermutlich die meisten überlebt. Kurzum, für einen Mord im Stil einer Hinrichtung war diese Waffe die falsche Wahl.
    D.D. setzte ihre Analyse fort: Aller Wahrscheinlichkeit nach kannten sich Täter und Opfer. Es hatte ihm die Tür geöffnet, ihn hereingebeten und mit ihm, wie es schien, am Tisch gesessen. Auf einen Drink vielleicht.
    D.D. schaute in der Spüle nach. Tatsächlich, in der schmierigen Stahlwanne standen zwei blaue, angemackte Becher. D.D. streifte Latex-Handschuhe über und hob einen der Becher hoch. Vom Inhalt waren keine Reste zu erkennen. Der Becher hatte also entweder eine klare Flüssigkeit enthalten, oder er war ausgewaschen worden.
    Sie stellte ihn zurück in die Spüle. Die Spurensicherung würde ihn eintüten und im Labor genauer untersuchen.
    Seltsam, dass die Becher, anscheinend ausgespült, in der Spüle standen, denn in der ganzen Wohnung schien kein einziger Gegenstand vergleichbar pfleglich behandelt worden zu sein, jedenfalls nicht während der vergangenen sechs Monate. Sämtliche Oberflächen waren völlig verdreckt und klebten, auch der vollgepinkelte Bodenbelag, die Dielenbretter und die fleckigen Wände.
    Sie musterte den Holztisch, der ebenfalls überraschend sauber war, und fuhr mit dem behandschuhten Finger darüber. Alt, ja, und ziemlich ramponiert, aber blitzblank. Zwei Becher waren gespült und der Tisch gewischt worden.
    Neil grinste noch breiter, als sie ihn anschaute.
    «Der Täter hat hinter sich sauber gemacht», murmelte sie.
    Er schwieg, verriet sich aber über seine misslungene Pokermiene.
    Als Nächstes öffnete D.D. den Kühlschrank und entdeckte darin eine geöffnete Dose Hundefutter, von der ein noch schlimmerer Gestank ausging als vom Rest der Wohnung, einen Sechserpack Bier, einen leeren Weinkühler, Twinkies von Hostess, Reste einer Mahlzeit vom Chinesen, ein halbes Dutzend Gewürzzutaten und ein eingeschweißtes Brathähnchen, dessen Verfallsdatum um zehn Tage überschritten war.
    Das Opfer hatte also auf Fastfood und Süßigkeiten gestanden.
    D.D. schaute in die Schränke. Papp- statt Porzellanteller, dazu Plastikbesteck und ein stattlicher Vorrat Chips, Cracker und Kekse. Der letzte Schrank enthielt ausschließlich Leckereien für den Hund, Trocken- und Dosenfutter.
    D.D.

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