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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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bestätigt. Erinnerst du dich? Ich bin heute Morgen die toxikologischen Berichte der Mordfälle Randi und Jackie durchgegangen. Meiner Meinung nach müssen beide Frauen betäubt worden sein, aber es fanden sich keinerlei Spuren im Blut.»
    Er nickte.
    «Du sagtest, es gebe auch Drogen, die keine Spuren hinterlassen oder schnell nicht mehr nachzuweisen sind.»
    «Habe ich auch gesagt, um welche Drogen es sich handeln könnte?»
    «Nein, aber O selbst hat mich mit der Nase darauf gestoßen.» D.D. trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Von allen Einzelteilen des Puzzles machte ihr dieses am meisten zu schaffen. Dass sie keinen Verdacht geschöpft hatte, als ihr Hinweise auf Os mörderisches Spiel zu Ohren gekommen waren. Hatte O mit diesem Fingerzeig ein weiteres Mal indirekt darum gebeten, überführt zu werden, oder hatte sie die ältere, erfahrenere Kollegin, die es eigentlich besser wissen sollte, einfach nur foppen wollen?
    «O erzählte mir von einem Fall, von einem Stiefvater, der seinen Stieftöchtern Insulin verabreicht hat mit dem Ergebnis, dass sie ins Koma fielen und sich nicht mehr wehren konnten. Nach dem Missbrauch hat er sie mit Zuckerglasur aus der Sprühdose wieder aufgeweckt.»
    «Insulin», wiederholte D.D. leise. «In jeder Apotheke erhältlich und spielend leicht zu verabreichen. Ein kleiner Pikser in den Arm, und das Opfer ist nach spätestens fünfzehn Minuten schachmatt.»
    Neil starrte sie an. «Insulin. Ja, das könnte hinhauen.»
    D.D. stand auf. «Wir müssen Detective O finden», sagte sie entschieden. «Und auch Charlene Grant. Wir haben Viertel vor vier, meine Herren. Abigail macht wieder Jagd. Charlie wird ihr Boxtraining vergeblich absolviert haben, wenn Abigail die Chance bekommen sollte, ihr eine Spritze zu setzen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    41. Kapitel
    Ich machte mich auf den Weg zur Unterkunft meiner Tante. Sparsam, wie sie war, hatte sie in den Gelben Seiten nach einer Billigbleibe gesucht und diverse Adressen abtelefoniert, bevor sie sich entschied. Da sie wahrscheinlich mit ihrer Kreditkarte eingecheckt hatte, würde es einem Bostoner Cop nicht schwerfallen, sie ausfindig zu machen. Detective O konnte den Abbuchungen bis zu ihrer Zimmertür folgen, und wenn sie ihre Marke zückte, würde meine Tante sie hereinbitten.
    Ich parkte in einiger Entfernung, hieß Tulip sitzen bleiben und stieg aus. Möglichst unauffällig näherte ich mich der Pension und scannte die Gegend, gefasst darauf, einem Cop zu begegnen. Es war ein zweigeschossiges Hufeisengebäude mit einem Parkplatz in der Mitte. Meine Tante wohnte auf der ersten Etage. Ich stieg über teppichbelegte Stufen nach oben und klopfte an ihre Tür. Als niemand antwortete, verschaffte ich mir Einlass. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und von der Decke fiel indirektes Licht auf leere, goldbraune Wände. Ich stand für eine Weile mitten im Raum und ließ, was ich sah, auf mich wirken. Keine Frau, die bei Verstand war, exponierte sich in einem Hotelzimmer hinter offenen Vorhängen. Meine Tante hätte auch nie das Licht brennen lassen. Sie war nicht nur sparsam, sondern auch umweltbewusst.
    Kein Zweifel, Detective O war schon vor mir hier gewesen. Sie ließ mich wissen, dass sie meine Tante in ihrer Gewalt hatte.
    Die Hände in den Taschen, den Kopf eingezogen, kehrte ich zu Toms Truck zurück. Es war dunkel und bitterkalt. Alle Welt hockte im Warmen und lachte unbeschwert mit den Lieben, während ich durch leere Straßen zog, mit dem Wissen, dass ich zu spät gekommen war und dass ich dafür würde bezahlen müssen.
    Detective O hatte meine Tante vor mir erreicht. Aber sie hatte sie nicht an Ort und Stelle erwürgt, sondern entführt. Warum?
    Weil das Hotelzimmer nicht ihr Zuhause war. Meine Freundinnen starben im Schutz und in der Geborgenheit ihrer eigenen Wohnungen.
    Warum? Weil wir, meine Schwester und ich, nie Schutz und Geborgenheit erfahren durften? Oder um den Schrecken des Verbrechens noch zu steigern?
    Unwillkürlich fuhr ich mit der Hand über die Narbe an der Seite.
    Und für einen kurzen Moment konnte ich es fast spüren. Meine Rippen, feucht und klebrig, meine zitternden Beine, die unter mir wegzubrechen drohten. Sah Flammen über eine Wand züngeln. Seltsam, dachte ich noch, Feuer zu sehen und dabei zu frieren.
    SisSis , hörte ich eine Stimme rufen. SisSis.
    Tut mir leid, sagte ich. Tut mir leid.

    Ich war ungefähr zwanzig Schritte von Toms Truck entfernt, als mein Handy klingelte. Ich ging

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