Der Tag, an dem du stirbst
Beobachtung, Detective.»
«Nehmen wir an, unser Täter hat was gegen unverbrüchliche Freundschaften. Der erste Mord erfolgte vor zwei Jahren, also fast acht Jahre nach der räumlichen Trennung der Freundinnen. Warum so lange warten? Und warum musste Randi als Erste dran glauben, ausgerechnet am Einundzwanzigsten?»
«Wir sollten Folgendes berücksichtigen», meinte Quincy. «Erstens das Alter. Die Frauen haben sich getrennt, als sie achtzehn waren. Wenn der Killer sie seit ihrer Kindheit kannte, ist er vielleicht in ihrem Alter. Mit achtzehn wird man gerade erst erwachsen. Vielleicht brauchte der Killer noch ein paar Jahre, um Erfahrungen zu sammeln, bevor er sich imstande sah, seinen Impulsen nachgeben zu können …»
«Anmache», murmelte D.D. «Besuche in einschlägigen Chatrooms, wo man sich die nötigen Anleitungen abholt.»
«Wie bitte?»
«Nichts.»
«Achtzehn Jahre, das ist auch ein kritisches Alter im Hinblick auf die mentale Gesundheit. In dieser Zeit manifestieren sich unter anderem Schizophrenie oder bipolare Störungen.»
«Mit anderen Worten, unser Killer entwickelte erst als junger Erwachsener das abnorme Bedürfnis, unverbrüchliche Freundschaften zu zerstören.»
«Möglich. Zumindest sollten wir das in Betracht ziehen. Es würde zu den Tatorten passen, die so aussehen, als hätte der Täter im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gehandelt. Wie gesagt, wir haben es mit einem sehr strategisch vorgehenden Killer zu tun.»
«Es muss eine Vorgeschichte geben», dachte D.D. laut. «Wenn der Täter von Anfang an alle drei Freundinnen im Visier hatte, muss etwas passiert sein, das den Täter veranlasst hat, seine rituellen Morde zu planen.»
«Etwas, das sich an einem 21. Januar ereignet hat», sagte Quincy.
«Haben die Frauen vielleicht etwas gesehen? Waren sie Augenzeugen einer Straftat?», überlegte D.D. «Die könnte auch später stattgefunden haben, als die drei in ihrer Heimatstadt zusammengekommen sind, um Urlaub zu machen.»
«Diese Frage wurde Charlene mehrmals gestellt. Sie hat sich an nichts dergleichen erinnern können.»
«Okay.» D.D. überlegte weiter. «Drei beste Freundinnen. Wer könnte daran Anstoß nehmen?» Plötzlich kam ihr eine Idee, die so naheliegend war, dass sie sich wunderte, nicht schon eher daran gedacht zu haben. «Die Vierte», hauchte sie. «Eine vierte Möchte-gern-Freundin, die abgewiesen wurde.»
«Die Hölle kennt keinen schlimmeren Zorn als den einer verschmähten Frau», zitierte Quincy. «Könnte durchaus zutreffen. Leider habe ich diese Frage nie gestellt.»
«Sobald ich Gelegenheit habe, werde ich das bei Charlene nachholen.»
«Fragen Sie sie nicht nach anderen Freundinnen, sondern nach Mädchen, die ohne Freundschaften waren. Nach denen, die in der Schule immer abseits standen, die am Mittagstisch allein saßen.»
«Aber Sie sagten doch, der Killer hätte überdurchschnittliche Kommunikationsfähigkeiten. Wie passt das zum Mauerblümchen?»
«Vielleicht habe ich mich in der Hinsicht geirrt. Vielleicht haben Randi und Jackie ihre Türen aus Mitleid mit der ehemaligen Klassenkameradin geöffnet und nicht etwa einen charismatischen Fremden willkommen geheißen.»
«Okay, okay. Verstehe», erwiderte D.D. «Aber selbst wenn sich Charlene an einen Namen erinnert, werden wir mindestens zwei Tage damit beschäftigt sein, diese Person ausfindig zu machen, und das in einem Fall, der offiziell noch gar nicht meiner ist. Der Zeit nach könnte dieses Mädchen bereits in Boston sein, auf der Jagd nach Charlene …»
«Haben Sie eine Alternative?»
«Wir könnten auf den Busch klopfen und den Killer aus der Deckung locken. Konkret dachte ich daran, eine Seite bei Facebook einzurichten, eine Art Aufruf zum Gedenken an die beiden getöteten Freundinnen. Wie finden Sie das?»
Es blieb eine Weile still in der Leitung. Sie konnte spüren, wie Quincy über ihren Vorschlag nachdachte.
«Am liebsten würde ich selbst nach Boston kommen», murmelte Quincy. «Mir wäre wohler, ich könnte Ihnen vor Ort zur Seite stehen.»
«Hey, nichts für ungut, aber wir vom Boston PD sind kein Haufen Volltrottel. Ab und zu gelingt uns auch mal was.»
«Ich mache mir einfach nur Sorgen um Charlene Grant.»
«Ihre Sorge ist begründet», entgegnete D.D. frei heraus. «Ich habe eine Stunde mit der jungen Frau verbracht. Sie müsste mindestens zehn Kilo zulegen und zwanzig Tage schlafen. Davon abgesehen …»
«Meine Frau und ich, wir haben vor kurzem ein Kind
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