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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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erste.»
    «Fangen wir mit dem ersten Fall an, dem Tatort in Providence», entschied D.D. «Aus Ihrem Bericht und den Ergebnissen der von Roan Griffin geleiteten Ermittlungen geht hervor, dass der Täter anscheinend sehr beherrscht und kontrolliert vorgegangen ist, sehr gut zu kommunizieren versteht, überdurchschnittlich intelligent ist und kräftig zupacken kann.»
    «Stimmt.
    «Mann oder Frau?»
    «Einschlägigen Statistiken zufolge spricht alles für einen Mann. Aber dass es nicht zu sexuellen Übergriffen gekommen ist, verkompliziert die Sache.»
    «Was sagt Ihr Bauchgefühl?»
    «Für den ersten Mord habe ich keins. Aber was den Fall in Atlanta angeht, tippe ich auf einen weiblichen Täter, zumal das Opfer zuletzt in Begleitung einer Frau gesehen wurde. Das würde auch erklären, warum beide Opfer ihrem Mörder die Tür geöffnet haben und warum an beiden Tatorten gründlich sauber gemacht wurde. Für Serienmörder ist es zwar nicht untypisch, dass sie klar Schiff machen, aber die wenigsten denken daran, auch die Sofakissen zu richten.»
    «Die Sofakissen zu richten?», fragte D.D. nach.
    «Ja, es scheint, dass sie in beiden Fällen aufgeschüttelt wurden. So etwas machen eigentlich nur Frauen.»
    «Woran lässt sich erkennen, dass ein Kissen aufgeschüttelt wurde?»
    «Am Kissen selbst eher nicht. Aber laut Auskunft einer Nachbarin hatte Miss Knowles die Angewohnheit, die Zierkissen ihres Sofas beiseitezuschieben, wenn sie sich setzte. Als die Polizei am Tatort eintraf, waren die Kissen aber sorgfältig arrangiert. Außerdem waren sie vorher offenbar ausgeschüttelt und glatt gestrichen worden. Einer der Detectives vor Ort meinte, das Sofa hätte völlig unbenutzt ausgesehen.»
    «Aber es könnte doch sein, dass Jackie die Kissen selbst aufgeschüttelt hat», gab D.D. zu bedenken. «Vielleicht hat sie aufgeräumt, weil sie einen Gast erwartete.»
    «Natürlich. Ich biete Ihnen ja auch nur eine Theorie an und behaupte nicht, Tatsachen zu liefern.»
    «Nun, immerhin sind Sie ehrlich», erwiderte D.D.
    Sie hatte gehofft, den Profiler mit ihrer Bemerkung zum Lachen zu bringen, wovon aber nichts zu hören war.
    «Wir bleiben jedenfalls dran», sagte sie. «Nur noch zwei Tage bis zum Einundzwanzigsten. Charlene Grant läuft durch Boston und hält sich vor allen, die sie kennt, versteckt. Sie trägt eine 22er Halbautomatik bei sich.»
    «Sie hat eine Pistole?»
    «Ganz legal. Sie ist registriert.»
    «Aber die wird ihr nicht helfen.»
    «Vermuten Sie.»
    «Ich bin mir sicher. Es kam in keinem der beiden Fälle zur Gegenwehr. Dabei sollte man doch meinen, dass die Frauen ihrem Mörder, der sie würgte, ihre Fingernägel in die Hände gekrallt hätten. Wie kommt Charlene darauf zu glauben, sie könne sich mit einem Schuss retten?»
    D.D. schluckte. Die Vorstellung missfiel ihr. «Vielleicht haben sich diese Frauen zur Wehr gesetzt. Vielleicht hat ihnen der Täter, nachdem er die Kissen aufgeschüttelt hat, auch die Fingernägel sauber gemacht.»
    «Randi hatte perfekt manikürte Fingernägel von überdurchschnittlicher Länge. Und die waren völlig intakt. Ausgeschlossen, dass sie sich damit gewehrt hat.»
    «Der toxikologische Befund?»
    «Negativ. Drogen haben beide jedenfalls nicht genommen.»
    «Kann es sein, dass sie im Schlaf überrascht wurden?»
    «Möglich, aber sie müssten spätestens in dem Moment aufgewacht sein, als der Täter ihnen an die Gurgel ging, und zu fliehen oder zu kämpfen versucht haben. Allem Anschein nach wären dazu beide durchaus in der Lage gewesen.»
    «Wie erklären Sie sich dann, dass es nicht zur Gegenwehr kam?»
    «Ich kann’s nicht erklären.»
    D.D. seufzte. «Immerhin sind Sie ehrlich», wiederholte sie.
    «Leider hilft uns beiden das nicht weiter, am allerwenigsten Charlene Grant. Hat jemand Kontakt mit ihr aufgenommen?», fragte Quincy plötzlich. «Telefonisch, per Brief?»
    «Nicht, dass ich wüsste.»
    «Sehr ungewöhnlich, dieser Fall», meinte Quincy. «Wiederholungstäter gehen eigentlich nie exakt gleich vor. Die meisten Mörder beschreiben ihre Tat als einen rauschhaften Akt, vergleichbar mit dem Hochgefühl eines Marathonläufers. Der erste Mord ist noch mit Angst verbunden. Aber wenn sich diese Angst gelegt hat, bleibt nur die Erinnerung an den Rausch, den sich der Täter zurückwünscht. Bis zur nächsten Tat mag einige Zeit vergehen, aber das Verlangen nimmt nach jeder Wiederholungstat noch zu und wird übermächtig. Der Täter schlägt in immer kürzeren

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