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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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ich dich gar nicht!«
    Mir dämmerte, dass ich gerade dabei war, ein neuer Martin zu werden. Der alte hätte sich nie getraut, so etwas zu Mama zu sagen. »Tja«, sagte ich. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder!«
    Mama seufzte und ging zu Opa. Wahrscheinlich wollte sie nun ihn als Nachrichtenübermittler einspannen. Opa grinste und ließ Mama offensichtlich ebenso abblitzen.
    Sie schrieb etwas auf einen Zettel und rief: »Ich lege den Zettel für Eric ins Handschuhfach!«
    Ich dachte, ich bekomme einen Hörsturz.
    Immerhin erreichte Mama, was sie wollte, denn Papa sah auf.
    Dann schüttelte er den Kopf und machte mit seiner Einpackarbeit weiter.
    Schließlich verabschiedeten sich Mama und Frau Rosenberg, Papa hörte mit Einräumen auf und Karli und ich verzogen uns auf mein Zimmer.
    »Wird bestimmt cool in Frankreich«, sagte ich, als wir in den Federn lagen.
    »Auf jeden Fall werden wir üben, cool zu werden«, sagte Karli.
    »Unbedingt«, sagte ich und grinste. »Und wir lassen uns was einfallen, was wir machen können, damit die Fabs uns in Ruhe lassen. Aber das hat ja noch ein bisschen Zeit.«
    Dachte ich.

Auf zum Raketenstartplatz!

    Am Abfahrtstag saßen wir morgens um halb neun im Auto und starteten in Richtung Frankreich.
    Nach ein paar Streitereien hatten sich Papa und Opa geeinigt, dass Papa fahren würde, und Opa hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Papa bereute das sehr schnell, denn Opa kommentierte alles, was Papa tat oder ließ. »Hier ist 100 erlaubt, du fährst aber 120«, »Blink mal, du musst da vorne nach links« oder: »Achtung, da kommt eine Ampel.« Während die beiden vorne herumzankten, wurde ich wieder müde. Karli und ich hatten die halbe Nacht gequasselt und waren jetzt beide ziemlich k. o. und schweigsam.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Ich träumte davon, wie ich auf dem Pausenhof stand und cool an der Wand lehnte. Ich trug lässige Klamotten, meine Augen waren ein Mädchentraum, und ich gähnte, als Aline an mir vorbeiging und mich anhimmelte.
    »Hey«, sagte Karli, der mindestens fünf Kilo Muskelmasse zugenommen hatte und genauso cool neben mir an der Wand lehnte, »was will denn die Kleine von uns?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Nicht mein Typ. Aber die dahinten ist ganz nett.«
    Da stand eine dunkelhaarige Schönheit und lächelte mir zu.
    Ich grinste lässig. Das Mädchen kam zu mir rüber und legte seine Hand auf meine Schulter.
    »Hey«, sagte sie mit einem Mega-Augenaufschlag.
    »Hey, Mops!«, sagte sie noch mal und schüttelte mich ziemlich unsanft.
    »Was ist denn?«, fragte ich und machte die Augen auf.
    Opa rüttelte an meiner Schulter.
    »Wir sind da!«, sagte er.
    Tja, da träumt man von einem Eins-a-Mädchen und dann erscheint plötzlich Opas Gesicht — aus seiner Nase wachsen Haare!
    Ich sah auf meine Digitalarmbanduhr. Es war kurz nach eins. »Wir sind da!«, rief Opa noch einmal und pikste den schlafenden Karli mit seiner Stockspitze wach.
    Der fuhr hoch und rieb sich die Augen.
    Wir sahen aus dem Fenster.
    Hier war ordentlich was los. Überall rannten Leute in Badeklamotten rum, Kinder spielten und dazwischen sprangen Hunde umher und bellten. Allmählich kam bei mir Urlaubsstimmung auf.
    Wir passierten eine Schranke.
    Das Gelände war von Straßen durchzogen. Rechts und links von den Schotterstraßen standen hohe Hecken, hinter denen die einzelnen Grundstücke lagen. Zu jedem Grundstück führte ein Tor, an dem eine Nummer stand. Wir hatten die Sechsundfünfzig.
    Papa bog um eine Ecke.
    »Wir müssen ganz in der Nähe sein«, sagte er. »Auf welcher Seite muss ich gucken?«
    Ich fuhr mit dem Finger den Plan entlang und Karli spähte aus dem Fenster.
    »Links«, sagte er.
    »Rechts«, sagte ich.
    Papa stöhnte.
    »Nee, links, stimmt«, sagte ich und drehte den Plan ein wenig. Ich hatte unser Grundstück gefunden. Es lag in der dritten Reihe, vom See aus gesehen.
    »Hier!«, rief Karli und wedelte mit dem Arm in Richtung Tor auf der linken Seite. Auf einem etwas rostigen Schild stand
    »56«.
    Papa hielt, und Karli und ich stiegen aus, um das Tor zu öffnen.
    Es quietschte in den Angeln.
    Während Papa hineinfuhr, sahen Karli und ich uns um.
    Wir standen auf einer nassen Wiese, die offensichtlich seit Jahren niemand mehr gemäht hatte. Die Hecke sah aus, als hätte ein kleines Kind Friseur gespielt, und in einer Ecke stand ein windschiefer Baum. In einer anderen Ecke war früher wohl so was wie ein Gemüse- oder Blumenbeet gewesen, man konnte es

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