Der Tag an dem ich cool wurde
Sommerferien verbringen sollten.
Von wegen ohne Eltern!
Mit Opa und Papa in einem stickigen Wohnmobil!
Das sicher höchstens so groß war wie unser Badezimmer!
Opa, der am laufenden Band furzte, Papa, der nachts schnarchte, und Karli und ich, die da kein Auge zukriegen würden! Kein PC, keine Stereoanlage und überhaupt: Was würden wir essen? Wochenlang nur Fertigpizza?
Das war kein Urlaub, das war ein Straflager!
Und in diesem Moment, als ich die harmlos lächelnden Gesichter von Mama, Papa und Frau Rosenberg sah und Opas hinterhältiges Grinsen, wusste ich, dass es auch genau das für uns sein sollte!
Karlis Kinnlade klappte nach unten.
»Prost!«, riefen die Erwachsenen und ließen die Gläser klirren.
Ich störte mich aber eigentlich nicht wirklich an ihren schadenfrohen Gesichtern, denn mir war sofort klar, dass dieser Urlaub trotz allem das Beste war, was Karli und mir passieren konnte: Wir würden den FabFive entkommen! Sie konnten sich Gemeinheiten ausdenken, soviel sie wollten, es brauchte uns nicht zu interessieren.
Weil die Fabs hier waren.
Und Karli und ich in Frankreich!
Ich hob lächelnd mein Colaglas und stieß mit an.
Eine neue alte Rakete
Nach dem Essen fingen die Erwachsenen an, den Urlaub zu besprechen und über so langweiligen Kram wie Geld und Benzin und Koffer zu reden. Karli und ich verzogen uns auf mein Zimmer und ich konnte endlich von Lucas’ Anruf berichten.
»Wow«, sagte Karli und zog die Augenbrauen hoch. »Es war ganz schön dämlich von uns, zu glauben, dass die Eltern der Fabs nichts mitkriegen würden. Anfängerfehler. Was für ein Glück, dass wir in Urlaub fahren!«
»Du sagst es.« Ich nickte. »Da schlage ich mich lieber ein paar Wochen mit Papa und mit Opa rum als mit den Fabs!«
»Wir sollten uns im Urlaub einen guten Plan machen, wie wir uns gegen die Fabs wehren können«, sagte Karli. »Sonst haben wir am ersten Schultag ein ganz gewaltiges Problem!« Tja, was soll ich sagen. Wenn wir da schon gewusst hätten, dass dieses ganz gewaltige Problem nicht am ersten Schultag auf uns wartete, sondern in Frankreich, hätten Karli und ich uns mit Händen und Füßen gewehrt und wären niemals ins Auto gestiegen, um in den Urlaub aufzubrechen.
Aber an diesem Abend wussten wir nichts davon, und so begannen wir zu planen, was wir alles mitnehmen wollten.
Karli überspielte CDs auf den MP3-Player, während ich meine kleine Anlage abbaute und alles zusammen mit dem ganzen Kabelkram auf den Teppich legte. Dann suchten wir die besten PC-Hefte heraus (davon hatte ich mehrere Riesenstapel) und ein paar Comics. Karli schleppte auch noch ein paar Musikmagazine an und ich legte unsere Nintendos dazu.
Da wir uns fest vorgenommen hatten, in den Ferien cool zu werden, mussten wir aber auch Opfer bringen — große Opfer: Wir haben uns Hip-Hop-Musik und all so was auf den MP3-Player geladen. Karli und ich mögen ja eigentlich nur Rock, aber das hört niemand außer uns und Mädchen schon zweimal nicht. Zumindest kenne ich keine.
»Wir könnten vielleicht Fußball spielen«, sagte Karli. »Die Fabs machen alle irgendeinen Sport.«
»Ich kann nicht Fußball spielen«, sagte ich. »Ich hab zwei linke Beine. Aber wir könnten zum Beispiel üben, wie man cool geht.«
»Au ja«, sagte Karli. »Lucas ist ein Volltrottel, aber er schlendert ganz schön lässig.«
»Was der kann, können wir schon zweimal«, sagte ich. »Und ich werde mal Papa bequatschen, dass ich endlich Kontaktlinsen bekomme. Meine Glasbausteinbrille ist ja nun wirklich das Uncoolste, was es gibt.«
»Genau«, sagte Karli. »Und wir sollten Hanteln mitnehmen. Da krieg ich vielleicht aus den Streichhölzern hier ein paar ordentliche Muckis hin!« Er befühlte seine Arme und seufzte. »Wir haben keine Hanteln«, sagte ich.
»Dann stemmen wir eben Baumstämme«, sagte Karli und grinste. »Oder wenigstens Wasserflaschen.«
Wir überlegten uns noch eine ganze Menge Dinge, die wir tun wollten, um mindestens genauso cool zu werden wie die Fabs.
Und das war unsere Liste:
Schwimmen
Kopfsprung üben
Hip-Hop-Musik hören
Hip-Hop-Texte lernen
Coole Klamotten kaufen (wenn wir in die Stadt kommen)
Lässig schlendern lernen
Mädchen anmachen (die brauchen wir ja sowieso nie wiederzusehen, falls es schiefgeht)
Wir konnten den Urlaub kaum noch abwarten!
Als am nächsten Tag der Wohnwagen gebracht wurde, den Papa über das Internet günstig gekauft hatte, bekam unsere gute Laune einen kleinen Dämpfer.
Das Erste,
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