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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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»Schokokugeln.«
    Papa griff mit beiden Händen in das Fach mit den Schokokugeln und legte alles auf das Kassenband.
    Irgendwie war ich misstrauisch, weil Papa so spendabel war. Zu Hause ist er nicht so.
    Wie recht ich hatte, merkten Karli und ich nach dem Abendessen. Wir hatten uns den Bauch vollgeschlagen und gerade den Rest vom Schokoladeneis verputzt, als die Bombe platzte. »Wir könnten zum Einschlafen noch ein paar Detektivhörspiele hören«, schlug Karli vor.
    »Wenn ihr Krach macht, kann ich nicht schlafen«, meckerte Opa.
    »Nö«, sagte ich. »Wir haben doch unsere MP3-Player dabei. Die haben Kopfhörer.«
    Da fiel mir auf, dass ich Karlis und meine Tasche nicht entdecken konnte.
    »Papa«, sagte ich. »Wo sind denn unsere Taschen? Ich brauche den MP3-Player.«
    Papa räusperte sich.
    »Wir haben uns etwas überlegt«, begann er. »Opa, Mama, deine Mama (dabei schaute er Karli an) und ich.«
    Das klang nicht gut.
    Papa zog eine Reisetasche unter dem Klappbett hervor.
    »Wir dachten uns, zu Hause sitzt ihr nur vor dem Computer und lest Computerzeitschriften...«
    »...und brecht in Schwimmbäder ein«, rief Opa dazwischen.
    »Also«, sagte Papa nach einem Seitenblick auf Opa, »haben wir euch eine Tasche mit Dingen gepackt, die ihr in diesem Urlaub viel besser gebrauchen könnt. Schaut mal rein.«
    Ich griff mir die Tasche und zerrte am Reißverschluss. Karli guckte mir über die Schulter.

    Ein Kompass.
    Ein Fernglas.
    Ein Buch über Bäume und Vogelarten.
    Ein Pfadfinderbuch.

    Kein MP3-Player.
    Keine Computerzeitschriften.
    Keine Nintendos.
    Keine Comics.

    »Ich will unsere Sachen zurück!«, rief ich.
    »Ich bitte auch«, piepste Karli.
    »Die bekommt ihr«, sagte Papa. »Wenn ihr euch mal sinnvoll beschäftigt habt. Ich habe alles dabei. Sicher verwahrt!«
    »Wie, sinnvoll?«, rief ich.
    Das war ja wohl die Höhe!
    »Na, da«, sagte Papa und deutete auf das Zeug in der Tasche. »Du bist doch so ein Naturfreak. Mach doch mal was in der Natur.«
    »ICH BIN KEIN FREAK!«, brüllte ich. »Und ich interessiere mich für Experimente, die man im Haus machen kann! Ich will kein Pfadfinder werden! Das ist unco oll«
    Karli nickte.
    »Tja«, sagte Papa. »Wenn ihr euer Zeug haben wollt, dann müsst ihr was dafür tun. Opa und ich haben euch doch nicht aus dem Freibad befreit, damit ihr schön so weitermachen könnt! Strafe muss sein.«
    Opa klopfte mit seinem Stock auf den Boden.
    »Fein arbeiten, Jungs, fein arbeiten«, sagte er. »Hat noch niemandem geschadet!«
    »Genau«, sagte Papa. »Wir haben uns ein paar Aufgaben für euch ausgedacht. Wenn ihr die löst, bekommt ihr eure Sachen zurück. Stück für Stück.«
    Er kramte in seiner Hosentasche und förderte einen Zettel zutage, den er mir reichte.
    Darauf stand:

    Feuer machen
    Bäume bestimmen
    Musik machen
    Wanderlieder lernen
    Rasen mähen
    Spülen
    Andere sinnvolle Hausarbeit

    Und noch so einiges mehr.
    »Was ist das denn?«, rief ich.
    »Na«, sagte Papa. »Sinnvolle Beschäftigung. Mal was anderes. Langweilig wird es euch hier jedenfalls nicht werden.«
    Ich heulte vor Wut auf.
    »Wir haben Ferien!«, rief ich.
    »Keine Sorge«, sagte Papa. »Ihr werdet genug Freizeit haben. Sinnvolle noch dazu. Also allseits gute Nacht!«
    Er grinste fröhlich und machte sich auf in Richtung winziges Bad.
    Karli und ich sahen uns an.
    »Das glaub ich einfach nicht«, flüsterte ich. »Wir wollen cool werden, nicht noch freakiger!«
    Karli nickte und sah düster zu Boden.
    Am nächsten Tag aber sollte am See etwas passieren, das uns von dem Ärger mit Papa und Opa ablenkte und uns so richtig aus den Latschen haute.

Fitnessübungen

    Am Morgen waren Karli und ich immer noch einigermaßen angesäuert.
    Wegen der blöden Aufgaben, die wir erfüllen mussten, um unsere Sachen zurückzubekommen. Und weil da Karlis Zelt dabei war und wir im Wohnwagen auf dem Gang schlafen mussten.
    Weil Papa geschnarcht hatte wie ein Sägewerk und ich ständig wach geworden war.
    Und überhaupt.
    »Ich könnte platzen«, sagte ich, als ich mich aus dem Schlafsack quälte.
    »Ich auch«, sagte Karli.
    »Die werden sich wundern«, sagte ich. »Wir frühstücken jetzt erst mal anständig. Und dann wird gestreikt!«
    Karli nickte.
    Wir schlurften zur Tür.
    Draußen schien die Sonne so hell, dass ich die Augen zukneifen musste.
    »Guten Morgen!«, rief Opa uns zu.
    Er lag in einem Liegestuhl und hielt das Gesicht in die Sonne. Papa hatte schon einen Gartentisch und vier Stühle aufgebaut.

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