Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
Vom Netzwerk:
Er saß auf einem der Stühle und las ein Magazin.
    »Guten Morgen«, sagte Karli.
    Ich schnaubte nur.
    Wir setzten uns an den Tisch.
    Papa sah kurz auf. »Hallo«, sagte er.
    Dann steckte er die Nase wieder in sein Heft.
    Karli und ich warteten.
    Die Vögel zwitscherten. Von den anderen Grundstücken hörte man Geschirrgeklapper und Stimmen. Der Himmel war strahlend blau. Alles war friedlich.
    »Äh, Papa«, sagte ich.
    »Hm?«, sagte Papa, die Nase immer noch in der Zeitschrift. »Wann gibt es denn Frühstück?«, fragte ich.
    »Dann, wenn ihr es geholt habt«, sagte er.
    »Wie, wenn wir es geholt haben?«, fragte ich.
    »Na, ich habe euch zwanzig Euro neben die Spüle gelegt«, sagte Papa. »Ich hätte gern zwei Roggenbrötchen. Und du, Vater?«
    »Zwei Croissants«, rief Opa.
    »Ach, und bringt noch Marmelade und Butter mit«, sagte Papa. »Wurst und Käse wären auch nicht schlecht.«
    »Ja, aber wieso fährst du denn nicht einkaufen?«, rief ich. »Ihr seid nachts in ein Freibad eingebrochen«, sagte Papa. »Nicht ich.«
    Hä?
    »Na«, sagte er. »Schon vergessen, was wir gestern besprochen haben? Ihr glaubt doch nicht, dass wir euch beide jetzt zwei Wochen lang von hinten und vorn bedienen werden? Ich finde, wir haben uns den Urlaub verdient, nicht ihr. Was meinst du, Vater?«
    »Ganz recht«, rief Opa und klappte seinen Liegestuhl ein Stück weiter nach hinten. »Die zwei Kriminellen können sich fein überlegen, ob sie nicht doch lieber eine moralisch einwandfreie Laufbahn einschlagen wollen.«
    Papa und Opa lächelten in schönster Einigkeit.
    Karli und ich sahen uns an.
    Das war ja wohl die Höhe!
    »Aber«, piepste Karli, »wie sollen wir denn ins Geschäft kommen? Und wo gibt es Brötchen?«
    »Zusammen habt ihr zwei Münder und vier Beine«, sagte Papa. »Das sollte reichen, um nach dem Bäcker zu fragen und dorthin zu laufen.«
    »Wir können kein Französisch!«, sagte ich.
    »Lernt ihr doch seit zwei Jahren in der Schule«, sagte Papa. »Da sollte es wohl funktionieren, die Bäckerei zu finden. Heißt übrigens Boulangerie, wenn es euch hilft.«
    »Das ist unfair!«, rief ich.
    »Wie du meinst«, sagte Papa ungerührt. »Dann müsst ihr eben hungern!«
    »Wenn wir nicht zum Bäcker gehen, kriegt ihr auch kein Frühstück! Da müsst ihr auch hungern«, sagte ich.
    Papa grinste nur und klapperte mit dem Autoschlüssel in seiner Hosentasche. »Ich könnte mit dem Auto fahren«, sagte er.
    Ich hätte platzen können! Ich war nun richtig sauer, aber Papa und Opa störte das offensichtlich überhaupt nicht.
    »Komm«, sagte ich zu Karli. »Wir gehen.«
    »Wollten wir nicht streiken?«, fragte er.
    »Ich kann nicht mit leerem Magen streiken«, sagte ich.
    Wir stapften also angesäuert in den Wohnwagen, nahmen das Geld und machten uns auf den Weg.
    »Das geht doch jetzt nicht etwa die ganzen zwei Wochen so?«, fragte Karli.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Aber wir lassen uns was einfallen. Wir gehen bestimmt nicht jeden Tag die Brötchen holen!«
    »Nie im Leben!«, sagte Karli. »Coole Jungs kaufen keine Brötchen. Oder glaubst du, Lucas muss auf Bali jeden Tag morgens in eine Bäckerei latschen?«
    Nein, das glaubte ich nicht. Wir stellten uns vor, wie sich Lucas jeden Morgen von einer Inselschönheit ein Riesenfrühstück an die Hängematte bringen ließ.
    »Es ist zum Mäusemelken«, schimpfte Karli.
    Wir latschten weiter, bis wir an der ersten Kreuzung der Schotterwege standen.
    »Woher wissen wir denn, wo wir langlaufen müssen?«, fragte Karli und kratzte sich am Kopf.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Da lang«, entschied Karli und deutete nach vorne. »Ich glaube, da geht es zum Ausgang, und so sind wir auch gestern in den Supermarkt gefahren.«
    Wir tappten also in Richtung Ausgang. Überall um uns herum hörten wir fröhliches Geplapper. An einer Hecke, hinter der es besonders verführerisch roch, blieben wir stehen und schauten durch die Zweige.
    Eine Familie saß um einen großen Tisch, auf dem sich das herrlichste Frühstück türmte, das man sich denken konnte. Ich sah einen riesigen Korb voller Brötchen, Gläser mit Schokocreme und Marmelade, eine Käseplatte und eine gigantische, dampfende Kakaokanne.
    Mir lief vom Schokoladenduft das Wasser im Mund zusammen.
    Ein Junge in unserem Alter griff gerade nach einem Croissant.
    »Der hat bestimmt nicht zum Bäcker laufen müssen«, sagte ich.
    »Und wir latschen jetzt eine Ewigkeit durch die Gegend«, sagte Karli. »Es ist zum

Weitere Kostenlose Bücher