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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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was mir auffiel, als wir hineingingen, war der muffige Geruch. Als würde man in einer riesigen Socke verschwinden, die jemand eine Woche lang zum Sport getragen und in der Sporttasche aufbewahrt hat.
    »Huargh«, sagte Karli.
    Opa hustete und ich nieste.
    Papa schwieg.
    »Viel Spaß damit!«, rief der Mann, der das Ding hergefahren hatte, fröhlich in unsere Richtung und stieg schnell in seinen roten Sportwagen ein, mit dem er den Wohnwagen hergebracht hatte. Mir war klar, warum er so erleichtert aussah, als er abfuhr: Das Ding hier war uralt und genau so roch es auch.
    »Vielleicht«, sagte Papa, »wenn man die Fenster aufmacht...«
    Das erste klemmte.
    Das zweite ließ sich immerhin kippen. Danach sah man mehr von der Straße draußen als vorher, die Scheibe war nämlich fast blind. Vielleicht wollte sie die grauenhafte Einrichtung nicht mehr sehen. Alles war orange und braun. Vorhänge, Wände, Möbel. Alles.
    »Alles« war übrigens nicht viel. Es gab eine kleine Kochzeile, ein Bett und einen wackeligen Tisch mit zwei Bänken. Diese Konstruktion konnte man mit viel Aufwand in ein zweites Bett verwandeln. Daneben eine Tür, die Karli gerade aufmachte.
    »Huargh«, sagte er wieder.
    Ich ging zu ihm, um zu schauen, was es da gab. Karli musste aber erst wieder aus der Tür raus, damit ich hineinkonnte. Hinter der Tür war das Bad. Es gab ein Klo, eine winzige Dusche und ein Miniaturwaschbecken. Mann, war das eng! Also, ich hatte da nicht viel Bewegungsfreiheit drin. Genau genommen hatten wir alle nicht viele Möglichkeiten, uns zu bewegen, wenn wir gleichzeitig im Wohnwagen standen. »Hier können wir doch nicht zu viert drin wohnen!«, sagte ich.
    Papa sah aus, als ob er sich das Ganze auch etwas größer vorgestellt hatte, und schwieg immer noch.
    »Ach was!«, sagte Opa und schlug mit seinem Stock auf das Bettpolster, aus dem prompt eine Staubwolke aufstieg, die ihn einhüllte. »Als ich klein war, habe ich mit meinen drei Geschwistern eine Art Besenkammer teilen müssen!«
    Papa rollte die Augen. »Die Armen«, sagte er leise.
    Karli kicherte. Opa hatte offensichtlich nichts gehört. Die Staubwolke senkte sich und Opa setzte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf das große Bett.
    »Hier werde ich schlafen wie ein Baby«, sagte er und tätschelte das Polster.
    »Moment«, sagte Papa. »Wir werden da schlafen.«
    »Wir beide?«, sagte Opa. »Kommt überhaupt nicht infrage! Ich brauche meinen Platz. Schlaf du mal da drüben!«
    Er deutete mit seinem Stock auf das kleine Sofa an der anderen Kopfseite, neben der Klotür.
    »Na, und die Jungs?«, rief Papa. »Wo sollen die denn dann schlafen?«
    »Ja, da!«, rief Opa und deutete mit seinem Stock auf den Boden.
    Hä?
    »Ich schlafe doch wohl nicht auf dem Boden!«, rief ich.
    »Das schadet euch nicht, für die paar Tage!«, sagte Opa. »Als ich klein war...«
    Karli und ich stiegen schnell aus. Wenn Opa erst mal mit »Als ich klein war« anfing, hörte er so schnell nicht mehr auf, und es endete immer damit, dass die Jugend von heute verweichlicht und undankbar war.
    »Nie im Leben schlafe ich da drinnen«, sagte ich. »Nie!« Karli überlegte.
    »Ich packe mein Zweimannzelt ein«, sagte er. »Es ist noch ganz neu. Hat Papa mir zum Geburtstag geschenkt. Wir bauen es auf der Wiese auf und schlafen da!«
    »Gute Idee«, sagte ich. »Kein furzender Opa, kein schnarchender Papa, nur frische Luft.«
    »Und wir können so lange aufbleiben, wie wir wollen!«, sagte Karli.

    Am Tag vor der Abfahrt gab es eine lange Verabschiedung von unseren Müttern, mit hundertfünfzig Ermahnungen. Wir sollten uns anständig benehmen und die Zähne putzen und was weiß ich alles.
    Endlich verabschiedete sich Frau Rosenberg von Karli, der die Nacht bei uns verbringen sollte, da wir sehr früh starten wollten. Sie umarmte ihn so fest wie eine Boa Constrictor. Karli verdrehte die Augen.
    Meine Mutter war zum Glück nicht ganz so rührselig.
    »Sag deinem Vater, wenn etwas ist, kann er mich auf dem Handy erreichen!«, sagte sie zu mir.
    »Sag’s ihm doch selbst«, antwortete ich. »Er steht doch gleich dahinten!« Papa war nicht einmal fünf Meter entfernt und hievte gerade einen Riesenkoffer in den Wohnwagen.
    »Ich rede nicht mit ihm, bis Rosi verschwunden ist!«, sagte Mama. »Dieser Feigling soll ruhig schmoren!«
    Ich seufzte. Wie kindisch können sich Erwachsene denn anstellen?
    »Nö«, sagte ich. »Ich bin doch nicht euer Depp!«
    »Aber Martin«, sagte Mama ganz erstaunt, »so kenne

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