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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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herumzulaufen...
    Plötzlich hatte ich eine Idee.
    »Hey, wollen wir hier übernachten? Im Zelt?«, fragte ich Karli.
    »Klar, coole Sache!«, sagte Karli begeistert. »Ist bestimmt supergruselig, so einsam und still, wie es hier ist!«
    »Genau«, sagte ich. »Wenn wir uns mit dem Gitarrespielen beeilen, können wir auch unseren MP3-Player mitnehmen und Gruselgeschichten hören!«
    »Grandioser Plan«, sagte Karli. »Wenn wir nur diese blöden Akkorde hinkriegen würden. So schwer sieht es doch gar nicht aus!« Er seufzte.
    Wir beschlossen, es gleich noch einmal mit dem Gitarrespielen zu versuchen. Die Aussicht auf eine Gruselnacht im Wäldchen war einfach zu verlockend.
    Wir sammelten die noch fehlenden Blätter, legten sie in das Buch zwischen die passenden Seiten und machten uns auf den Rückweg.
    Die meisten Grundstücke waren verlassen, denn es war heiß und die Leute hatten sich wohl zum Baden aufgemacht.
    Nur ein paar ältere Leutchen saßen auf ihren Gartenstühlen und lasen oder dösten vor sich hin. Als wir um die Ecke bogen, hörten wir es aber schon lärmen. Und kurz darauf sahen wir auch, was da lärmte: ein scheppernder Gitarrenverstärker. Es war der Junge, den wir schon einmal Gitarre spielen gehört hatten. Das Grundstück sah noch chaotischer aus als beim letzten Mal. Jetzt jagte zwar kein Hund durch die Gegend, dafür hatte der Junge an der Gitarre aber Verstärkung durch einen weiteren Jungen am Schlagzeug bekommen. Er war schätzungsweise so alt wie der Gitarrist, vierzehn oder fünfzehn, und spielte genauso hingebungsvoll und genauso laut. Und genauso gut.
    »Hells Bells«, sagte Karli und riss die Augen auf.
    »Mann, so müsste man spielen können«, sagte ich. »Wir hätten den MP3-Player in null Komma nichts zurück.«
    Wir lauschten noch eine ganze Weile.
    »Na, ist euch der Krach zu laut?«, hörte ich auf einmal eine Stimme hinter uns.
    Karli und ich fuhren hoch, als ob eine Wespenhorde über uns hergefallen wäre. Ein ziemlich großer Mann, der mit Einkaufstüten beladen war, sah auf uns herab und lachte.
    »He«, brüllte er durch das Gartentor. »Macht mal ein bisschen leiser, ihr erschreckt ja den ganzen Platz mit eurem Ge-.töse!«
    »Nein, nein«, sagte Karli schnell. »Wir stehen hier nur, weil die Jungs so gut spielen.«
    »Ah«, sagte der Mann und schob mit einem Fuß das Gartentor auf. »Na, ich befürchte ja, dass wir bald von ein paar Nachbarn verklagt werden.«
    Er lachte und versuchte, sich durch das Tor zu bugsieren. Zwei Einkaufstüten gingen zu Boden.
    Karli und ich hoben die Tüten auf.
    »Wohin damit?«, fragte ich.
    »Ah, danke«, sagte der Mann und deutete mit dem Kopf auf den ramponierten Wohnwagen. »Wenn ihr so nett wärt...« Wir waren so nett, aber ich brach mir fast das Bein, als ich über einen Tennisball stolperte, und Karli blieb in einem Hüpfseil hängen.
    Immerhin bemerkten jetzt auch die beiden Jungs, dass hier jemand war, dem sie helfen konnten. Sie nahmen ihrem Vater den restlichen Kram ab und trugen alles mit uns in den Wohnwagen. Hier herrschte genauso ein Chaos wie draußen.
    »Ihr habt zwei Fans«, sagte der Vater zu den Jungs. »Wahrscheinlich die Einzigen, die uns hier noch freundlich gesinnt sind.«
    »Mögt ihr Rockmusik?«, fragte der Gitarrist.
    Karli und ich nickten.
    »Macht ihr auch Musik?«, fragte der andere.
    »Nein«, quietschte Karli und wurde rot.
    »Würden wir gern«, sagte ich.
    »Schon mal probiert?«, fragte der Schlagzeuger.
    »Äh«, sagte ich und zögerte einen Moment.
    Sehr intelligent, Martin.
    »Wir versuchen uns gerade im Gitarrespielen, aber es funktioniert nicht so richtig.«
    »Ah«, sagte der Gitarrist. »Wenn wir helfen können — stets zu Diensten. Ich bin übrigens Benedikt.«
    »Julius«, sagte der andere.
    »Karli«, quiekte Karli. Er musste wirklich sehr aufgeregt sein.
    »Martin«, sagte ich.
    »Wenn ihr wollt, kann ich euch ein paar Akkorde zeigen«, sagte Benedikt.
    Wenn wir wollten? Klar wollten wir!
    Der Vater grinste. »Na, haben die beiden endlich jemanden gefunden, dem sie ein Ohr über Musik abkauen können«, sagte er. »Sie haben es schon bei ihren Geschwistern versucht, aber da stoßen sie auf taube Ohren.«
    »Der eine hat nur Sport im Kopf, und die Mädchen sind unmusikalisch wie sonst was«, sagte Benedikt und schüttelte den Kopf. »Sobald eine versucht, zu singen oder ein Instrument anzufassen, könnte man weinen. Die Klavierlehrerin von meiner Schwester hat Mama angerufen und gesagt, sie

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