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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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könnte das Geld zwar gut gebrauchen, aber es würde an schamloses Ausnutzen grenzen, ihr noch weiter Unterricht zu geben.«
    Wir lachten alle.
    Benedikt drückte mir die Gitarre in die Hand.
    Zuerst war es mir ja megapeinlich, vor diesen beiden Supermusikern eine so jämmerliche Vorstellung zu geben, aber als Benedikt sagte, für den ersten Tag könne man nicht meckern, war ich richtig stolz. Ich schaffte es tatsächlich, drei Akkorde zu spielen, die nicht nach jammernder Katze oder schreiendem Baby klangen. Und das Beste war: Es machte irren Spaß.
    Der Knaller aber war, als Karli anfing, vor sich hin zu singen.
    »Hey«, rief Julius. »Mach noch mal! Eine Sekunde, Moment!«
    Er stürzte an sein Schlagzeug und rief »Hells Bells!« zu Benedikt hinüber. Die beiden begannen zu spielen.
    »Jetzt du!«, rief Benedikt.
    Karli wurde tomatensoßenrot. Er räusperte sich.
    »Na los«, sagte ich. »Du singst sensationell. Mach schon!« Karli schluckte und räusperte sich noch mal.
    »Leg einfach los!«, rief Julius. »Mach am besten die Augen zu!«
    Karli sah Hilfe suchend zu mir herüber und wartete. Ich nickte ihm zu. Dann schloss er die Augen und öffnete den Mund. Mann, mit der Gitarre und dem Schlagzeug dabei klang Karli total irre. Sensationell.
    Er sang das ganze Lied durch, bis der letzte Akkord verklungen war. Dann räusperte er sich und öffnete die Augen.
    Die beiden Jungs sahen ihn mit offenem Mund an.
    »Sorry«, sagte Karli. »Ich hab noch nie mit Begleitung gesungen.«
    »Machst du Witze?«, rief Benedikt. »Du singst ja klasse! Du klingst wie Brian Johnson!«
    »Findest du?«, sagte Karli und wurde schon wieder rot. Diesmal war es fast ein leuchtendes Lila.
    »Er ist besser als Frederick«, sagte Julius zu Benedikt, und zu Karli sagte er: »Das ist der Sänger von unserer Band zu Hause.«
    Karli strahlte wie ein Weihnachtsbaum.
    Jetzt waren die beiden großen Jungs restlos begeistert. Ich durfte auf einer Bongotrommel mitmachen (meine neu erworbenen Gitarrenkünste hätten nicht mal für Happy Birthday gereicht) und Karli musste singen.
    Der Vater der beiden Jungs kam aus dem Wohnwagen und schaute neugierig zu uns herüber.
    »Ich muss sagen, leiser seid ihr mit eurer Verstärkung nicht geworden«, rief er. »Aber besser!«
    Wir spielten und sangen und hatten Spaß, bis zwei Mädchen durch die Grundstückstür kamen.
    Karli blieb der Ton mitten im Refrain im Hals stecken und ich kippte fast rückwärts vom Hocker.
    Da standen unsere Brötchenlieferantinnen mit Strandmatten unter den Armen.
    Luna und Stella.

    Ich guckte zu Karli und der zu mir. Er machte den Mund auf und zu, aber es kam nichts mehr heraus. Die beiden Brüder hörten auf zu spielen.
    »Texthänger?«, fragte Benedikt und grinste.
    »Ja-ha«, krächzte Karli.
    Lunas Augen wurden so groß wie Untertassen und Stellas Augenbrauen rutschten in Richtung Himmel.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragte Stella.
    »Och«, sagte ich. »Musik.«
    Schon wieder so eine intelligente Antwort.
    Vielleicht halfen ja wenigstens die Kontaktlinsen. Ich klimperte mit den Augen. Luna musste doch sehen, wie blau sie waren.
    »Dachten wir uns schon«, antwortete sie.
    »Ihr kennt euch?«, fragte Julius.
    »Öh, so vom Strand«, sagte ich.
    Zum Glück erschien in diesem Moment noch eine Frau mit langen, nassen Haaren und einer Riesentasche über der Schulter. Es war die, die morgens gesagt hatte, Benedikt solle den Verstärker ausmachen.
    »Hallo«, sagte sie freundlich und nickte uns zu. »Haben unsere Jungs also Verstärkung bekommen. Klingt gut! Es gibt aber gleich Essen, ich habe Pizza mitgebracht, da war heute so ein Stand am See.«
    Sie klopfte auf die Tasche.
    Mein Magen grummelte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie hungrig ich war, aber jetzt gerade lief mir das Wasser im Mund zusammen. Hier gab es Pizza und auf unserem Grundstück erwartete uns Grillgemüse!
    Die Frau hatte meinen Blick wohl gesehen.
    »Wollt ihr zwei mitessen?«, fragte sie. »Ist genug da! Wir haben einen Vielfraß in der Familie, für den habe ich gleich zwei Pizzen besorgt. Er kann aber auch ruhig mal teilen.«
    Na, die Entscheidung fiel nicht wirklich schwer.
    Hier: Pizza. Bei uns: Grillgemüse.
    Hier: Luna und Stella. Bei uns: Opa und Papa.
    »Wir essen gerne hier, danke«, sagte ich.
    »Fein«, sagte die Frau. »Mädchen, holt Justus, Jungs, deckt den Tisch. Und ihr beiden wollt vielleicht euren Eltern Bescheid sagen, dass ihr bei uns esst?«
    Gute Idee. Karli und ich flitzten los.

    Papa

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