Der Tag an dem ich erwachte
„Reisen wir heute wieder als Star und Sky?“, fragte ich mit vollem Mund.
„Nein, Gail, heute nicht. Wir müssen gut aussehen. Lass dich überraschen“, lächelte er verschmitzt. Ich sah ihn an und beglückwünschte mich wieder mal, diesem wundervollen Mann begegnet zu sein. Irgendwie schaffte er es immer wieder, aus jeder schwierigen Situation ein Spiel zu machen, das mir Freude bereitete. Mich abzulenken, mir jegliche Angst und Sorge wegzunehmen, indem er stets die volle Verantwortung übernahm. Ich überließ mich vertrauensvoll seinen Verwandlungskünsten, und, wie immer, durfte ich mich erst im Spiegel sehen, als die Verwandlung komplett abgeschlossen war. Dieses Mal benutzte er auch farbige Kontaktlinsen, und ich jammerte, die Dinger würden mich stören. Er benetzte meine Augen mit speziellen Augentropfen und versicherte mir, dass ich mich schon bald daran gewöhnen würde. Bereits in wenigen Minuten verschwand das unangenehme Fremdkörpergefühl, und dann durfte ich endlich das Endergebnis betrachten. Aus dem Spiegel sah mich eine große blonde Frau mit einer eindrucksvollen Löwenmähne an. Sie hatte stechend grüne Augen, eine Wespentaille und atemberaubende Kurven. Eine übertrieben große Oberweite und ausladende Hüften. Ihre vollen Lippen waren knallrot geschminkt.
„Verdammt, Ryan, was hast du mit mir gemacht?“, rief ich überrascht aus. „Ich sehe ja sogar besser aus als… ich!“
„Die Bescheidenheit gehört eindeutig nicht zu deinen größten Stärken, Baby“, lachte er amüsiert. „Tja, es ist eine Geschmacksache. Mir gefällst du in echt viel besser, aber Roger liebt dich so, wie du jetzt aussiehst. Ruh dich eine Weile aus und nutze die Zeit, um dich endgültig mit deinen Kontaktlinsen anzufreunden, während dein frischgebackener Gatte Roger sich so richtig in Schale für dich wirft.“
„Ich sehe aus wie ein fleischgewordener Männertraum“, sagte ich, als ich mich vor dem Spiegel hin und her drehte. „Wie ein Bild aus einer Pornozeitschrift, nur, dass ich angezogen bin. Verdammt, ich bin eine blonde Jessica Rabbit!“
„Ja, ich habe mich tatsächlich von ihr inspirieren lassen“, schmunzelte Ryan, „aber nach langem Überlegen habe ich mich doch lieber für blond anstatt für rot entschieden. Jessica, Roger muss sich umziehen. Du darfst dir derweil ein Glas Champagner genehmigen, um dich mental auf unsere Reise vorzubereiten. Ich habe beschlossen, dass wir fliegen, u nd unser Flugzeug startet in wenigen Stunden. Ich muss mich also beeilen.“ Ich tat wie mir geheißen, entkorkte eine Flasche Champagner und trank mir etwas Mut an. Als ich „Roger“ endlich sah, prustete ich laut los und verschluckte mich fast an meinem Champagner. Er hatte tatsächlich lange Hasenzähne und extrem große Ohren! Trotzdem sah er auf eine abgedrehte Art und Weise gut aus. Beinahe richtig attraktiv. Groß und gut gebaut, mit feurigen dunklen Augen und vollen schwarzen Haaren, die seine großen Ohren in weichen Locken umrandeten. Sie reichten ihm fast bis zu den Schulterblättern.
„Verdammt, Jessica, du alte Schnapsdrossel!“, schimpfte er laut, „ich habe von einem Glas gesprochen, nicht von einer halben Flasche!“
„Heißen wir jetzt tatsächlich Mister und Mrs. Rabbit?“, lachte ich, unbeeindruckt von seiner Standpauke.
„Nein, wir heißen Mister und Mrs. Valiant, wie der Detektiv, der genau wie du dem Alkohol verfallen ist.“
„Verrate mir eins, Mister Valiant“, kicherte ich, „wieso heiratet eine so heiße Schnitte wie ich einen Mann mit Hasenzähnen und Segelohren wie dich?“
„Weil du dich in mich verliebt hast“, zuckte Ryan die Schultern. „Tja, wo die Liebe hinfällt… Ich bin zwar nicht der Schönste, das gebe ich zu. Aber ich bin durchaus in der Lage, dir deine geheimsten Wünsche zu erfüllen. Zum Beispiel, dich in einem Privatjet nach Los Angeles fliegen zu lassen.“
„Was, wie fliegen mit einem Privatjet?“, fragte ich verblüfft und goss mir Champagner nach, doch Ryan nahm mir mein Glas sofort weg und schüttelte seinen Inhalt in das Waschbecken.
„Genug ist genug, Gail!“, schalt er mich streng. „Du bist bereits betrunken. Reiß dich bitte zusammen! Und ja, wir fliegen mit einem Privatjet, habe ich dir nicht gesagt, dass ich viele Freunde habe, die mir einen Gefallen schulden?“
Als wir landeten, kamen wir problemlos durch den Zoll, da Ryan gefälschte Pässe für uns besorgt hatte, die so detailgetreu waren, dass niemand einen Verdacht
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