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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Nein, es war keine gute Idee, wenngleich sie wirklich sehr verlockend war. Aber ich konnte es nicht tun. Wollte es nicht. Denn es würde letztendlich seinen weiteren Sieg über mich bedeuten. Egal, was er mir angetan hatte, hatte er es nicht geschafft, meine Seele zu vergiften. Ich war nicht wie er! Und ich würde ihm ganz bestimmt nicht nacheifern. Dennoch musste ich den alten Mann irgendwie loswerden, soviel stand fest. Wie alt war Greg eigentlich? Das hatte er mir nie genau verraten, angesichts seiner krankhaften Eitelkeit hielt er sein wahres Alter vor mir geheim. Er war definitiv nicht mehr der Jüngste, dennoch war er in einer guten Verfassung. Wenn ich Pech hatte, konnte er noch einige Jahrzehnte lang leben. Und dann fiel mir die perfekte Lösung ein: Ich würde ihn langsam vergiften! Und mich aufopfernd um ihn kümmern, während es ihm immer schlechter gehen würde. Und, wenn er endlich stirbt… Ja, was dann? „Nicht heute. Verschieben wir es auf morgen!“, fiel mir das Zitat aus „Vom Winde verweht“ ein. Greg sah es gern, dass ich mich für die alten Filmklassiker begeisterte. So wollte er sein kleines Frauchen haben, romantisch, sanft und sentimental. Er hatte mir eine ganze Sammlung an alten Filmen angeschleppt, und viele davon kannte ich bereits auswendig. Er hatte die meisten Fernsehkanäle gesperrt, sodass ich nur die sehen durfte, die ausschließlich Filme ausstrahlten, zum größten Teil alte. Wann hatte ich zum letzten Mal die Nachrichten gehört? Wann hatte ich zum letzten Mal im Internet gesurvt? Wann war ich zum letzten Mal draußen? Oh mein Gott! Der alte Mann würde bald sterben, mein Entschluss stand fest! Ich stieg endlich aus der Dusche und trocknete mich ab, cremte meinen Körper mit einer teuren Bodylotion und mein Gesicht mit einer hochwertigen Feuchtigkeitscreme ein. Dabei erinnerte ich mich erfreut daran, dass Greg immer eine große Summe an Bargeld in seinem Safe aufbewahrte. Die Kombination kannte ich auswendig, er fühlte sich so sicher, dass er es nicht für nötig hielt, sie vor mir geheim zu halten. Auch mein Schmuck war mit Sicherheit einiges wert. Ich würde schon nicht verhungern und ganz bestimmt nicht verdursten! Um es mir zu beweisen, trank ich gierig eine weitere Flasche Wasser fast in einem Zug aus. Danach kochte ich mir einen starken Kaffee. Ans Essen war nicht zu denken, mein armer Magen hatte immer noch mit der Alkoholvergiftung von gestern Abend zu schaffen. Ich schluckte eine Tablette gegen Sodbrennen und machte mich daran, die Bettwäsche zu wechseln. Die alte Bettwäsche steckte ich sofort in die Waschmaschine und ließ sie laufen, bevor ich das Bett neu bezog. Der alte Mann durfte keinen Verdacht schöpfen! Den Aufwand hätte ich mir sparen können, wie ich kurz darauf feststellen durfte, als Robert mit einem riesigen Blumenstrauß an meiner Tür klingelte. Zuerst meinte ich zu halluzinieren. Mein Unterbewusstsein spielte mir schon wieder einen Streich. Einen besonders bösen. Doch dann küsste er mich leidenschaftlich auf den Mund, ich roch seinen vertrauten Duft und spürte seine Körperwärme.
    „Willst du mich nun reinlassen oder nicht?“, fragte er grinsend und drückte mir gewaltsam die Blumen in die Hand. Ich schnupperte automatisch daran und schloss kurz meine Augen, als der liebliche Duft meine Nase kitzelte.
    „Robert, du? Was machst du hier?“, fragte ich ungläubig, als ich die Tür hinter ihm schloss.
    „Nach was sieht es aus?“, lächelte er frech, und mein Herz schmolz dahin. „Mich entschuldigen?“
    „Wofür denn?“, wunderte ich mich.
    „Dafür, dass ich gestern so ein Arschloch war!“, sagte er mit einer festen Stimme, „und dafür, dass ich dein Bad vollgekotzt hab“, fügte er beschämt hinzu.
    „Aber Robert, was ich dir erzählt habe…“ Er legte seinen Zeigefinger auf meinen Mund und nahm mir mit einem weiteren Kuss die Luft aus den Segeln.
    „Sei still, Gail!“, verlangte er, „lass mich bitte ausreden. Ich musste es erstmal verdauen, das musst du doch verstehen… Aber mittlerweile habe ich’ s verdaut! Wirklich, Gail“, beteuerte er mit einem treuen Hundeblick. „Du warst früher ein Mann, na und? Gestern Nachmittag habe ich definitiv nicht mit einem Mann geschlafen, sondern mit der schönsten und aufregendsten Frau, der ich je begegnet bin. Und ich hatte den besten Sex meines Lebens. Und ich habe mich verliebt. Unsterblich. Ich bin in dich verliebt, Gail! Und es ist mir scheißegal, was du in deiner

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