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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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ertönte gleichzeitig Gregs regelmäßiges Schnarchen. Ich atmete auf, deckte ihn zu und ging ins Schlafzimmer. Legte mich aufs Bett, das nun mir ganz allein gehörte, und schlief sofort ein. Selbst als Greg sich mir mitten in der Nacht gesellte, ließ ich mich ausnahmsweise nicht von seiner festen, klammernden Umarmung aus der Ruhe bringen, sondern schlief einfach weiter. Tief und fest. So fest, dass ich den Wecker, den ich eigenhändig gestellt hatte, überhörte. Doch Greg hatte ihn gehört und war sofort hellwach, obwohl er immer noch einiges an Wein intus hatte, was seine starke Alkoholfahne verriet. Nichtsdestotrotz war der alte Mistkerl topfit, während ich unter heftigen Kopfschmerzen und Übelkeit litt. Er weckte mich mit einem Kaffee, den ich dankbar in einem Zug austrank. Danach duschte ich und zog mich an. Er wartete in der Küche mit dem Frühstück auf mich. Rühreier, Würstchen, Speck und Toast und noch mehr Kaffee.
    „Was meinst du, Gail, wird er kommen?“, fragte er in einem beiläufigen Ton, als hätte er sich nach dem aktuellen Wetter erkundigt.
    „Das wird er definitiv“, antwortete ich genauso locker.
    „Was hast du ihm denn erzählt?“, erkundigte sich Greg schließlich. Derweil wunderte ich mich, dass er diese Frage erst jetzt stellte, ich hatte viel früher damit gerechnet.
    „Ich habe ihn zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen, sowie du es gesagt hast“, erzählte ich. „Erstmal hat er aufgelegt. Dann habe ich es einfach immer weiter versucht, bis er mir endlich zugehört hat. Ich sagte, dass es dir leid tut, ihn bedroht zu haben. Und auch das mit seiner Prüfung. Dass du alles wiedergutmachen willst.“
    „Und wieso hat er dir das alles geglaubt?“, bohrte Greg seinen Blick in meine Augen.
    „Weil ihm ihn glauben lassen habe, dass du nicht mehr lange leben wirst“, sagte ich wahrheitsgemäß, „weil du eine tödliche Krankheit hast. Ich erklärte ihm, dass sie deine Sicht auf viele Dinge geändert hat. Dass du erst seit ein paar Tagen Bescheid weißt und dich bemühst, alles ins Reine zu bringen, bevor du… Du weißt schon.“
    Greg starrte mich eine Weile an, bevor er in einem schallenden Lachen ausbrach. „Gail, das ist genial! Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein raffiniertes kleines Biest du sein kannst! Das ist die perfekte Falle“, lobte er mich stolz. Und ich hoffte inständig, dass er recht hatte.
    Robert wartete am Hafen auf uns. Er hatte kein Gepäck dabei, nur seine Windjacke, die er sich eilig über den Arm hängte, um mir und Greg die Hand zu schütteln. Er vermied es, uns in die Augen zu sehen, und ich merkte, wie nervös er war. Verdammt, nicht dass seine Nervosität zum Hindernis wird, dachte ich beunruhigt. Nur Greg schien die Ruhe in Person zu sein, er erwiderte Roberts Händedruck und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. „Danke, dass Sie gekommen sind, Mister Harrington!“, sagte er warm, „das bedeutet mir sehr viel.“
    „Ich danke Ihnen für die Einladung, Sir“, stammelte Robert höflich, er war sichtlich irritiert.
    „Ich nehme an, Gail hat Ihnen erzählt, wie es um meine Gesundheit steht“, fuhr Greg entspannt fort. Ich ließ Robert nicht aus den Augen und betete, er möge seine Verwirrung nicht zeigen. Zum Glück hatte er mich nicht enttäuscht. Er hatte nicht einmal geblinzelt.
    „Ja, es tut mir sehr leid, Sir“, erwiderte er mit gesenktem Blick. Ich hätte ihn am liebsten auf der Stelle umarmt. An die anderen Dinge, die ich mit ihm noch lieber getan hätte, durfte ich nicht denken. Noch nicht. Stattdessen himmelte ich die ganze Zeit Greg an. Es entging ihm nicht, und er tätschelte meine Wange. Robert blieb gelassen. Ich bewunderte ihn so sehr! Greg, der perfide Greg, hatte mehrere Kisten Champagner ans Bord liefern lassen. Und eine Kühlbox mit lauter Delikatessen.
    „So viel Zeug für drei Leute?“, wunderte sich Robert.
    „Natürlich, mein Freund“, lächelte Greg gönnerhaft, „schließlich ist es der letzte Geburtstag meiner Frau, bei dem ich dabei sein darf. Deswegen möchte ich ihn gebührend feiern.“
    Als alle Formalitäten erledigt waren, setzte Greg eine Kapitänmütze auf, salutierte scherzhaft und ging in die Kapitänkabine. So hatten wir einige Minuten Zeit für uns allein.
    „Gail, was soll das?“, zischte Robert. „Was hat er vor?“
    „ Pssst, sei leise!“, ermahnte ich ihn flüsternd. „Spiel einfach mit, ich habe alles unter Kontrolle!“
    „Wer flüstert, lügt!“, ertönte Gregs muntere Stimme,

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