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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Ihre allgemeine körperliche Verfassung macht mir Sorgen, Colin, ich meine es ernst. Achten Sie etwas mehr auf Ihre Gesundheit, bei dem ganzen Elan, den Sie in Ihrem Beruf an den Tag legen, scheint sie auf der Strecke zu bleiben. Der Nikotinkonsum, das Fastfood… Das tut Ihrem Körper nicht gut, das sage ich Ihnen als Arzt.“ Er sprach weiter im Flüsterton: „Der ungesunden Farbe ihres Gesichts kann ich entnehmen, dass Sie auch dem Alkohol mehr als nur zugeneigt sind. Das müssen Sie unbedingt schnellstmöglich in den Griff kriegen, sonst werden Sie schon bald der verwesten Leiche, von der Sie mir soeben so begeistert berichtet haben, Gesellschaft leisten. Ich kenne da einen ausgezeichneten Therapeuten, er behandelt unter anderem viele bekannte Persönlichkeiten. Er ist zwar ständig ausgebucht, aber, da er ein guter Freund von mir ist, könnte ich ein gutes Wort für Sie einlegen.“
    „Stecken Sie sich Ihr gutes Wort und Ihre beschissene Besorgnis in Ihre n elitären britischen Arsch!“, schrie Mills ihn wütend an.
    „Oh, ich fühle mich geschmeichelt, dass mein Hinterteil Ihnen gefällt, Verehrtester“, lächelte Ryan breit, „doch, so leid es mir tut, begeistere ich nun mal nicht für Männer. Trotzdem, danke für das Kompliment!“
    Unter einer Reihe saftiger Flüche und Bedrohungen knallte Mills die Tür hinter sich zu. Ich sprang sofort von meinem Bett auf und ging auf wackeligen Beinen auf Ryan zu, wobei ich beinahe herunter fiel, doch er fing mich rechtzeitig auf. Ich klammerte mich an ihm fest und schluchzte bitter: „Ich bin keine Mörderin, Ryan, ich weiß es einfach! Ich könnte nie einem menschlichen Wesen Schmerzen zufügen, gar keinem lebenden Wesen! Bitte helfen Sie mir, lassen Sie mich nicht im Stich!“
    Er hielt mich in seiner Umarmung fest, hob mich hoch und legte mich behutsam aufs Bett. „Als ob ich dich je im Stich lassen würde!“, flüsterte er in meine Haare, die immer noch nach dem frischen Shampoo rochen und ließ sie durch seine Finger gleiten. Auch ich streichelte seine Haare, die sich unter meinen Fingern wunderbar weich anfühlten und küsste ihn auf die Stirn, bevor ich gierig sein ganzes Gesicht abküsste. Ich konnte einfach nicht anders. Er hielt seine Augen geschlossen und erwiderte schließlich meine Küsse, bis unsere Lippen sich endlich fanden und aneinander festsaugten.
    „Was mache ich nur?“, fragte er fassungslos, und ich erstickte seine Frage mit einem weiteren Kuss. „Das dürfen wir nicht tun!“, warf er hilflos ein, bevor seine Zunge besitzergreifend meinen Mund erforschte. Seine Hände liebkosten meinen ganzen Körper, als hätten sie ein Eigenleben entwickelt, genauso, wie ich es mir vor wenigen Stunden erträumt hatte. Als sie an der Stelle ankamen, wo ein Feuer glühte, das nur er zu löschen vermochte, stöhnte ich wohlig auf und flehte ihn an: „Mach weiter, Ryan! Hör bitte nicht auf!“
    Er kam meiner Aufforderung bereitwillig nach, und, als es vorbei war, konnten wir es beide kaum fassen, wie vertraut es sich angefühlt hatte. Er streichelte mein Gesicht und fragte immer wieder: „Wer bist du nur?“
    Ein armes, namenloses Ding in einer fremden, bedrohlichen Welt, in der er mein einziger Anker war. Er hielt mich fest in seinen Armen, so fest, als befürchtete er, ich könnte mich in Luft auflösen, wenn er mich losließe.
    „Wenn ich doch nur deinen Namen wüsste!“, sagte er voller Sehnsucht, „wie soll ich dich bloß nennen?“
    „Nenn mich Holly“, antwortete ich spontan, „ so wie Holly Golightly aus „Frühstück bei Tiffany.“
    „Du hast dich also für diesen Film entschieden?“, fragte er neugierig.
    „Ja, und ich habe dabei geheult wie ein Schlosshund“, gab ich zu. „Glaubst du immer noch an meine Unschuld?“
    „Noch nie in meinem Leben war ich mir einer Tatsache so sicher gewesen!“, antwortete er inbrünstig.
    „Wirst du mich beschützten?“
    „Mit meinem Leben!“, gab er mir die Antwort, auf die ich gehofft hatte.

3. Einige Jahre zuvor

    Ich wache auf, meine Kehle ist trocken und schmerzt entsetzlich. Ich habe Durst. Durst, Durst, Durst… Wasser, ich muss einen Schluck Wasser trinken, wenigstens einen kleinen Schluck, um diese widerliche Trockenheit in meinem Mund loszuwerden.
    Wie lange bin ich schon hier gefangen? Einen Tag, eine Woche, eine Ewigkeit? Es ist auch nicht von Bedeutung, es ist mir vollkommen egal. Ich will lediglich einen Schluck Wasser, alles andere ist mir egal. Egal, egal, egal… Trinken,

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