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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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in mich verliebte?“
    „Es war ein Horror für ihn“, gab sie widerwillig zu. „Dennoch blieb er die ganze Zeit bei dir, bis du aufgewacht bist. Als du deinen Durst gestillt hattest, fingst du an zu reden. Die ganzen schrecklichen Geschehnisse der letzten Jahre sprudelten aus dir heraus wie ein Wasserfall. Dabei wurde er immer blasser, genau wie ich. Als du von den Ereignissen auf der Yacht berichtetest, mussten wir uns beide übergeben. Du musst wissen, dass auch Stanley das Ganze mitbekommen hatte. Zum Glück. Denn, wenn er nicht dabei gewesen wäre, hätte ich es womöglich nicht ausgehalten, ohne ohnmächtig zu werden. Der Schmerz war unerträglich! Ich fühle mich so schuldig, weil ich nicht bei dir war, um dir beizustehen, als es dir schlecht ging, als du einsam warst. Ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Dass ich dich damals vernachlässigt hatte, werde ich mir nie verzeihen! Dabei warst du immer für mich da, David. Ich bin mir sicher, wenn es umgekehrt gewesen wäre, hättest du mich davor bewahrt, den schlimmsten Fehler meines Lebens zu begehen. Du hättest nie zugelassen, dass mir so schlimme Dinge zustoßen!“ Ich wusste zwar, dass sie recht hatte, dennoch liebte ich sie viel zu sehr, um ihr etwas nachzutragen.
    „Mach dir keine Vorwürfe, Avie“, sagte ich leise, dennoch bestimmend, „ich allein bin Schuld an allem, was mir zugestoßen ist. Schließlich bin ich damals freiwillig zu ihm gegangen, niemand hat mich dazu gezwungen. Stattdessen hätte ich dich anrufen können und dir anvertrauen, wie es tatsächlich um mich stand.“
    „Hättest du es nur getan, Liebling!“, weinte Ava bitterlich und erinnerte mich wieder an das kleine Mädchen, das einst Angst vor dem Gewitter hatte.
    „Avie“, sagte ich zärtlich, „wir sind doch wieder vereint, das ist die Hauptsache! Tu mir bitte einen Gefallen und hör damit auf, dir die Schuld zu geben. Okay?“
    „Okay“, schniefte Ava, wenig überzeugend.
    „Ich meine es ernst, Ava!“, sagte ich streng. „Hat Ryan noch irgendetwas gesagt, bevor er… bevor er ging?“
    „Ja, jetzt, wo du es erwähnst, das hat er tatsächlich. Er meinte, ich soll dir ausrichten, dass du auf keinen Fall zur Polizei gehen sollst. Du sollst abwarten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Danach würde er alles für dich regeln. Und dann würde er sich bei uns melden und uns weitere Anweisungen geben. Das hat er fest versprochen. Du bist ihm nicht egal, Dav… Gail!“
    Ich brach in einem weiteren Weinkrampf aus, und Ava weinte mit. Nachdem wir mehrere Packungen Taschentücher verbraucht hatten, hauchte ich leise: „Ich liebe ihn wirklich, Ava!“
    „Ich weiß, Schatz“, erwiderte sie voller Bedauern und fügte etwas optimistischer hinzu: „Aber er dich auch, ich bin mir sicher! Ich glaube, er braucht einfach Zeit, um mit dem Ganzen klarzukommen.“
    „Aber Ava, welcher Mann würde je mit so etwas klarkommen?“
    „Wer weiß? Ein Mann, dessen Gefühle für dich so stark sind, dass sie jedes Hindernis überwinden? Es hört sich vielleicht kitschig an, aber irgendetwas sagt mir, dass Ryan genauso ein Mann ist. Lassen wir ihm einfach die Zeit, die er braucht, um alles zu verarbeiten. Ich habe ein gutes Gefühl, Gail!“ Sie kämpfte sich ein Lächeln ab. Avas süßes Lächeln, das mich durch meine ganze Horrorkindheit begleitete, verfiel auch heute nicht seine Wirkung auf meinen Gemüt: Ich konnte gar nicht anders, als es zu erwidern. „So ist es schon viel besser!“, jubelte sie, „und dein neuer Name geht mir auch immer leichter über die Lippen. Weißt du was? Stanley hat alle meine Termine für heute abgesagt und sich taktvoll zurückgezogen, der Tag gehört nur uns! Lass uns das Beste draus machen, sieh uns nur an, unsere Gesichter sind vor lauter Heulen schon ganz verquollen. Was hältst du davon, wenn wir uns nach dem Frühstück langsam wieder aufhübschen und dann ausgiebig Schoppen gehen?“
    „Ein guter Plan!“, schmunzelte ich. Auf einmal fühlte ich mich wunderbar leicht, als wäre die schwere Last, die ich Jahre lang auf meinen Schultern trug, plötzlich verschwunden. Auch, wenn ich Ryan, die Liebe meines Lebens, für immer verloren hatte, so hatte ich Ava, die ein Teil von mir war, seitdem ich denken konnte, wieder an meiner Seite.
    Nach einem üppigen Frühstück ließen wir uns von Avas Chauffeur in die Stadt fahren und kauften mir eine neue Garderobe, alles nur vom Feinsten.
    „Ava, eines Tages werde ich dir das alles wieder

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