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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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zurückzahlen“, stammelte ich verlegen, als wir mit unzähligen Einkaufstüten beladen, wieder bei ihr zu Hause ankamen.
    „Mach dich nicht lächerlich!“, schalt sie mich erbost, „haben wir nicht schon immer alles miteinander geteilt?“ Ich entschuldigte mich hastig und gab ihr Recht. Ja, genauso war es. Außer meiner Liebe schuldete ich Ava rein gar nichts.
    Als wir während unserer Schoppingtour einen Halt in Avas Stammschönheitssalon machten, um uns verschönern und verwöhnen zu lassen, stellte die Kosmetikerin erstaunt fest, dass ich keinerlei Körperbehaarung besaß. Während ich Avas Schmerzensschreie hörte, als eine zierliche Asiatin ihren Körper mittels heißen Wachses und einer Pinzette in eine glatte, makellose Statue verwandelte, genoss ich lediglich eine entspannende Massage.
    „Er hatte mich einer Laserbehandlung unterzogen“, erklärte ich Ava später bei einer Tasse Kaffee in ihrem Lieblingscafé. „Es brannte wie Feuer, mach es ja nicht!“, ermahnte ich sie, als ich merkte, dass sie bereits mit dem Gedanken daran spielte. „Du würdest es nicht ertragen können, Avie, vergiss es! Greg wollte eine perfekte Traumfrau erschaffen, musst du wissen. Deswegen hatte er auch meine Stimmbänder gekürzt, damit meine Stimme so hoch und lieblich wurde, wie er es sich wünschte.“
    „Gail“, sagte Ava schließlich. „Du kennst mich so gut wie niemand sonst, nicht einmal Stanley. Also weißt du, wie neugierig ich bin.“
    „Das weiß ich allerdings“, lachte ich amüsiert, „lass mich mal raten, Avie? Du willst auch den Rest von mir sehen, sonst kannst du nicht mehr ruhig schlafen, nicht wahr?“
    „Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht“, erwiderte sie beschämt.
    „Na gut, ich zeige es dir“, sagte ich, „schließlich hatte ich dich auch unzählige Male nackt gesehen, nun bist du dran!“ Als wir wieder zu Hause waren, folgte sie mir in die Duschkabine des Gästezimmers, in dem ich untergebracht war, und starrte gespannt auf meinen Unterkörper, während ich mich vor ihr entblößte. Als ich mein Höschen auszog, sog sie scharf die Luft ein. Ich spreizte meine Beine, um ihr freien Blick dazwischen zu gewähren.
    „Oh mein Gott!“, entfuhr es ihr, „du bist wahrhaftig eine Frau!“
    „Ja, er war sehr stolz darauf, mich so authentisch gestaltet zu haben“, gab ich zu.
    „Es ist ihm gelung en“, sagte Ava. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie, „ich weiß, dass du es nie wirklich gewollt hast…“
    „Tja, was ich einst gewollt oder nicht gewollt hatte, spielt keine Rolle mehr, Avie“, gab ich entspannt zurück. „Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, nun bist du an der Reihe.“
    „David… Ich meine, Gail. Ich akzeptiere deine Entscheidung.“
    „Die Entscheidung, zu der ich gezwungen wurde!“, korrigierte ich sie.
    „Wie auch immer. Du weißt doch, dass ich dich über alles liebe und hinter dir stehe, egal, was passiert?“
    „Natürlich, weiß ich das“, erwiderte ich dankbar. „Du bist alles, was ich noch habe!“
    Beim Abendessen leistete uns auch Stanley Gesellschaft. Er hielt sich taktvoll im Hintergrund, trotzdem entfiel es mir nicht, wie er Ava die ganze Zeit verliebt anhimmelte. Nach so vielen Jahren Ehe war immer noch verrückt nach ihr! Wenngleich ich mich für sie freute, verspürte ich gleichzeitig einen leisen, schmerzhaften Stich, den ich widerwillig und schuldbewusst als Neid identifizierte. Du Freak, du Frankensteinmonster, sagte ich zu mir im Stillen. Was fällt dir ein, auf Ava neidisch zu sein? Sie hat ihr Glück wahrhaftig verdient! Und du… Du hast den Tod verdient! Wo du auch hingehst, sähst du Verfall, Verderben und Schmerz. Schon dafür, was du dem armen Ryan angetan hast, verdienst du es, zu sterben! Ava entging meine Gefühlsregung nicht.
    „Stanley, würdest du uns bitte für einen Augenblick allein lassen?“, bat sie ihren Mann. Er nickte knapp, lächelte mich freundlich an und zog sich diskret zurück. „Gail, ich merke, wie du dich quälst“, sagte sie leise. „Ich möchte, dass du weißt, dass ich an deiner Stelle genauso gehandelt hätte. Er hat es verdient , Gail!“ Sie ergriff meine Hand und sah mich eindringlich an.
    „Ich weiß“, flüsterte ich, „und ich bereue es auch nicht. Ich bin ein Monster.“
    „Nein, er war ein Monster!“, rief Ava empört. „Du bist ein wundervoller, liebenswerter Mensch, und du hast es verdient, endlich glücklich zu werden! Aber ich glaube, dass du es ohne Hilfe nicht schaffen

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