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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Vorwürfe machen muss. Der Club ist bereits voll!“, lachte sie, „wir brauchen keine neuen Mitglieder, nicht wahr, Gail?“
    „So ist es“, stimmte ich in ihr Lachen ein. „Lasst uns endlich den Film sehen, sonst sterbe ich noch vor Neugier!“
    Der Film war schlicht und weg genial. Es stimmte alles: Das Drehbuch, die Aufnahmen, die Musik… Es war ein ergreifendes Familiendrama mit spannenden Thriller -Komponenten und einem überraschenden Happy End. Alles andere als kitschig, sondern schlicht, geschmackvoll und nachdenklich stimmend auf eine wunderbar unterhaltsame Art und Weise. Ein Meisterwerk! Doch das Beste an dem Film war Ava. Sie war einfach nur grandios! Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten.
    „Hat es dir gefallen, David?“, sah sie mich erwartungsvoll an, lechzend nach meinem Lob, der für sie viel wichtiger als ein Oscar war. Dabei benutzte sie unbewusst meinen richtigen Namen.
    „Oh, Avie“, hauchte ich kaum hörbar und schnäuzte mich laut.
    „Ich denke, das war ein klares ja!“, lachte Stanley. „Gail, ich hoffe, es ist dir klar, dass Ava es zum größten Teil dir verdankt. Hättest du sie nicht immer wieder dazu ermutigt, weiter zu machen, hätte sie womöglich aufgegeben. Und, wenn du sie an dem besagten Abend nicht dazu gezwungen hättest, auszugehen, hätte ich sie nie kennen gelernt.“ Plötzlich verstummte er, als ihm klar wurde, dass ich an dem gleichen Abend Greg kennen lernte. Gleichzeitig wurde mir klar , dass wir uns im Kreis drehten. In einem Kreis aus Schuldgefühlen und Schmerz. Nun war es an der Zeit, dies zu beenden.
    „Seid ihr auch so müde wie ich?“, fragte ich und gähnte breit, um meine Müdigkeit zu demonstrieren. Da das Gähnen bekanntlich ansteckend war, machten Ava und Stanley es mir sofort nach.
    „Ich schlafe heute auf der Couch“, sagte Stanley, „du kannst bei Ava schlafen, Gail.“
    „Das musst du doch nicht, Stanley!“, wehrte ich mich schwach, obwohl ich mich ungemein erleichtert fühlte, nicht allein schlafen zu müssen.
    „Doch, doch“, sagte Ava mit Nachdruck. „Er wird es schon überleben, es ist doch nur für eine Nacht. Ich brauche dich heute in meiner Nähe, Dav… Gail! Wir waren viel zu lange voneinander getrennt.“ Ich murmelte noch höfliche Einwände, während ich Ava bereitwillig in ihr Schlafzimmer folgte. Aus einer Nacht wurden mehrere. Wir schliefen eng umschlungen, genauso wie in unserer Kindheit, und unsere Alpträume blieben fort. Doch es war keine optimale Lösung, vor allem nicht für Stanley. Derweil richteten wir gemeinsam meine neue Wohnung im linken Flügel ein. Und gingen zum Psychologen, den Stanley für uns ausgesucht hatte. Genau genommen war es eine Psychologin, eine Frau. Dafür war ich Stanley unendlich dankbar. Er ahnte instinktiv, dass ich keinem männlichen Arzt mehr vertrauen konnte, nach Greg… Auch Ava schien es immer besser zu gehen. Wir verarbeiteten gemeinsam unsere schwere Kindheit und die dramatischen Ereignisse, die darauf folgten und machten gute Fortschritte. An dem Tag, an dem ich endlich zum ersten Mal in meiner neuen Wohnung allein übernachten sollte, klingelte es an der Tür. Ava und ich zuckten erschrocken zusammen. Ein Überbleibsel der Vergangenheit. Stanley lächelte uns beruhigend an.
    „Hast du etwas bestellt, Süße?“, fragte er seine Frau. Ava schüttelte verneinend den Kopf. „Hast du etwas bestellt, Gail?“, wandte er sich schmunzelnd an mich.
    „Natürlich nicht!“, erwiderte ich empört. Ich hatte Stanleys Gastfreundlichkeit schon genug strapaziert und wunderte mich darüber, dass er immer noch keine Einwände erhob. Doch er tat es nicht, dafür liebte er seine Frau viel zu sehr. Daraufhin ging er zur Tür und sah durch die Überwachungskamera hinaus.
    „Es ist eine Frau“, sagte er schließlich, „wahrscheinlich eine von den Zeugen Jehovas. Die scheinen ja mit allen Mitteln zu spielen!“, wunderte er sich.
    „Was meinst du damit, Stanley?“, fragte Ava ängstlich.
    „Komm her und sieh es dir selbst an!“, verlangte ihr Mann.
    „Wow, eine Sexbombe!“, staunte Ava und winkte mich zu der Kamera. „Sieh sie dir an, Gail!“ Als ich die Frau sah, erkannte ich sie sofort. Ja, sie war wahrhaftig eine Sexbombe. Und sie wollte mit uns definitiv nicht über die Bibel sprechen. Es war Alice.

17. Im Rausch der Glückseligkeit

    „Wieso kommt er nicht persönlich?“, fragte Ava misstrauisch, während ihr Blick mit unverhohlener Feindseligkeit über Alice’ s

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