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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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echtem Kirschbaumholz, so reich verziert, wie er war, musste er antik sein. Antik und sehr liebevoll restauriert. Als wollte die Gegenwart der Vergangenheit die Stirn bieten, stand ein riesiger flacher Computerbildschirm darauf. Ich setzte mich auf den weichen Sessel, der vor dem Tisch stand. Echtes Leder, stellte ich fest, bevor ich die Fernbedienung entdeckte. Als ich sie betätigte, wurde ich aufs Neue überrascht, denn der Sessel fing plötzlich an, unter mir zu vibrieren. „Ein Massagesessel“, sagte ich laut, schloss die Augen und ließ meinen müden Rücken ausgiebig massieren. „Ryan, mein Liebling, du bist wohl ein Genussmensch!“, schmunzelte ich, als ich endlich aufstand und mich in die Küche begab. Die Küche, die Küche … Der wahr gewordene Traum jeder guten Hausfrau! Schneeweiße, mit Spitze besetzten Gardinen zierten zwei kleine Fenster, die blitzblank geputzt waren (warst du es, Ryan?) Die Lampe, die unter der Decke baumelte, erinnerte an eine Wirtschaft in der französischen Provence (woher weißt du es, warst du schon mal dort?) Wie in jedem anderen Zimmer, schien sich die wunderbar nostalgische Stimmung gegen die Modernität durchsetzen zu wollen, wobei sie den Kampf verlor: Die Küche verfügte über die teuersten, modernsten Geräte! Als erstes sprang mir eine teure Kaffeemaschine ins Auge. Ich brauchte eine Weile, um mich zwischen einem Milchkaffee, einem Mokka, einer Wiener Melange oder einem klassischen Kaffee zu entscheiden. Ich entschied mich für die letztere Variante und drückte auf den Knopf. Sofort wurde ich gefragt, wie ich meinen Kaffee haben wollte. Mit wenig Zucker und viel Milch, gab ich ein und stellte einen leeren Becher unter die schlaue Kaffeemaschine, die mich daraufhin mit dem besten Kaffee belohnte, den ich je getrunken hatte. Nahm ich zumindest an… Ich machte den Kühlschrank auf und inspizierte seinen Inhalt. Und lachte erfreut auf. Er war randvoll gefüllt und ließ keinen Wunsch übrig. Ich entdeckte eine Flasche Champagner, nach der ich sofort griff. „Ist dir eigentlich bewusst, dass es nicht wirklich etwas zum Feiern gibt?“, fragte ich mich laut und gab mir eine kühne Antwort: „Was soll’ s, mach einfach das Beste draus!“ Ich entkorkte die Flasche, zuckte beim lauten Knall zusammen und bekam einen völlig absurden Lachanfall. Danach machte ich mir nicht die Mühe, den Champagner in ein Glas einzugießen, sondern nahm gleich die ganze Flasche mit ins Badezimmer, wo ich mir ein warmes Bad einließ. Ich schnupperte neugierig an dem Inhalt der vielen Fläschchen, die auf der Konsole neben der Badewanne standen, und gab etwas von der Flüssigkeit, die herrlich nach frischen Rosen duftete, in mein Badewasser hinein. Der zarte Schaum liebkoste meinen Körper wie Ryans Hände am Tag zuvor. Ich schloss meine Augen und ließ mich von dieser wundervollen Empfindung treiben, bevor ich einen tiefen Schluck aus der Flasche nahm. Der Champagner schmeckte fantastisch, und ich stellte fest, dass ich diesen Geschmack kannte. Das leichte Kribbeln, das sich daraufhin in meinem Bauch ausbreitete, fühlte sich angenehm und aufregend an. Und vertraut. Ich konnte mich an so viele Dinge erinnern… Dennoch war mein Kopf nach wie vor leer. Was soll’ s, dachte ich und genehmigte mir einen weiteren tiefen Schluck. Ich seifte meinen Körper ein und bewunderte unwillkürlich die glatte, straffe Haut, die meine Hände ertasteten. Ryan hatte sie auch bewundert, er hatte mir mehrmals ins Ohr geflüstert, wie weich und seidig ich mich anfühle. Wie ein wahr gewordener Traum, waren seine genauen Worte. Ich lächelte und trank wieder aus der Flasche. Das Badezimmer fing an, sich leicht zu drehen. „Ich glaube, du hast jetzt genug getrunken“, stellte ich kichernd fest und stieg aus der Badewanne, trocknete mich ab und torkelte nackt in das Schlafzimmer, die halbleere Champagnerflasche ließ ich einfach achtlos auf dem Boden stehen. Ich warf mich aufs Bett und wälzte mich genüsslich auf den seidenen Bettlacken. Seide auf Seide, dachte ich schläfrig, bevor mir die Augen zufielen. In dieser Nacht wurde ich von keinen Alpträumen heimgesucht, und als ich aufwachte, fühlte ich mich wunderbar leicht und erholt, wie beflügelt. Ich tänzelte durch die ganzen Räume und räumte das Chaos auf, das ich am Abend zuvor verursacht hatte, putzte das Badezimmer, legte die benutzten Handtücher in den Wäschekorb und schüttete die Reste aus der Champagnerflasche ins Waschbecken. „Schade um

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