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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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in ihn verliebt und wollte sogar ihre Ehe für ihn aufgeben. Er ließ sie kalt abblitzen und vergaß den Vorfall schnell. Greg hatte viele Frauen, und viele davon hatten versucht, ihn festzunageln, damit kannte er sich gut aus. Doch einige Jahre später schickte ihm die besagte Frau die Bilder des Kindes, und er musste schockiert feststellen, dass der Junge ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Es nahm ihn ganz schön mit. Trotzdem hatte er nach wie vor keine Lust darauf, sich festzubinden. So tröstete er sich mit dem Gedanken, dass die Mutter seines Kindes schließlich verheiratet und ihr Ehemann sicherlich davon ausging, dass das Kind von ihm war. Also, war für die beiden bestens gesorgt, und er blieb außen vor. Gott sei Dank, war es noch mal gut gegangen. Danach schwor er sich, dass ihm nie wieder so etwas passieren würde, er ließ sich sogar sterilisieren. Doch bei Männern ist es so, dass man es jederzeit rückgängig machen kann, aber er wollte nicht“, schniefte ich und erzählte weiter: „Seinen Sohn hatte er nie gesehen, er hatte nie Kontakt zu ihm aufgenommen. Er wusste nicht mal, ob er noch lebte. Das interessierte ihn auch nicht, denn er war ja nicht sein Vater, sondern nur sein biologischer Erzeuger, sagte er. Wieso hast du mich eigentlich danach gefragt, Ryan?“
    „Weil es ihn anscheinend doch interessierte“, sagte er leise und fügte hinzu: „Du musst jetzt wirklich stark sein, Gail! Gestern fand seine Testament seröffnung statt. Alles, was Greg Grantham besaß, hatte er einem Mann namens David Lewis vererbt.“
    Ich blieb eine Weile reglos, wie gelähmt. Wie in einen Eis -Kokon eingewickelt. Das konnte nicht sein, nein, es war nur ein weiterer Alptraum. Doch ich war definitiv wach, also erlebte ich es wirklich. „Nein!“, schrie ich laut und stürzte zu Boden. Ryan versuchte, mich festzuhalten, doch ich stieß ihn wütend von mir weg und schlug wild um mich, während ich weiter schrie: „Nein, neeeeein! Wie konntest du es mir antun, Greg? Wie konntest du mich dermaßen hintergehen, mich, die dich so sehr geliebt hat? Ich habe dir vertraut, verdammt, wie konntest du nur?“ Der Schmerz war unerträglich, und, um mich von ihm abzulenken, fing ich an, kleine Haarsträhnen von meinem Kopf abzureißen und meine Arme mit meinen Fingernägeln zu zerkratzen. Ryan sah mich schockiert an, unfähig, sich von der Stelle zu bewegen. Als immer mehr ausgerissene dunkle Haare auf dem Boden landeten, kam er endlich zu sich und holte eine Spritze aus seinem Arztkoffer heraus, die er mir gewaltsam in den Oberarm rammte.
    Als ich aufwachte, fühlte sich mein Kopf unangenehm schwer an. Es dauerte eine Weile, bis ich wahrnahm, wo ich war. Und wer ich war. Und dann wurde ich schon wieder mit dem unaussprechlichen Verrat konfrontiert, der gestern Abend einen hysterischen Anfall bei mir ausgelöst hatte. Ich griff nach meinen Haaren und stellte erleichtert fest, dass der Schaden, den ich mir selbst in meinem Wahn hinzugefügt hatte, sich in Grenzen hielt, obwohl meine Kopfhaut immer noch schmerzlich brannte. Ich nahm den angenehmen Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee wahr und schloss wieder die Augen. Drehte mich im geräumigen Bett hin und her und genoss das Gefühl der Sicherheit. Plötzlich kitzelten auch andere Düfte meine Nase, und mein Magen knurrte laut. Ich roch gebratenen Speck mit Eiern und frischen Brötchen. Ryan… Er kümmerte sich nach wie vor um mich. Er stand zu mir, trotz des peinlichen Auftritts, den ich hingelegt hatte. Er liebte mich. Liebte mich. Er liebt dich, armes Ding ohne Namen, du kannst dich wirklich glücklich schätzen! Aber ich habe doch einen Namen, widersprach ich mir, ich heiße Gail. Gail Grantham, geborene Gail Schneider. Die Ehefrau von Greg Grantham, der mich anscheinend jahrelang hinters Licht geführt hatte. Anscheinend war unsere Ehe nur eine Farce! Oh, Greg…
    Du hast mir versprochen, für mich zu sorgen, sogar über deinen Tod hinaus.
    Es sei dir wichtig gewesen, dass es mir gut ging. Obwohl ich dir stets versichert hatte, dass es mir nie wieder gut gehen würde, wenn du mich verlässt. Doch du sagtest, dass ich der einzige Mensch sei, der dir je etwas bedeutet habe. Und dass es dir bewusst sei, dass ich dich überleben würde, wegen unseres Altersunterschieds. Deswegen würdest du dafür sorgen, dass ich deinen ganzen Besitz erbe. Damit ich weiterhin den Lebensstandard genieße, den ich während der letzten Jahre, die ich an deiner Seite verbrachte, gewohnt

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