Der Tag an dem ich erwachte
amüsierten Lachen aus, zog mich an dem Arm zu sich herunter und setzte mich auf seinen Schoß. Knabberte leicht an meinem Ohrläppchen und liebkoste es mit seiner Zungenspitze.
„Lenk nicht ab, du Mistkerl!“, schimpfte ich aufgebracht, befreite mich aus seiner Umarmung und starrte ihn schweigend an.
„Ist ja gut, Ho… Gail! Ich sag’ s dir gleich.“
„Hoffentlich noch in diesem Jahrhundert“, fauchte ich ihn zickig an, drehte ihm den Rücken zu und machte mich daran, den Tisch abzuräumen. Er zog mich wieder gewaltsam zu sich herunter und schloss seine Arme fest um meine Taille.
„Ich habe Alice auf ihn angesetzt!“, sagte er stolz.
„Du hast was ?“, fragte ich ungläubig.
„Meine gute Freundin Alice, die mir mehr als nur einen Gefallen schuldet. Heute Abend geht es los. Ich weiß, dass der gute alte Mills sich fast jeden Abend in der gleichen Kneipe die Kante gibt, dieser erbärmliche Hurensohn. Bis er so besoffen ist, dass er sich von einem Taxi nach Hause fahren lassen muss. Einer seiner Saufkumpane ist ebenfalls ein guter Freund von mir, also, bin ich doppelt abgesichert.“ Er lachte so laut, dass ich mir die Ohren zuhielt, bevor ich mich von ihm anstecken ließ und in sein Lachen einstimmte, bis uns beiden die Lachtränen aus den Augen rannen. „Wie auch immer, Schatz, wird er heute Abend sein blaues Wunder erleben. Denn eine wirklich gut aussehende, aufregende Frau von der Art, wie er bis jetzt nur aus seinen Pornoheftchen kennt, wird sich an ihn heranmachen.“
„Aber, Ryan, wird er es denn nicht hinterfragen?“, wandte ich unsicher ein, „wird er keinen Verdacht schöpfen?“
„Vergiss es, Holly!“, benutzte er schon wieder meinen erfundenen Namen, ohne es zu merken. „Zu dem Zeitpunkt, in dem Alice zuschlägt, wird er völlig besoffen sein. Außerdem ist Mills so von sich selbst überzeugt, dass er es als eine Selbstverständlichkeit empfinden wird, dass eine Traumfrau wie Alice sich für ihn interessiert. Er wird sich womöglich sogar fragen, wieso es so lange gedauert hat, bis eine Frau, die endlich mal seiner Kragenweite entspricht, auf ihn aufmerksam wurde. Es wird eine sehr romantische Liebesgeschichte werden, denn Alice wird ihr Bestes geben, um Mills von ihrer unsterblichen Liebe für ihn zu überzeugen. Sie wird ihn förmlich um den Verstand ficken, entschuldige bitte diesen ordinären Ausdruck, Liebling. Glaub mir, sie kann es so gut, dass wir ihn erstmal für eine unbestimmte Zeit vom Hals haben.“
„Da spricht wohl einer aus eigener Erfahrung“, murmelte ich missmutig, doch mein Missmut war genauso gespielt wie Alice’ s Verliebtheit. Insgeheim bewunderte ich Ryan dafür, wie raffiniert er seine Feinde auszuschalten pflegte.
„Es gibt auch andere Neuigkeiten“, sagte er ernst. „Der zweite Mann, der mit an Bord war, wurde identifiziert.“
„Ist es dein Ernst?“, schrie ich so laut, dass mein Trommelfell dabei zu explodieren drohte. „Wer war dieses Monster?“
„Ein junger Student namens Robert Harrington. Kein Monster im herkömmlichen Sinne, sondern nur ein angehender Gerichtspsychologe, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums stand. Dreimal darfst du raten, wer ihn durch die Prüfungen durchfallen ließ.“
„Mein Mann… Oh mein Gott, Ryan, ist es wahr?“
„Und somit haben wir ein offizielles Motiv.“
„Das heißt…“
„Dass du nicht mehr die Hauptverdächtige bist!“, beendete Ryan meinen Satz. „Mills hat einen ziemlichen Anschiss von seinem Vorgesetzten bekommen, weil er dich, eine arme, verwirrte Frau ohne Gedächtnis , so bedrängt hat, dass du in deiner Verzweiflung fliehen musstest. Er ist stinksauer und mehr denn je erpicht darauf, deine Schuld zu beweisen. Und wenn er stinksauer ist, führt ihn sein Weg schnurstracks in die besagte Kneipe, wo heute eine süße Überraschung auf ihn wartet.“ Er kicherte wieder und seine Augen blitzten böse auf. „Aber es gibt noch etwas, was ich dir sagen muss, Gail.“ Plötzlich wurde er ernst, und mein Magen verkrampfte sich vor unguter Vorahnung. „Setz dich lieber hin.“ Ich schnappte nach der Wasserflasche und nahm einen tiefen Schluck daraus. Danach setzte ich mich und sah Ryan an, unsicher, ob ich hören wollte, was er mir zu sagen hatte, denn seinem Gesichtsausdruck zu entnehmen, war es nichts Gutes. „Greg Grantham war nicht verheiratet.“
„Das kann nicht sein!“, erwiderte ich barsch, „es muss sich um einen Irrtum handeln!“
„Leider nicht, Gail, ich habe es
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