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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zu Fallon, der mit Chavasse an einem Vierertisch in der Ecke saß. Fallon zog ein Spiel Karten aus der Jackentasche und mischte es geschickt.
     »Was hältst du von ‘ner kleinen Partie Poker?« »Einverstan­ den!« Dillinger rückte seinen Stuhl näher an den Tisch heran und warf dem Franzosen einen prüfenden Blick zu. »Müssen Sie nicht arbeiten?« fragte er ihn grinsend.
     Rose erschien mit einem Tablett, auf dem drei Bierflaschen und drei Gläser standen. »Mein Geschäftsführer darf sich speziellen Gästen widmen«, sagte sie.
     »Ewig dein ergebener Sklave!« rief Chavasse dramatisch aus, ergriff Roses Hand und küßte sie mit gespielter Leidenschaft­ lichkeit.
     Sie zerzauste ihm das Haar und verschwand in der Küche.
     Dillinger spürte einen Stich der Eifersucht. »Rose hat mich vorhin mit dem alten Nachita bekannt gemacht«, sagte er. »Eine imponierende Gestalt.«
     »Allerdings!« stimmte Chavasse zu. »Mein Wissen über die Apachen verdanke ich zum größten Teil ihm.«
     »Fallon hat mir erzählt, daß Sie ein richtiger Experte auf diesem Gebiet sind.«
     Der Franzose zuckte mit den Schultern. »Ich habe an der Sorbonne Anthropologie studiert und wollte hier Material für meine Doktorarbeit sammeln. Eigentlich wollte ich nur ein halbes Jahr bleiben. Aber wo in Paris gäbe es einen so interes­ santen Arbeitsplatz wie diesen hier?« Er lachte. »Und eine so nette Chefin?«
     Dillingers Eifersucht flammte erneut auf, und er fragte sich, ob Rose und Chavasse etwas miteinander hatten. Sie hatte sein Haar wie selbstverständlich zerzaust.
     Als sie ihr Bier ausgetrunken hatten, griff Dillinger in seine Tasche, holte einige von Riveras Pesos heraus und warf sie auf den Tisch. »Noch ‘ne Runde?« fragte er Fallon.
     »Mit Vergnügen!« antwortete der Alte.
    Dillinger zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zu­
    rück. »Ich denke eben an den Mann, dem wir heute auf der Straße begegnet sind – an Juan Ortiz, der auch als Diablo bekannt ist. Was halten Sie von ihm, Chavasse?«
     »Ich weiß selbst nicht recht, was ich von ihm halten soll. Als junger Mann hat er ‘nen verdammt schlechten Ruf gehabt. Er soll mindestens drei Menschenleben auf dem Gewissen haben. Bei Messerstechereien und dergleichen. Dafür wird man hier in den Bergen nicht gleich vor Gericht gestellt. Ich glaube, daß er sich in früheren Zeiten einen Namen gemacht hätte – aber das war, bevor die Jesuiten in Nacozari ihn in die Finger gekriegt haben.«
     »Glauben Sie wirklich, daß er sich geändert hat?«
     »Welchen Eindruck haben Sie von ihm gehabt?«
     Dillinger runzelte die Stirn, während er darüber nachdachte. »Ich hab den Eindruck gehabt, er wollte Rivera auf seltsame Weise provozieren. Ortiz hat versucht, ihn zu reizen; Rivera sollte die Beherrschung verlieren.«
     »Aber wozu sollte er das getan haben?« fragte Chavasse.
     »Keine Ahnung. Vielleicht wollte er einen Angriff provozie­
    ren, um zurückschlagen zu können.«
     »Wir befinden uns hier auf blutgetränkter Erde. Zuerst die Azteken, dann die spanischen Konquistadoren. Seit vier Jahr­ hunderten ein Blutvergießen nach dem anderen.«
     »Aber Sie bleiben trotzdem hier?«
     »Ich bleibe trotzdem hier.«
     Als Fallon mit dem Bier zurückkam, sah Dillinger Rivera in die Bar kommen und an einem kleinen Tisch Platz nehmen. Er hatte sich umgezogen und rauchte einen seiner langen Zigaril­ los. Als er mit dem Knauf seines Spazierstocks auf die Tisch­ platte klopfte, stand Chavasse auf und ging zu Rivera hinüber, um seine Bestellung entgegenzunehmen. Der junge Franzose verschwand in der Küche und kam mit einem Tablett zurück, auf dem eine Flasche Champagner und ein Kelchglas standen. Nachdem er Rivera beides hingestellt hatte, kam er zu den beiden anderen zurück.
     »Champagner?« fragte Dillinger erstaunt. »Hier?«
     »Eigens für den Allmächtigen vorrätig gehalten«, erklärte Chavasse ihm. »Einer seiner Lieblingstricks, mit denen er den Abstand zwischen sich und dem gemeinen Volk öffentlich unterstreicht.«
     In diesem Augenblick kam Rojas, der bereits etwas angetrun­ ken schien, in die Bar gepoltert. Als er Rivera sah, zog er den Hut und machte eine Verbeugung. Rivera winkte ihn zu sich heran und murmelte ihm etwas zu. Rojas nickte, trat an die Theke und schlug mit der Faust darauf, daß die Gläser klirrten.
     »Wann wird man hier bedient, verdammt noch mal?«
     Bevor Chavasse aufstehen konnte, erschien Rose aus der

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