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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Bein zu fassen und drehte es ruckartig zur Seite, so daß Rojas über ihn stürzte. Sie wälzten sich aneinan­ dergeklammert über den Fußboden, und als sie gegen die Wand knallten, lag Dillinger zufällig oben. Er griff nach Rojas’ Kehle, aber der Riese zog die Beine an und stieß ihn von sich fort.
     Als Dillinger auf die Beine kam, stand Rojas bereits wieder geduckt vor ihm. Der Amerikaner täuschte ihn mit einer Linken und traf mit einer rechten Geraden Rojas’ Unterlippe, die aufplatzte und stark zu bluten anfing. Er tänzelte zurück, täuschte seinen Gegner nochmals und brachte wieder eine Rechte an. Diesmal rutschte Dillinger beim Zurückweichen aus und bekam einen Schlag vor den Kopf, der ihn rückwärts gegen das zur Straße offene Fenster stolpern ließ, so daß er beinahe über die niedrige Fensterbank gekippt wäre. Als er sich aufrichtete, stürmte Rojas auf ihn zu. Dillinger duckte sich, zog eine Schulter ein und schleuderte den auflaufenden Mexikaner mit einem Hüftschwung durchs offene Fenster.
     Dillinger kletterte übers Fensterbrett, hätte beinahe das Gleichgewicht verloren und sprang auf die Veranda, als Rojas sich eben wieder aufrappelte. Dillinger, der sich seit seiner Jugend nicht mehr mit solcher Begeisterung geprügelt hatte, traf sein Gesicht mit einer Links-rechts-Kombination, und Rojas knallte rückwärts auf die Straße.
     Er blieb eine Zeitlang dort liegen, und Dillinger fand unter­ dessen an einer der Verandasäulen Halt. Dann kam der Mexi­ kaner langsam auf die Beine und blieb schwankend stehen. In dem aus der Bar fallenden Licht schienen die Augen in seinem blutbeschmierten Gesicht vor Haß zu glühen. Seine rechte Hand tastete auf dem Rücken nach dem Ledergürtel. Als sie wieder zum Vorschein kam, blitzte ein Messer auf.
     Aus der Dunkelheit hinter Rojas tauchte der alte Nachita wie ein Gespenst auf. Seine Hand bewegte sich rasch und elegant; im nächsten Augenblick bohrte sich ein Messer vor Dillingers Füßen in den Bretterbelag und blieb zitternd stecken.
     Vor Dillingers Augen drehte sich alles, und er hatte das Ge­ fühl, sich fast völlig verausgabt zu haben. Aber er griff nach dem Messer, hielt es deutlich sichtbar in der Hand und ging
    damit auf Rojas zu.
     Er hörte seine eigene Stimme wie die eines Fremden sagen: »Los, komm schon, Hundesohn, wenn du’s nicht anders willst!«
     Aber Rojas, der damit gerechnet hatte, einen unbewaffneten Gegner mit dem Messer angreifen zu können, machte auf dem Absatz kehrt und stolperte in die Dunkelheit davon.
     Dillinger warf sich herum. Das Bewußtsein wilder, glühender Kraft erfüllte ihn. Die anderen standen alle auf der Veranda; sie starrten ihn befremdet an; aus ihren Gesichtern sprach Angst. Dillinger konzentrierte sich auf Rivera, der auf der obersten Verandastufe stand, und kam mit dem Messer in der Hand auf ihn zu.
     Rivera stolperte rückwärts, verlor fast das Gleichgewicht und verschwand hastig im Hotel. Dillinger spürte einen eisernen Griff an seinem rechten Arm. Nachita nahm ihm das Messer ab und stützte ihn zugleich, während Rose auf der anderen Seite erschien.
     Sie weinte noch immer, und Dillinger konnte sich nicht erklä­ ren, warum. Während die beiden ihn ins Hotel führten, runzelte er die Stirn und versuchte angestrengt, seine Gedanken zu­ sammenzuhalten. Als sie sein Zimmer erreichten, tauchte Fallon mit vor Aufregung hochrotem Gesicht an der Tür auf.
     »Mein Gott, Johnny, so was hab ich noch nie erlebt! Du hast den Bullen tatsächlich zerlegt!«
     »Johnny?« Das war Roses Stimme. »Ich dachte, du heißt Harry. Wer bist du?«
     Er drehte sich nach ihr um, grinste dümmlich und versuchte zu sprechen, aber dann wurde die Deckenlampe zu einem kreisenden Lichtpunkt, der kleiner und immer kleiner zu werden schien, bis er zuletzt von der Dunkelheit verschlungen wurde.

    Diesmal hatte J. Edgar Hoover nur einen FBI-Agenten vor
    seinem Schreibtisch stehen. Er hatte soeben den Bericht dieses Mannes gelesen.
     »Sie wissen also ziemlich genau, wo er steckt?«
     »Er hat weder das Ding in Kalifornien gedreht noch die Bank in Chicago überfallen«, sagte der FBI-Agent. »Unsere Zeugin in Kansas kann beschwören, daß sie in Docs Scheune ein weißes Chevvy-Kabriolett gesehen hat. Wenn Doc es nicht nach Florida mitgenommen hat, könnte Dillinger damit nach Süden gefahren sein.«
     »Sie glauben, daß er nach Mexiko abgehauen ist?«
     »Mr. Hoover, wenn so massiv nach mir gefahndet würde,

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