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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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werden für seine Erhebung. Wir hätten verhindern können, was jetzt geschehen wird, aber die anderen waren zu schwach.«
    »Welche anderen?«
    »Die Mehrzahl der Trilateralisten, die nicht den Mut aufbrachten, wirklich nach der Macht zu greifen. Sie vergruben sich in Theorien, Postulaten und Positionspapieren, waren aber nicht bereit, den Preis zu bezahlen, den es gekostet hätte, die Empfehlungen in den Papieren auszuführen. Zum Teufel, Carter war ein Trilateralist, Bush ebenfalls. Doch nicht einmal sie wollten zuhören. Zum Teufel, sie wollten einfach nicht zuhören. Und jetzt, jetzt …!«
    Carlisles gelbe Augen wandten sich den Demonstranten zu. »Sehen Sie sich das an. Der Feind ist noch immer da. Ich komme jeden Tag hierher und sehe ihnen zu. Ich weiß heute nicht einmal mehr, was für Gruppen das sind. Aber es wird immer schlimmer, es eskaliert. Die Leute sind wütend, sie sind bereit, alles zu akzeptieren, was ihnen eine Veränderung verspricht.« Seine Augen waren jetzt wieder auf Blaine gerichtet, und ihr Ausdruck war eher traurig als wütend. »Und wir hätten es verhindern können. Wir hatten sie alle ausgewählt. Wir hätten die Wurzeln der Unzufriedenheit herausreißen können, so daß es niemals so weit hätte kommen können.«
    »Darum sind Sie gegangen, haben Sie sich zurückgezogen.«
    »Ich habe mich von den Trilateralisten und dem Rest der Welt abgewandt.«
    »Und was ist mit den Delphi?«
    Carlisles Augen loderten bei Blaines plötzlicher Erwähnung des Wortes auf, dann schien es langsam in sein Bewußtsein einzudringen. Seine Lippen zitterten.
    »Wer sind sie, Mr. Carlisle?«
    Der alte Mann streckte plötzlich wieder die Hand aus und griff nach McCrackens Revers. Doch diesmal war es keine Wut, die ihn zu dieser Bewegung veranlaßte, sondern Verzweiflung.
    »Halten Sie sie auf«, drängte er ihn flehentlich. »Sie müssen sie aufhalten.«
    »Ich habe nur zehn Tage. Nicht genug Zeit, um es allein zu schaffen.« Blaine senkte die Stimme. »Ich brauche Ihre Hilfe, Mr. Carlisle.«
    Carlisle wich wieder zurück und steckte eine zitternde Hand in die Westentasche von dem, was von seinem dreiteiligen Anzug übriggeblieben war. Sie tauchte mit einem Schlüssel wieder auf, den er Blaine in die Hand drückte.
    »Der Bushahnhof von Greyhound und Trailways«, sagte Carlisle leise, die Augen auf den Schlüssel gerichtet.
    McCracken konnte den Überzug aus Rost über der einst glatten Metallfläche spüren. »Ein Schließfach?«
    »Ein Grab.«
    McCracken öffnete das Schließfach nicht sofort. Er schlenderte eine Stunde in dem Busbahnhof herum, von dem aus Busse in andere Städte abfuhren, bevor er sich dem Fach überhaupt näherte. Er beobachtete alle, die im Wartebereich mit Sicht auf die Schließfächer saßen. Er suchte nach jemandem, der nur wenig auf die Anzeigetafeln achtete, auf denen die Ankunfts- und Abfahrtszeiten sichtbar wurden. Nachdem die Stunde vergangen war, war er überzeugt, daß niemand den Bahnhof überwachte. Was für Geheimnisse das Schließfach 33 auch immer barg, sie waren bis jetzt geheim geblieben.
    Er war noch immer auf der Hut, als er den Schlüssel in das Schloß einführte. Es klemmte, und er achtete darauf, daß er den Schlüssel nicht verbog. Endlich ließ er sich nach rechts drehen, und Blaine riß die Schließfachtür auf.
    Zuerst sah er im Inneren Stapel von Geldscheinen, teilweise noch von Banderolen zusammengehalten, andere nur zusammengerollt oder gefaltet. Es waren überwiegend große Scheine, viele von ihnen sahen neu aus, waren offenbar Teil von zur Seite gelegtem Geld, mit dem William Carlisle nicht mehr viel anfangen konnte.
    Eine alte Aktentasche aus Leder war teilweise von den verstreuten Geldscheinen verborgen. Das Leder war im Schließfach ausgetrocknet und rissig geworden. Ein Reißverschluß war so weit offen, daß etwas vom Inhalt nach außen drängte.
    Schlaufen, die Schlaufen von Jiffyumschlägen.
    Blaine versuchte, die Aktentasche so unauffällig wie möglich aus dem Schließfach zu nehmen. Der Griff war auf der einen Seite abgerissen, daher nahm er sie unter den Arm. Er schob das Schließfach zu und verschloß es wieder. Dann ging er zurück in die warme Luft eines sonnigen Nachmittags.
    McCracken hatte in einem nahegelegenen Parkhaus einen geeigneten Stellplatz für den Wagen gefunden, den Sal Belamo ihm besorgt hatte. Hier in der Dunkelheit, nur durchbrochen von gedämpfter Helligkeit aus dem Oberlicht, machte er die Aktentasche ganz auf und nahm

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