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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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stehen.«
    »Organisationen, die die Welt beherrschen wollen, haben meist Geheimnummern.«
    »Nur, wenn sie ihre Methoden zu verbergen versuchen.«
    »Was uns zur Operation Gelbe Rose zurückbringt.«
    »Und zu H. William Carlisle …«
    »Zweifellos ein wichtiger Mann der Trilateralen Kommission.«
    Belgrade nickte leicht. »Und zuvor das junge Genie der Wall Street, auch Billy the Kid genannt, der in die Politik gewechselt und noch vor seinem dreißigsten Geburtstag zum Königsmacher geworden war. Er war die treibende Kraft hinter den beiden Amtsperioden von Eisenhower und hielt Nixons knappe Niederlage im Jahre 1960 für seinen einzigen Fehlschlag. Er hat es wiedergutgemacht, aber er hat sich von Nixon abgewandt, als dieser 1971 die Wirtschaft neu erfinden wollte. Er wurde schließlich eins der Gründungsmitglieder der Trilat. 1978 verschwand er plötzlich. Ging eines Morgens aus dem Haus und kam nie wieder. Es wurde ernsthaft ein Selbstmord vermutet oder sogar ein Gewaltverbrechen.«
    »Und die Operation Gelbe Rose?«
    »Wie ich schon sagte, MacSack, ich habe nur die Querverweise auf Carlisle und Delphi, was immer das bedeutet. Keine Daten, kein Hintergrund, nichts weiter.«
    »Sieht nicht so aus, daß ich unter diesen Umständen viel von ihm erfahren kann«, erwiderte McCracken.
    Belgrade beugte sich etwas näher zu ihm und sagte leise: »Carlisle lebt noch, MacSack. Er hat nicht einmal die Stadt verlassen; er ist nur umgezogen. Auf die Straße.«
    »Er ist ein Penner geworden?«
    »Er ist ausgestiegen. Ich habe Überwachungsberichte gesehen, die ab 1978 datieren, aber 1990 aufhören. Sie müssen sich irgendwann gesagt haben, warum das Geld verschwenden, und damit aufgehört haben. Aber wenn er noch immer lebt, ist er irgendwo da draußen. Das Problem liegt nur darin, ihn zu finden.«
    McCracken war bereits aufgestanden. »Ich glaube, ich habe eine gute Idee, wo ich beginnen könnte.«
    Der Lafayette-Park verläuft vor dem Weißen Haus auf der Seite der Pennsylvania Avenue und ist deswegen oft eine Anlaufstelle für Demonstranten. An diesem Tag drängte sich in dem Park eine verhältnismäßig ruhige Menge von Protestierenden, die sich darauf beschränkten, ihre hastig beschrifteten Schilder dem Weißen Haus zu präsentieren. DODD stand auf fast allen Schildern, viele von ihnen hatten FOR PRESIDENT hinzugefügt, und einige JETZT. Die Botschaft konnte der Präsident jedesmal sehen, wenn er aus dem Fenster schaute.
    McCracken trat hinter die Demonstranten, die durch die ausschließliche Hingabe, mit der sie ihr Anliegen verfolgten, fast gespenstisch wirkten. Sie schienen völlig emotionslos einer Verpflichtung nachzukommen. Ein paar Umstehende sahen zu, machten Schnappschüsse aus der Nähe oder sahen sich alles von einem Sitzplatz am Springbrunnen des Parks aus an. Einige der Obdachlosen Washingtons vertrödelten währenddessen den Tag an einer von ihnen geschätzten schattigen Stelle auf ausgebreiteten Decken, die Tüten, in denen ihr gesamter Besitz verstaut war, niemals außerhalb der Reichweite einer ausgestreckten Hand.
    Die zahlreichen Bänke waren überwiegend unbesetzt. Auf einer Bank in der Sonne saß ein Mann, der seine Arme bequem nach beiden Seiten ausgestreckt und die Beine übereinandergeschlagen hatte. Er trug einen schwarzen Mantel, der an vielen Stellen ausgebessert sowie an Schultern und Ellbogen reichlich verschlissen war. Seine weißen Haare und der Bart waren dicht und ungekämmt. Ein paar Stofftragetaschen lagen unter der Bank, bewacht von seinen Füßen, die sich nie weit von ihnen entfernten. Während Blaine zusah, begann sich der Mann die langen Strähnen seines Barts zu zwirbeln. McCracken zog das Bild von H. William Carlisle heraus, das Hank Belgrade ihm besorgt hatte, und verglich das Gesicht mit dem des Mannes. Die Ähnlichkeit war nur gering, aber wie konnte es nach so vielen Jahren auch anders sein?
    Blaine näherte sich von der Seite, um ihn nicht zu verschrecken. Der Mann sah nicht in seine Richtung, nicht einmal, als sich McCracken am anderen Ende der Bank niederließ. Doch Blaine bemerkte, wie er seine Beine ein wenig enger um seine gebündelte Habe schloß.
    »Schöne Aussicht, Mr. Carlisle?« sagte McCracken aufs Geratewohl. »Auf das Weiße Haus, meine ich.«
    »Meine Bank«, kam die krächzende Antwort. Seine Stimme verriet die schweren Jahre, die er hinter sich hatte.
    »Sie kommen jeden Tag hierher?«
    »Und niemand belästigt mich.« Er hatte sich noch immer nicht in

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