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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Spitznamen?«
    »McCrackensack.«
    »Daniels war der Ansicht, er sei der richtige Mann für diesen Job.«
    »Dem will ich nicht widersprechen.«
    »Sie begreifen nicht, worauf ich hinaus will, Ben. Daniels spricht darüber, mit McCracken ein Treffen zu vereinbaren, und erscheint dann am nächsten Abend im Rock Creek Park, wo er umgebracht wird. Ich habe den Autopsiebericht gelesen, den Sie mir geschickt haben. Er ist nicht sofort gestorben, nicht wahr?«
    »Nein, Sir, ist er nicht.«
    »Vielleicht wollte er sich dort mit McCracken treffen. Vielleicht hat er lange genug gelebt, um Informationen weiterzugeben, die sich nicht auf dem Tonband befinden. Das würde bedeuten, daß McCracken die Antworten hat, die uns noch fehlen. Und er ist damit nicht zu uns gekommen, weil er nicht weiß, wem er vertrauen kann.«
    »Genau wie wir.«
    »Finden Sie Blaine McCracken, Ben. Finden Sie ihn schnell.«
    Samuelson hatte schon gehen wollen, als der Präsident plötzlich noch einmal das Wort ergriff. »Noch etwas, Ben.«
    »Sir?«
    »Was halten Sie von meiner Amtsführung? Eine ehrliche Antwort, bitte.«
    »Ich möchte nicht auf Ihrem Stuhl sitzen, Mr. President.«
    »Das habe ich Sie nicht gefragt.«
    Samuelson schluckte heftig. »Ich bin enttäuscht.«
    Der Präsident lächelte. »Danke, Ben. Ich auch. Und jetzt sagen Sie mir, warum.«
    »Ich glaube, Sie haben zu unpassenden Zeiten die falschen Schlachten geschlagen.«
    »Ich habe einige gewonnen, aber noch mehr verloren.«
    Samuelson zuckte bestätigend mit den Achseln.
    »Aber jetzt stehen wir vor einer Schlacht, die wir gewinnen müssen, nicht wahr? Samuel Jackson Dodd wird nicht bis zum Wahljahr 1996 warten, um den Stuhl zu bekommen, auf dem Sie nicht sitzen möchten.« Im Blick des Präsidenten lag eine Entschlossenheit, die man seit seinem Wahlkampf und den ersten Wochen im Amt nicht mehr gesehen hatte. »Aber ich werde ihm diesen Stuhl nicht überlassen. Wenn er einen Kampf haben will, wird er einen bekommen. Wenn diese Regierung gestürzt wird, fällt das Land mit ihr. Aber nicht während meiner Amtszeit, Ben. Was auch immer es kostet, wir werden ihn aufhalten.«
    Und nun, einen Tag später, hielt der Präsident das Foto von Blaine McCracken auf Armeslänge von sich und drückte wieder auf den Abspielknopf. Als die Sätze, auf die er wartete, kamen, drehte er die Lautstärke höher und beugte sich näher an das Gerät heran.
    »Sie haben etwas vor, das all das ermöglichen wird, Sir. Etwas das wir nicht in Betracht ziehen, weil wir es nicht können. Und wenn wir nicht herausfinden, was das ist und wie sie es durchziehen wollen, werden wir sie niemals aufhalten können.«
    »Aber McCracken kann es  …«
    »Es fällt genau in seinen Bereich, Sir.«
    »Um Gottes willen, das hoffe ich auch«, sagte der Präsident laut.

Neunzehntes Kapitel
    Der große Truck schwankte leicht, als McCracken ihn am späten Sonntagmittag auf den Hof fuhr. Es kam ihm seltsam angemessen vor, daß Arlo Cleese sich ausgerechnet einen Schlachthof als Versteck für seine Waffen ausgesucht hatte.
    Blaine hatte den Lastwagen an einem knapp hundert Kilometer entfernten Schnellimbiß abgefangen. Der ursprüngliche Fahrer würde sich bis zum Anbruch der Dunkelheit von seinen Fesseln befreit haben, doch bis dahin würde Blaine schon längst über alle Berge sein.
    Manuel Alvarez hatte die Waffen, die er Arlo Cleese geliefert hatte, zu diesem Ort mitten in Oklahoma zurückverfolgen können, und McCracken hatte sich in der Hoffnung herbegeben, hier einen Hinweis auf Cleeses Aufenthaltsort finden zu können. Seine Midnight Riders waren die militanteste aller radikalen Zellen der sechziger Jahre gewesen. Sie hatten auf die üblichen Entführungen, Banküberfälle und kleinen Sprengstoffattentate verzichtet und sich direkt einer Zerstörung im großen Maßstab zugewandt. Zu diesen Zielen hatten unter anderem ein Gerichtsgebäude gehört, ein Bürogebäude, für das man zahlreiche Mietshäuser hatte abreißen müssen, und eine Kirche, die regelmäßig von führenden Mitgliedern des Washingtoner Establishments besucht wurde. Allein diese drei Bombenattentate hatten ein Dutzend Opfer gefordert. Weitere zehn Menschen waren bei mehreren Schußwechseln mit FBI-Agenten gestorben, nachdem diese die Schlupfwinkel der Midnight Riders entdeckt hatten; Cleese selbst hatte bei solch einem Feuergefecht einen Treffer in den Oberschenkel abbekommen und humpelte seitdem.
    Cleese war auch immer zuvor wieder mal untergetaucht, doch

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