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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Wenn der Plan auch ohne den Anführer der Midnight Riders ausgeführt werden konnte, war es sinnlos, ihn auszuschalten. Nein, jetzt war ein gründliches Verhör vonnöten, und dann konnte er Cleese an Manuel Alvarez ausliefern, der schon dafür sorgen würde, daß er seinen gerechten Lohn bekam.
    McCracken stieg von der Plattform hinab und ging auf den Pferch zu, wobei er in das Blickfeld von zwei mit Gewehren bewaffneten Wächtern geriet, die auf dem Gelände patrouillierten. Er ging weiter, als würde er einfach eine ihm angewiesene Aufgabe ausführen. Er hatte bemerkt, daß hier draußen niemand eine Atemmaske trug, und so hatte er seine heruntergezogen, bevor er die Plattform verlassen hatte.
    Als er sich dem Pferch näherte, wurde der strenge Geruch der Tiere stärker. Der Boden unter seinen Füßen war naß und mit Schlamm und Kuhscheiße bedeckt. Blaine stellte fest, daß der Dung Arlo Cleeses hohe Gummistiefel bis zu den Knöcheln bedeckte. Auf einem Brett vor dem Pferch stand ein zweites Stiefelpaar. Die Wachen verstohlen aus den Augenwinkeln beobachtend, stützte Blaine sich an dem Zaun ab und zog die Gummistiefel über seine Schuhe. Er fühlte sich zwar in seinen Bewegungen behindert, konnte nun aber wenigstens durch den Schlamm gehen, ohne Aufsehen zu erregen.
    Blaine zog das Tor auf und trieb die Rinder in dessen Nähe auseinander. Er ging durch die Masse der schnaubenden Tiere direkt auf Cleese zu, der ihn gar nicht zu beachten schien und weiterhin mit regelmäßigen Bewegungen Futter in einen Trog schaufelte. Am anderen Ende des Pferches war ein Gatter geöffnet worden, und mehrere Tiere zwängten sich hindurch, um ihren letzten Gang anzutreten. Um noch unauffälliger zu wirken, griff McCracken sich eine einsam herumstehende Schaufel. Er war bis auf zwei Meter an Cleese herangekommen, als der sich endlich umdrehte.
    »Fang du auf der anderen Seite an. Ich mache die Tröge hier fertig und …« Cleese musterte McCracken genau und hielt inne. »He, ich kenne Sie gar nicht.«
    »Nein, Sie kennen mich nicht.«
    Cleeses Blick senkte sich auf die Pistole, die Blaine in Hüfthöhe verborgen hielt. »Wenn Sie mich töten wollen … ich bin bereits tot.«
    »Wir werden jetzt einen kleinen Spaziergang machen.«
    »Meinen Leibwächtern würde das gar nicht gefallen.«
    McCracken folgte Cleeses Blick zu den beiden bewaffneten Posten, die gut fünfzig Meter entfernt waren. »Sie müssen nichts davon mitbekommen.«
    »Ich habe jemanden wie Sie erwartet.«
    »Wirklich?«
    »Es überrascht mich nur, daß es so lange gedauert hat«, fuhr Cleese fort, zog einen Futtersack zu sich heran und riß ihn auf. »Das bedeutet wohl, daß ihr Arschlöcher so langsam auf den Trichter gekommen seid.« Er richtete sich auf und blieb starr stehen. »Wenn Sie ein Tänzchen machen wollen, können wir es hier und jetzt hinter uns bringen. Ich gehe nirgendwo hin.«
    Die SIG fühlte sich in Blaines Hand plötzlich ganz schwer an. Hier stimmte irgend etwas nicht. Zwei Meter vor ihm stand ein militanter Terroristenführer, von dem er angenommen hatte, er wollte eine Revolution anzetteln, bis zu den Knien im Dreck und klang eher so, als wäre er ein Opfer.
    Die Unentschlossenheit mußte sich auf Blaines Gesicht gezeigt haben.
    »Augenblick mal«, murmelte Cleese, »warten Sie mal … Verdammte Scheiße! Sie gehören gar nicht zu denen!« Nun wirkte er argwöhnisch, nicht mehr resigniert, sondern mißtrauisch. »Was, zum Teufel, haben Sie dann hier zu suchen?«
    »Ich dachte, ich rette unser Land mal eben vor einem alten Arschloch, das nicht weiß, wann es aufhören muß.«
    Cleese beförderte die erste Schaufel Futter aus dem neuen Sack in den Trog. Die Tiere, die sich davor zusammengedrängt hatten, liefen auseinander, um sich daran gütlich zu tun.
    »Sie liegen völlig falsch, Mann.«
    »Nicht unbedingt. Zumindest weiß ich, daß Manuel Alvarez Ihr Waffenlieferant war. Und daß Sie so gut ausgerüstet sind, daß Sie jetzt zu Ende bringen können, was Sie vor fünfundzwanzig Jahren mit den Midnight Riders und dem Rest dieser verrückten Randszene angefangen haben.«
    Cleese lächelte. »Sie glauben, ich hätte die beiden Alvarez umgebracht?«
    »Würde doch Sinn ergeben.«
    »Ja, für jemanden, der mir diese Sache in die Schuhe schieben will, diese und noch jede Menge andere. He, ich hätte die nötigen Leute und die Ausrüstung, aber was soll die Scheiße? Ich und all die anderen alten Arschlöcher … wir haben uns gewissermaßen zur

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