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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Jeder Käfer ist mit vier oder fünf Artilleristinnen bestückt, welche die Bienen mit ihren kräftigen Ameisensäuresalven ins Visier nehmen.
    Der Bienenschwarm bremst ab, faßt sich wieder. Die Askoleinerinnen zücken ihren Stachel.
    Punktlinienformation! gibt eine Askoleinerin aus. Nehmt euch die Flieger vor!
    Die zweite Linie Nashornkäfer erzielt eine geringere Wirkung. Die Bienen gehen ihnen aus dem Weg, indem sie unter ihrem Bauch durchfliegen, dann wieder aufsteigen, um ihren Hals zu erreichen und ihren Stachel bis zum Heft hineinzubohren. Jetzt stürzen die Käfer und ihre ungeschickten Lenker aus schwindelnder Höhe.
    Ein getanzter Befehl ergeht: Attacke! Sturmangriff!
    Es regnet askoleinische Stacheln.
    Die Bienen sind mit einem Dorn in Form einer Harpune ausgestattet. Wenn er im Fleisch eines Opfers steckenbleibt, reißt die Biene bei dem Versuch, sich loszumachen, ihre Giftdrüse heraus und stirbt. Der Panzer der Ameisen hält den Dorn zwar nicht zurück, ganz anders aber der der Käfer.
    In den folgenden Minuten stürzen mehrere Nashornkäfer, aber sie ziehen sich zu einer fliegenden Raute zusammen und halten gegen das letzte Dreieck aus Killerbienen stand.
    Die geometrischen Formen der Soldatinnenmassen lösen sich auf. Die Ameisenraute wird zu mehreren kleinen und kompakteren. Das Bienendreieck öffnet sich zu einem Ring.
    Da wird auf einer Senkrechten von etwa hundert über-einandergeschichteten Schlachtfeldetagen gekämpft. Es ist wie ein Schachspiel auf hundert parallelen Ebenen.
    Je näher man kommt, desto aufregender wird es. Die Armada der belokanischen Luftschiffe funkelt. Die Bienen nutzen die heißen Luftströme aus, um aufzusteigen und die sanftmütigen Käfer zu entern. Sie sind wie eine Schar kleiner Boote, die hinter großen Schiffen her sind.
    Die Salven mit sechzigprozentiger Ameisensäure brausen wie Orgelpfeifen aus flüssigem Feuer. Die eingeäscherten Flügel rauchen, die getroffenen Bienen versuchen ihren Schwung zu nutzen, um sich wie Pfeilchen in den Panzer der Käfer zu verhaken.
    Wenn die Stachel zu nah sind und die Artilleristinnen es nicht schaffen, auf sie anzulegen, zerbeißen sie diese mit ihrer Kieferzange. Das Spiel ist riskant. Oft rutscht der Stachel ab und bohrt sich in den Mund. Dann tritt fast augenblicklich der Tod ein.
    In der Luft schwebt ein Geruch nach verbranntem Honig.
    Die Bienen haben kein Gift mehr. Ihre Spritzen können den tödlichen Stoff nicht mehr injizieren. Die Artilleristinnen haben keine Säure mehr. Ihre flüssigen Flammenwerfer sind nicht mehr einsatzbereit. Bei den letzten Scharmützeln heißt es nur mehr Kieferscheren gegen trockene Stachel. Der Schnellere und Schlagfertigere wird gewinnen!
    Manchmal gelingt es den Nashornkäfern, die Bienen auf ihr Stirnhorn zu spießen. Ein besonders geschickter Käfer entwickelt gar eine eigene Technik: Er rammt die Bienen mit seiner Flanke und nimmt sie dann auf sein Horn. Vier unglückliche Kämpferinnen aus Askolein stecken auf dieser Spitze, die aussieht wie ein Spießchen mit gelb-schwarz gestreiften Früchten.
    Nr. 103 streckt eine Biene nieder, kurz bevor diese Nr. 9
    töten kann. Sie stößt ihr die rechte Kieferschere in den Rücken.
    Bei den Insekten gibt es keinen verbotenen Schlag. Alles ist erlaubt, damit man am Leben bleibt.
    Dann stürzt sich Nr. 9 allein auf ihrem Nashorn in ein Gewühl von Bienen in Kampfformation. Sogleich bauen ihre Gegnerinnen eine mit Piken gespickte Reihe vor ihr auf. Ihre nach vorn gerichteten spitzen Stachel würden mehr als eine Ameise abschrecken, aber Nr. 9 hat auf ihrem Nashorn eine derartige Geschwindigkeit erreicht, daß sie nichts mehr aufhalten kann. Das Horn dringt durch die Linie aus Dornen.
    Das Gewühl bricht auseinander.
    Auf ihren beiden Hinterbeinen stehend, ficht Nr. 103 mit ihren Kiefersäbeln gegen die Stachelflorette von zwei betäubenden Bienen. Doch ihr Nashorn verliert an Höhe. Um sein Stirnhorn herum stecken überall schwarze Harpunen wie Banderillas, und es fällt ihm schwerer, seine Flugbahn einzuhalten.
    Das Tier ist erschöpft. Es verliert weiter an Höhe. Es verliert überall Blut. Jetzt ist es schon auf Höhe der Begonien.
    Nr. 103 legt eine Bruchlandung hin.
    Die Bienen befinden sich noch immer über ihr, aber eine Schwadron Artilleristinnen zu Fuß vertreibt sie rasch.
    Nr. 103 hat jetzt etwas anderes sehr Wichtiges zu tun.
    Über dem Gemenge der Kämpferinnen tanzen die Bienen Achten, um die Kämpfe zu kommentieren.
    Wir brauchen

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