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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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gebauten Gänge der Ameisenstädte.
    Sind die Ameisen womöglich nicht so intelligent und geschickt wie die Bienen? Man könnte es beinahe glauben, bedenkt man die Masse des Bienengehirns, das viel größer als das der Ameisen ist. Andererseits haben die biologischen Studien der Königin Chli-pu-ni bewiesen, daß die Intelligenz nicht allein eine Frage des Gehirnvolumens ist. Die Stielleiber, ein Erbe des komplizierten Nervensystems der Insekten, sind bei den Ameisen viel ausgeprägter.
    Die Belokanierinnen marschieren weiter und entdecken einen Schatz: einen zum Bersten mit Nahrungsmitteln gefüllten Saal.
    Dort befinden sich zehn Kilo Honig, das heißt zwanzigmal das Gewicht aller Bewohnerinnen des Bienenstocks. Die Roten diskutieren unter nervösen Antennenbewegungen.
    Das Abenteuer ist eindeutig zu gefährlich. Sie machen kehrt und gehen Richtung Ausgang.
    Nieder mit den Flüchtigen! Schlagen wir die Eindringlinge, solange sie in unseren Mauern eingeschlossen sind, meint eine Biene. Überall spucken die sechseckigen Waben Bienenkriegerinnen aus.
    Unter den Schlägen der Giftdorne fallen die Ameisen reihenweise. Diejenigen, die am Boden festgeklebt sind, haben nicht einmal die Ehre gehabt, an der Schlacht mitzuwirken.
    Nr. 9 gelingt es jedoch, mit dem Großteil des Kommandos aus dem Bienenstock zu entwischen. Die Ameisen besteigen ihre Schlachtrösser und heben ab, während eine Schar Askoleinerinnen sie verfolgt und dabei Triumphdüfte verströmt.
    Doch während die Goldene Stadt sich im Innern schon bereit macht, den Erfolg zu feiern, knackt es bedrohlich. Die Decke von Askolein bricht ein, und Ameisen, Hundertschaften von Ameisen, tauchen im Bienenstock auf.
    Nr. 103 hat eine perfekte Strategie ausgearbeitet. Während die Bienen die Ameisenarmada verfolgten, ist sie auf einen Baum geklettert und hat Tausende von Belokanierinnen zum Sturm auf die von ihren fliegenden Soldatinnen verlassene Stadt geführt.
    Paßt auf, daß ihr nicht alles kaputt schlagt. Erledigt so wenige Feindinnen wie möglich. Nehmt lieber die fortpflanzungsfähigen Larven als Geiseln! gibt Nr. 103 aus, während sie die Leibwache der Königin Zaha-haer-scha niedermäht.
    In wenigen Sekunden befinden sich alle fortpflanzungsfähigen Larven mit dem Hals im Zangengriff der Kreuzzüglerinnen. Die Stadt ergibt sich. Askolein kapituliert.
    Die Herrscherin hat alles durchschaut. Das Eindringen des Kommandos war nur ein Ablenkungsmanöver. Währenddessen haben die Ameisen ohne Flugtiere das Dach ihres Nests durchbohrt und eine viel gefährlichere zweite Front eröffnet.
    So wurde die »Schlacht in der kleinen grauen Wolke«
    gewonnen, die in dieser Region zum Markstein der endgültigen Eroberung der dritten Dimension durch die Ameisen wurde.
    So, und jetzt? fragt die Bienenkönigin. Wollt ihr uns töten?
    Nr. 9 erwidert, dies sei nie die Absicht der Roten gewesen.
    Ihr einziger Feind seien die Finger. Sie allein seien das Ziel ihres Kreuzzuges. Die Ameisen von Bel-o-kan hätten nichts gegen die Bienen. Sie brauchten schlichtweg ihr Gift, um die Finger zu töten.
    Die Finger müssen ja recht wichtig sein, wenn sie soviel Aufmerksamkeit verdienen, meint Zaha-haer-scha.
    Nr. 103 fordert außerdem eine Hilfslegion der Bienen. Die Herrscherin erklärt sich einverstanden. Sie bietet ein Elite-geschwader an, die Blumengarde. Sofort fangen dreihundert Bienen an zu brummen. Nr. 103 erkennt sie wieder. Das sind die Soldatinnen, die den Reihen der Belokanierinnen die meisten Verluste beigebracht haben. Zusätzlich verlangen die Kreuzzüglerinnen vom Goldenen Bienenstock Herberge für die Nacht und Honigvorräte für den Weg.
    Die Königin von Askolein fragt: Warum bekämpft ihr die Finger so hartnäckig?
    Nr. 9 erläutert, daß die Finger das Feuer verwendeten. Daher stellten sie eine Gefahr für alle Arten dar. Einst hätten die Insekten einen Pakt geschlossen: eine Union gegen die Feuerbenutzer. Es sei an der Zeit, diesen Pakt in die Tat umzusetzen.
    Daraufhin bemerkt Nr. 9, wie Nr. 23 aus einer Wabe kommt.
    Was hast du dort getrieben? fragt Nr. 9 mit aufgerichteten Antennen.
    Ich habe nur eine Runde gedreht, um das königliche Gemach zu besichtigen, meint Nr. 23 beiläufig. Die beiden Ameisen haben nicht das beste Verhältnis, und es wird zusehends schlechter.
    Nr. 103 trennt sie und fragt, wo Nr. 24 hingekommen sei.
    Nr. 24 ist bei der Schlußattacke abhanden gekommen. Sie hat gekämpft, hat eine Biene verfolgt und … und jetzt weiß sie nicht mehr so

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