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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Wells. Wir haben ihre Artikel gelesen und gewußt, daß etwas in ihr steckte. Von Ihnen wußten wir nicht mal, daß es Sie gab.«
    Méliès’ Kauen wurde nervöser. Juliette fuhr fort: »Um Mademoiselle Wells zu überwachen, haben wir bei ihr eine mechanische Ameise eingeschleust. Unsere Spionin hat uns von den Aufzeichnungen Ihrer Gespräche berichtet. Dadurch ist uns klargeworden, daß Sie von beiden der hellere Kopf waren. Mit Ihrer Geschichte vom Rattenfänger von Hameln waren Sie uns schon fast auf die Spur gekommen. Daraufhin haben wir beschlossen, die Bande auf Sie zu hetzen.«
    »Und deshalb bin ich beschuldigt worden. Zum Glück haben Sie mit Ihren Morden weitergemacht …«
    »Professor Cygneriaz hatte das Endprodukt in Händen. Das war das Hauptziel unserer Vernichtungsaktion.«
    »Und wo ist dieses berühmte Ameisengift ›Babel‹ jetzt?«
    »Nach dem Tod von Professor Cygneriaz hat eines unserer Kommandos das Reagenzglas mit dieser Pest vernichtet. Nach unserer Kenntnis gibt es kein zweites. Hoffen wir, daß nicht eines Tages neue Forscher auf dieselbe Idee kommen. Edmond Wells hat geschrieben, daß die Ideen in der Luft liegen … Die guten und die schlechten!«
    Sie seufzte.
    »Na, jetzt wissen Sie alles. Ich habe alle Ihre Fragen beantwortet. Ihnen nichts vorenthalten.«
    Madame Ramirez streckte die Hände aus, als würde sie erwarten, daß Méliès ein Paar Handschellen aus der Tasche zog.
    »Klagen Sie mich an. Verhaften Sie mich. Sperren Sie mich ein. Aber ich bitte Sie: Lassen Sie meinen Mann in Frieden. Er ist ein guter Mensch. Er konnte den Gedanken an eine Welt ohne Ameisen einfach nicht ertragen. Er wollte den Reichtum der Erde retten, der von ein paar selbstherrlichen Wissenschaftlern bedroht wurde. Lassen Sie Arthur bitte in Frieden. Er ist sowieso schon vom Krebs zum Tode verurteilt.«
     

167. KEINE NEUIGKEITEN SIND SCHLECHTE NEUIGKEITEN
    Was gibt es Neues vom Kreuzzug?
    Nichts.
    Was? Es gibt keine Neuigkeiten? Ist denn keine Fliegenbotin aus dem Osten zurückgekehrt?
    Chli-pu-ni führt ihre Fühler an die Lippen und wäscht sie ausgiebig. Sie spürt, daß die Dinge nicht so einfach liegen.
    Vielleicht sind die Ameisen erschöpft, weil sie die Finger getötet haben?
    Königin Chli-pu-ni will wissen, ob das Rebellinnenproblem geregelt sei. Eine Soldatin antwortet, es seien jetzt zwei-bis dreihundert, die schwer aufzuspüren seien.
     

168. ENZYKLOPÄDIE
     
    DAS ELFTE GEBOT: Letzte Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Ich bildete mir ein, Paris sei von einer großen Schaufel in einen durchsichtigen Topf gesteckt worden. Sobald die Stadt in dem Topf war, wurde alles dermaßen durchgeschüttelt, daß der Eiffelturm die Wand meines Badezimmers durchbohrte.
    Alles wurde umgeworfen, ich rollte an der Zimmerdecke entlang, gegen mein geschlossenes Fenster drückten sich Tausende von Fußgängern. Die Autos steckten in den Kaminen, die Straßenlaternen kamen durch die Fußböden. Die Möbel kullerten herum, und ich flüchtete aus meiner Wohnung.
    Draußen ging alles drunter und drüber, der Arc de Triomphe lag in Stücken, die Kathedrale Notre-Dame stand auf dem Kopf; ihre Türme hatten sich fest in die Erde gebohrt. Aus dem aufgerissenen Boden sprangen Metrowaggons und spuckten ihren Menschenbrei aus. Ich lief mitten durch die Trümmer und kam zu einer riesigen Glaswand. Dahinter befand sich ein Auge. Ein einziges Auge, das so groß wie der ganze Himmel war und mich beobachtete. Einmal, als das Auge meine Reaktion testen wollte, klopfte es mit etwas, das für mich wie ein riesenhafter Löffel aussah, gegen die Wand. Es ertönte ein ohrenbetäubender Glockenschlag. Alle Wohnungsfenster, die noch heil waren, zerbarsten. Das Auge betrachtete mich immer noch: Es war hundertmal größer als eine Sonne. Ich würde mir nicht wünschen, daß so etwas passiert. Seit diesem Traum suche ich im Wald nicht mehr nach Ameisenhügeln. Dieser Traum hat mich zu einem elften Gebot angeregt, das ich selbst erfüllen will, ehe ich es meiner Umgebung auftrage: Anderen nichts tun, von dem ich nicht will, daß man es mir tut. Und mit
    »andere« meine ich alle anderen.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Bd. 2

169. IM SCHABENLAND
    Eine Katze sieht ein merkwürdiges Tier vorbeifliegen. Durch das Balkongitter schlägt sie mit der Pfote danach. Der Käfer »Großes Horn« stürzt ab. Nr. 103 bleibt gerade noch genug Zeit zum Abspringen, ehe er auf dem Boden aufschlägt.
    Sie fängt den

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