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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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endete und von Edmond Wells unterzeichnet war. Sie war angewidert, am Rand der Tränen. Sie brüllte:
    »Diebe, Sie sind einfach Diebe! Das war für mich bestimmt, das war alles für mich bestimmt! Mein einziges Erbe haben Sie mir gestohlen. Das geistige Vermächtnis meines Vaters haben Sie mir geraubt! Ich hätte sterben können, ohne je gewußt zu haben, daß seine letzten Gedanken mir galten! Wie konnten Sie nur …«
    Sie brach zusammen, und Méliès legte tröstend einen Arm um ihre zerbrechlichen Schultern; ihr Leib wurde von unterdrückten Schluchzern geschüttelt.
    »Verzeihen Sie uns«, sagte Juliette Ramirez.
    »Ich war mir sicher, daß es so einen Brief gab. Ja, ich war mir ganz sicher! Mein ganzes Leben habe ich darauf gewartet!«
    »Vielleicht sind Sie uns weniger böse, wenn ich Ihnen versichere, daß das geistige Vermächtnis Ihres Vaters nicht in die falschen Hände gefallen ist. Nennen Sie es Zufall oder Schicksal … Es ist, als hätte die Vorsehung gewollt, daß uns dieses Paket erreicht.«
    Arthur Ramirez hatte sich umgehend an den Nachbau der Maschine gemacht. Er hatte sogar einige Verbesserungen angebracht. So daß das Ehepaar jetzt mit den Ameisen in seinem Terrarium Gespräche führte. Jawohl, sie unterhielten sich mit Insekten!
    Zwischen Empörung und Erstaunen hin-und hergerissen, war Laetitia wie betäubt. Wie Méliès wollte sie eilends erfahren, wie die Geschichte weiterging.
    »Was war das anfangs für ein Glücksgefühl!« sagte die Frau.
    »Die Ameisen erklärten uns, wie ihre Föderationen funktionierten, erzählten von ihren Kriegen, den Kämpfen zwischen den Arten. Wir entdeckten also ein paralleles Universum – unter unseren Sohlen und hochgradig intelligent. Wissen Sie, die Ameisen haben Werkzeuge, sie haben ihre eigene Landwirtschaft, sie haben Schneidetechniken entwickelt. Sie kennen sogar abstrakte Begriffe wie Demokratie, Kastenwesen, Arbeitsteilung, gegenseitige Hilfeleistung
    …«
    Mit ihrer Hilfe hätten sie ihre Denkweise besser kennengelernt. Arthur Ramirez habe ein Computerprogramm ausgearbeitet, das den »Geist des Ameisenhaufens« nachstellen könne. Gleichzeitig erfand er winzige Roboter: »Ameisen aus Stahl«.
    Sein Ziel war es, einen künstlichen Ameisenhaufen mit Hunderten von Robotern zu schaffen. Jede sollte mit unabhängiger Intelligenz ausgestattet sein (einem Computerprogramm in einem elektronischen Chip), sich jedoch an den Gesamtorganismus anschließen können, um gemeinsam zu denken und zu handeln. Juliette Ramirez suchte nach Worten:
    »Wie soll ich mich ausdrücken? Das Ganze war ein einziger Computer aus verschiedenen Elementen, oder besser: Ein zerlegtes Gehirn aus solidarischen Neuronen. 1 + 1 = 3, also 100 + 100 = 300.«
    Seine »Ameisen aus Stahl« hielt Arthur Ramirez zur Eroberung des Weltraums für absolut geeignet. Warum sollte man daher, anstatt eine elektronische Sonde zu fernen Planeten zu senden, wie es üblicherweise gemacht wurde, nicht tausend kleine elektronische Sonden mit ihrer zugleich individuellen und kollektiven Intelligenz losschicken? Wenn eine von ihnen ausfallen oder kaputtgehen sollte, würden neunhundertneun-undneunzig andere die Verbindung zur Erde aufrechterhalten, während bei einer einzigen großen Sonde im Fall eines dummen mechanischen Defekts das ganze Weltraumprogramm scheiterte.
    Méliès verhehlte seine Bewunderung nicht.
    »Auch in bezug auf Kriegsgerät«, meinte er, »ist es leichter, einen großen, sehr intelligenten Roboter zu zerstören als tausend kleine, die einfacher, dafür aber solidarischer sind.«
    »Das ist das Grundprinzip der Synergie«, unterstrich Madame Ramirez. »Das Zusammenwirken übertrifft die Summe der einzelnen Talente.«
    Nur leider fehlte den Ramirez’ für all ihre großen Projekte das Geld. Die Miniaturteile sind teuer, und weder der Spielwarenladen noch Juliettes Tätigkeit als Postbotin warf genug ab, um die Materialien zu bezahlen. Da kam Arthur Ramirez’ fruchtbarer Verstand auf einen neuen Einfall: Juliette sollte bei der Sendung »Denkfalle« mitmachen. Zehntausend Francs am Tag – was für ein Segen! Er schickte an die Produzenten die besten Rätsel aus der Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens von Edmond Wells. Sie löste sie. Die Rätsel von Wells wurden regelmäßig angenommen, denn niemand dachte sich bessere aus.
    »Also alles ein abgekartetes Spiel«, empörte sich Méliès.
    »Es ist immer alles ein abgekartetes Spiel«, sagte Laetitia.
    »Interessant ist

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