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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Nebel und Wolken und Dunst eigentlich nicht besonders mögen.«
    Jon-Tom suchte verzweifelt nach einer Erwiderung, weil er spürte, wie ihm der Sieg zwischen den Fingern zu zerrinnen drohte. »Was zählt, das ist nicht die Tatsache, daß es ständig bewölkt und feucht ist. Was zählt, das ist vielmehr eure Sicht der Dinge.«
    »Was soll das heißen, unsere Sicht der Dinge?« fragte eine neue Gedankenstimme. »Unsere Sicht ist düster und traurig und sinnlos.«
    »Nur wenn ihr glaubt, daß die Dinge so sind«, teilte ihm Jon- Tom mit. »Klar könnt ihr es so sehen, daß euer Leben sinnlos und hoffnungslos ist. Aber warum wollt ihr die Dinge nicht mal in einem positiven Licht sehen? Es hängt alles nur davon ab, ob ihr eure Sichtweise verändern wollt oder nicht. Anstatt eure natürlichen Gegebenheiten als deprimierend anzusehen, solltet ihr mal daran denken, daß die Gleichmäßigkeit des Klimas und des Landes etwas Stabilisierendes, Beruhigendes hat. Die Einstellung ist alles, wenn es um seelische Gesundheit geht.«
    »Ich glaube, ich kann dir nicht so recht folgen, Mann«, meinte ein anderer Pilz.
    »Ich auch nich, Kumpel.«
    »Sei still, Mudge! Hört mal, die Existenz ist das, was man daraus macht. Wie ihr eure Umgebung betrachtet, hat auch Einfluß darauf, wie ihr gefühlsmäßig dazu steht.«
    »Wie soll man sich in einer solchen Umgebung denn anders als deprimiert fühlen?« fragten die Lebermoose verwundert.
    »Na schön. Wenn euch das besser gefällt, dann lebt eben mit dieser Denkweise. Es ist nichts dagegen einzuwenden, ständig deprimiert und niedergeschlagen zu sein, solange man sich dabei gut fühlt. Habt ihr euch jemals lustig und fröhlich gefühlt?«
    »Nein, nein, nein«, lautete die sofortige und einstimmige Antwort.
    »Woher wollt ihr dann wissen, daß es besser ist, als sich deprimiert und niedergeschlagen zu fühlen? Vielleicht ist ja eins so gut wie das andere.«
    »So was sagen die anderen Reisenden nie, die hier vorbeikommen«, murmelte der Giftpilz. »Bevor sie sich entspannen, die Sache von unserem Standpunkt aus sehen und sich für ein paar Monate gleichmäßiger Zersetzung niederlassen.«
    Jon-Tom erschauerte leise. »Klar, das sagen sie, aber sehen sie etwa so aus, als wären sie besser dran? Geben sie sich vielleicht zufriedener, stehen sie mehr im Einklang mit ihrer Umgebung als ihr?«
    »Natürlich stehen sie nicht genauso im Einklang mit ihrer Umgebung«, sagte der erste Pilz. »Aber diese Umgebung hier ist...«
    »... feucht und dreprimierend«, beendete Jon-Tom den Satz.
    »Das ist ja auch in Ordnung, solange man es auch akzeptiert. Es ist okay, die ganze Zeit deprimiert zu sein, solange man sich dabei in Ordnung fühlt. Warum sollte es nicht Spaß machen, deprimiert zu sein? Wenn eure Umgebung euch dieses Gefühl vermittelt, dann heißt das doch, daß ihr im Einklang mit eurer Umgebung seid, und das sollte euch ein gutes Gefühl geben, Sicherheit und Selbstvertrauen.«
    Roseroars Miene spiegelte ihre Verwirrung wider, doch sie sagte nichts. Mudge saß nur still da und schüttelte den Kopf. Doch immerhin dachten sie nach, und das hielt sie davon ab, wieder gefährlich ruhelos zu werden.
    »He«, murmelte ein purpurner Giftpilz, »vielleicht ist es wirklich in Ordnung, mich die ganze Zeit am Boden zerstört und mürrisch zu fühlen, wenn's für mich funktioniert.«
    »Genau«, sagte Jon-Tom aufgeregt, »genau darum geht es, darauf will ich hinaus. Alles, jedes Wesen, ist anders. Nur weil ein geistiger Zustand für uns Wandelwesen funktioniert, muß das nicht heißen, daß für euch dasselbe gilt. Wenigstens seid ihr nicht die ganze Zeit über verwirrt, wie das die meisten Mitglieder meiner Art sind.«
    »Ist ja wirklich ziemlich weit abgefahren!« rief ein aufgeklärter Trüffel aus einem klumpen Felspilze heraus.
    »Existenz ist sinnlos. Das Leben ist völlig verkorkst. Bewußtsein ist Beschiß! Und wißt ihr was? Ich fühle mich gut dabei! Paßt doch alles ins Bild!«
    »Wunderbar«, sagte Jon-Tom. »Leb damit!« Er stemmte die Arme in die Hüften und drehte sich im Kreis. »Hat noch jemand hier Schwierigkeiten, damit klar zu kommen?«
    »Ja, wir schon«, sagte eine Flottille von Pilzen, die sich an einem schmierigen Haufen toter Pflanzen in der Nähe eines kleinen Teichs festhielten.
    »Dann erklärt es mir!« sprach Jon-Tom ihnen zu. »Es fing an, als wir noch ganz junge Sporen waren...« So ging es die ganze Nacht weiter. Am Morgen war Jon-Tom erschöpft, aber der ihn umgebende

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