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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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noch eine Weile auf ihm ruhen.
    »Ha, das ist schon angemessener! Zwar noch nicht unterwürfig genug, aber das kommt mit der Zeit. Siehst du?« Er musterte den alten Seemann. »Ist doch alles in Ordnung. Musik kann uns nicht schaden. Nicht wahr, großer Mann? Denn wenn ich auch nur eine Sekunde lang den Verdacht schöpfen sollte, du willst mich irgendwie reinlegen...«
    »Ich bin nur ein Wanderbarde, mein Herr«, erklärte JonTom hastig. »Ich möchte lediglich die Gelegenheit haben, meinen erlernten Beruf auszuüben.«
    »Ha, und deine zarte Haut zu retten«, grunzte Corroboc.
    »Also gut, machen wir es!« Er lehnte sich in dem sanft schwingenden Korbstuhl zurück. Sasheem stand neben ihm und säuberte sich mit einem Gerät die Zähne, das aussah wie ein dreißig Zentimeter langer Eispickel. Jon-Tom wußte genau, daß der Pirat ihm beim leisesten Anzeichen von Rebellion die scharfe Spitze in die Kehle rammen würde.
    Nervös zupfte er auf der Duar herum, und die ersten Worte kamen nur als Krächzen hervor. Wieder lachte die Mannschaft. Corroboc schien sein Unbehagen offensichtlich zu genießen.
    »Verzeihung, mein Herr!« Er räusperte sich und wünschte, er hätte ein Glas Wasser zur Hand, doch er wagte es nicht, die Bitte zu riskieren. »Dies... dieser Song stammt von einer Gruppe von Barden, die sich die Eagles, also die Adler nannten.«
    Corroboc wirkte angenehm berührt. »Meine Flugverwandten, obwohl ich es vorziehe, ohne Clan zu fliegen. Kräftig, aber von weichem Hirn. Von ihrem Gesang habe ich nie viel gehalten, weil ihre Stimmen zu hoch und schrill sind.«
    »Nein, nein!« erklärte Jon-Tom. »Dieser Song stammt nicht von Adlern, sondern von Menschen wie mir, die sich so zu nennen beliebten.«
    »Merkwürdige Namenswahl. Warum haben sie sich denn nicht Die Menschen genannt? Na, ist auch egal. Sing, Barde! Sing und erfreue die Herzen meiner Seemänner und mein eigenes dazu!«
    »Wie Sie befehlen, Kapitän«, sagte Jon-Tom. Und er begann zu singen.
    Die Duar war zwar keine Gitarre, aber der Text kam ihm leicht genug über die Lippen. Als erstes spielte er ›Take It Easy‹ . Glatt und unbeschwert perlten die langen hohen Töne aus seiner Kehle. Als er am Ende war, wechselte er sofort zum nächsten wohlausgesuchten Song über. Corroboc schloß die Augen, und auch die übrige Mannschaft begann sich zu entspannen. Sie genossen die Musik. Jon-Tom fuhr mit ›Best of My Love‹ fort und gab dann ein Potpourri von Hits der Bee Gees zum besten.
    In seiner Nähe kniff Mudge die Augen zusammen, als er Wachs auf das vom Wind gegerbte Holz klatschte und fragte: »Was 'at er vor?«
    »Weiß ich nicht«, meinte Roseroar. »Kann nichts üba mächtige Dämon'n oda Geister hör'n.«
    Nur Jalwar lächelte, während er weiter arbeitete. »Das sollt ihr auch nicht, und diese Grobiane um uns herum ebensowenig. Hört doch zu! Begreift ihr denn nicht, was er da tut? Würde er von Flucht oder Kampf singen, so würde der Leopard ihm sofort die Gurgel aufschlitzen. Er weiß schon, was er tut. Hört nicht auf die Worte! Sie haben genau die Wirkung, die er erzielen will. Schaut euch doch um! Schaut euch mal die Mannschaft an!«
    Mudge spähte über die Schulter. Seine Augen weiteten sich.
    »'immel, die pennen ja alle!«
    »Ja«, sagte Jalwar. » Sie lauern auf die leiseste Spur einer Bedrohung, und statt dessen lullt er sie mit Wiegenliedern ein. Er ist wahrhaftig ein Meisterbannsänger!«
    »Da sag mal lieber nich!« brummte Mudge beunruhigt, »'ab selbst schon gese'en, wie Seine Erlaucht voll daneben ge'auen 'at, als er schon glaubte, es war alles in Ordnung.« Doch obwohl er kaum daran zu glauben wagte, sah es tatsächlich immer mehr so aus, als sollte Jon-Tom es schaffen. Der Bannsänger arbeitete sich nun durch ›Peaceful Easy Feeling‹ *.
    [etwa: friedliches, lockeres Gefühl« - Anm. d. Übers . ]
»Seht ihr«,
flüsterte
Jalwar
aufgeregt mit
zusammengebissenen
spitzen
Zähnen,
»selbst dieser
    Armleuchter von einem Kapitän dämmert weg!«
    Es bestand kein Zweifel mehr: Corroboc war in seinem Sessel zusammengesackt. Sasheem gähnte und setzte sich neben ihn. Sie gaben ein unschönes Pärchen ab. Auf dem ganzen umgebenden Deck begannen Mannschaftsmitglieder zu blinzeln, zu gähnen und einzuschlafen, wo sie gingen und standen. Nur die drei Gefangenen blieben wach.
    »Erstens wissen wir, was er tut«, erklärte Jalwar, »und außerdem ist seine Magie sowieso nicht gegen uns gerichtet.«
    »Das is gut, Chef.« Mudge mußte ein

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